Story: Lee Jin-seok erhält einen Anruf von der Armee. Man hat an einem ehemaligen Kriegsschauplatz die Leiche
von jemandem gefunden, der Jin-seok hätte sein können. Doch da dieser noch am Leben ist handelt es sich wahrscheinlich
um seinen Bruder Jin-tae. Für Jin-seok kommen alte Erinnerungen an eine grauenhafte Vergangenheit wieder hoch.
Jin-tae (Jang Dong-kun) lebt glücklich zusammen mit seiner Mutter, seiner Freundin Young-shin (Lee Eun-ju) und seinem
Bruder. Er arbeitet hart als Schuhjunge um seinem Bruder Jin-seok (Won Bin) die Ausbildung finanzieren zu können,
denn dieser soll schließlich einmal etwas aus sich machen. Doch es kommt alles anders als erwartet. Es ist das Jahr
1950, die Nordkoreaner marschieren ein und Krieg bricht aus. Jin-seok wird einberufen und auch Jin-tae, der versucht
seinem Bruder dieses Schicksal zu ersparen, ist nun Teil der Armee.
Zusammen kämpfen die Brüder in einem grausamen Krieg der Ideologien und der Unvernunft. Doch Jin-tae ist nur darum
bemüht auf seinen Bruder aufzupassen. Als er hört, dass sein Bruder nach Hause geschickt werden könnte, falls er eine
Ehrenmedaille verdient, verwandelt sich Jin-tae plötzlich zu einem Held. Er wird befördert und meldet sich für freiwillig
für die selbstmörderischsten Missionen. Allerdings verändert der Krieg Jin-tae. Jin-seok erkennt irgendwann seinen
eigenen Bruder nicht wieder und ein unsichtbarer Keil trennt die beiden plötzlich voneinander.
Der Wahnsinn des Kriegs greift um sich. Kann die Liebe zweier Brüder dem wirklich standhalten? Ob der Krieg jemals
enden wird und sie zurück nach Hause können ist unklar. Sicher ist jedoch, dass nichts mehr so sein wird,
wie früher...
Kritik: Als einer der erfolgreichsten Filme (wenn nicht sogar der erfolgreichste) in Korea gefeiert, waren
die Erwartungen an "Taegukgi" sehr hoch. Schlussendlich beweist sich der Film als ein episches Werk über den Krieg,
Bruderliebe und Ideologien. Leider besitzt der Film auch seine Fehler.
Die Hintergründe des Korea-Kriegs, der endlich einmal angemessen verfilmt wird, bleiben auf der Strecke.
Stattdessen tritt eine fiktive Geschichte über zwei Brüder in den Vordergrund, die in den Wirren des Krieges ihre
Liebe zueinander erhalten wollen. Natürlich bedeutet dies auch, dass der Zuschauer etliche emotionale und dramatische
Szenen vorgesetzt bekommt und auch wenn diese nicht wirklich objektive Herangehensweise an die Materie sicherlich
unterhaltsam ist, so vermissen wir doch ein wenig die Hintergrundinformationen. Wie genau kam es zu dem Krieg?
Mit seinen Blockbustereigenschaften war vorrauszusehen, dass "Taegukgi" auch außerhalb Koreas seinen Weg auf die Leinwand
finden würde und so kann man nicht erwarten, dass jeder Westler hunderprozentig über den Korea-Krieg informiert ist!
Schließlich weiß auch nicht jeder, dass sich offiziell Nord- und Südkorea immer noch im Krieg befinden...
Optisch schafft Regisseur Kang Je-gyu ("Shiri") wahrlich Atemberaubendes. Nicht umsonst ist sein Werk der bisher
teuerste koreanische Film überhaupt. Und man sieht hier jeden Dollar (oder eher Won). Die Detailverliebtheit der
Kriegsschauplätze ist beeindruckend. Wegen seines Stils muss sich der Film immer wieder Vergleiche mit Werken wie
"Der Soldat James Ryan" gefallen lassen, doch erreicht er auch ohne Probleme dessen Klasse, trotz sehr viel geringerem
Budgets. Auch hier wird das Kriegsgeschehen mit verwackelter Kamera und schonungslos brutal darsgestellt. Blutspritzer
landen auf der Kamera, Todesschreie hallen über die Ebenen, Körper werden von Explosionen zerfetzt, das ewige
Mündungsfeuer schafft einen monoton-tödlichen Klangteppich und der Zuschauer verliert dabei genauso wie die
Soldaten selbst oftmals den Überblick über das Geschehen, bis sich schließlich alles in einer Orgie der sinnlosen
Gewalt und dem Kampf ums nackte Überleben verliert. Zugegeben, dass auch das Publikum in dem Chaos des Krieges die
Orientierung verliert mag zwar ab und zu etwas frustrierend sein, aber wer sich einen Anti-Kriegsfilm anschaut, sollte
auch mit so etwas rechnen.
Die Ausmaße der Schlachten sind dabei wirklich enorm. Etliche Soldaten bekämpfen sich aufs Blut und es sieht nicht so
aus, als wenn der Großteil von ihnen am Computer vervielfältigt worden wäre. Die zerstörten Städte, vor allem auch
das in Schutt und Asche gelegte Seoul, zeichnen ein Bild von Begebenheiten, über die sich die meisten von uns nicht mal
annähernd bewusst waren. Die Liebe zum Detail ist wirklich enorm und die Spezial- und CGI-Effekte sprechen für sich.
