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Original Title:
Tai Ji: Zhang San Feng

Hong Kong 1993

Genre:
Martial Arts

Director:
Yuen Woo-Ping

Cast:
Jet Li
Chin Siu-hou
Michelle Yeoh
Fennie Yuen
Yuen Cheung-Yan
Lau Shun
Yu Hai


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Tai Chi Master

aka Twin Warriors

Story: Junbao (Jet Li) und Tienbao (Chin Siu-Ho) leben zusammen in einem Shaolin-Kloster, aber Tienbaos hitziges Temperament bringt die beiden immer wieder in Probleme. Eines Tages werden die zwei deshalb aus dem Tempel geworfen. Als wandernde Mönche versuchen sie über die Runden zu kommen, sehen jedoch ein, dass sie sich eine richtige Arbeit suchen müssen. Sie kommen schließlich in einem Gasthaus unter, in dem sich Rebellen aufhalten, die sich gegen die grausame Armeeherrschaft in der Provinz auflehnen. Dort treffen Junbao und