Nur bei den kurzen Animationen der angreifenden Flugzeuggeschwader ist ersichtlich, dass man nicht die Massen an Geld zur
Verfügung hatte, wie z.B. ein Steven Spielberg.
Action gibt es hier aber satt. Viele Schlachten, Feuergefechte und etliche Explosionen treiben den Adrenalinspiegel
nach oben. Interessant ist außerdem, dass viele Gefechte dann in Schlägereien übergehen, bei denen man den
blanken Hass bzw. den reinen Willen zum Überleben bei den Soldaten zum Vorschein kommen sieht. Wer keinen guten
Magen hat, sollte
übrigens einen Bogen um den Film machen, denn hier wird die Gewalt nun mal so dargestellt wie sie im Krieg ist.
Unverblümt und blutig.
Jang Dong-kun ("2009: Lost Memories") stellt mit Sicherheit den interessanteren der beiden Brüder dar. Er lebt nur
dafür seinem Bruder die Ausbildung und das Leben zu ermöglichen, die ihm selbst versagt geblieben ist. Seine Liebe zu seinem
Bruder ist außergewöhnlich und immer präsent. Selbst als er sich immer mehr verändert und genau die selben Greueltaten
verrichtet wie die Nord-Koreaner. Hier zeigt sich der Film nämlich glücklicherweise erstaunlich objektiv. Niemand wird
hier besser oder schlechter dargestellt. Beide Seiten verüben die gleichen Verbrechen und zeigen uns wie sinnlos ein
Krieg ist, der wegen verschiedenen Ideologien gekämpft wird. Am Ende vermisst man aber eine wirklich Aussage, denn
dass jede Art des Krieges grausam und sinnlos ist dürfte ja wohl selbstverständlich sein.
Won Bin ("Guns & Talks") gibt ebenfalls eine solide Darstellung ab und die Art wie sich die beiden Brüder verändern und
außereinander leben soll wahrscheinlich auch das Verhältnis von Nord- und Südkorea widerspiegeln. Etwas zu melodramatisch
ist das ganze dann aber doch, auch wenn hier zum Glück der Hollywood-typische Patriotismus fehlt.
Wie es bei solchen Filmen nunmal üblich ist gibt es auch reihenweise Nebencharaktere, die aber alle ziemlich flach
bleiben, bis sie schließlich im Krieg umkommen. Ein paar Ausnahmen gibt es aber doch, so weiß z.B. ein alter Freund
der Brüder oder Lee Eun-ju als Jin-taes Freundin zu überzeugen. Wie es aber so oft der Fall ist stumpft das Grauen auf
dem Bildschirm den Zuschauer mit der Zeit so sehr ab, dass er über die vielen Toten keine Tränen mehr verlieren kann,
sondern nur noch perplex dasitzt.
Leider hat der Film seine Schwächen. Da man sich nur auf die beiden Hauptcharaktere konzentriert, bleibt der
Krieg hier nur sehr speziell behandelt und verliert durch seine hinzugedichtete Brüder-Story etwas von seiner
Authentizität. Des Weiteren ist "Taegukgi" oftmals sehr unglücklich geschnitten. Von einem auf den anderen Moment
befinden wir uns mitten auf dem Kriegsschauplatz, wobei kurz vorher gerade ein intensiver Dialog geführt wurde.
Gegen Ende hat der Film dann auch ein paar plötzliche Tempoprobleme, was umso stärker auffällt, als dass der Film sonst
Action nonstop bietet. Leider macht der Film auch die selben Fehler, wie seine amerikanischen Pendants. Das Script ist
nicht wirklich originell, vieles davon haben wir schon gesehen und etliches können wir schon im Vorraus erahnen.
Dafür punktet der Film aber wie gesagt mit unglaublich detaillierten Sets, viel Action und tollen Soundeffekten, wobei der
Soundtrack leider wieder etwas zu amerikanisch ausfällt.
"Taegukgi" ist mit seiner Laufzeit von 140 Minuten auf jeden Fall zu lang. Es gibt zwar mehr als genügend Schlachten und
Action um darüber hinwegzutrösten, doch hat man die emotionalen Szenen einfach schon zu oft gesehen.
Korea beweist hier unzweifelhaft, dass man auch mit etwas weniger Geld ein bildschirmgewaltiges Kriegsepos auf die
Beine stellen kann. In vielen Belangen kann sich hier Hollywood noch eine Scheibe abschneiden, zumal mir der Film in der
Tat besser gefallen hat als "Der Soldat James Ryan", aber das ist wohl auch Geschmackssache. Leider hat man sich aber
gerade auf dramatischer Ebene etwas zu sehr bei den amerikanischen Vorbildern bedient.
Wie man sich vielleicht schon gedacht hat, hält sich meine Begeisterung für Kriegsfilme in Grenzen, doch "Taegukgi" ist
ein Werk, das auf jeden Fall unterhalten und bewegen kann. Kang Je-gyus Werk besitzt zwar ein paar Fehler, aber
die epischen Bilder alleine machen den Film eigentlich schon zu einem Must-see.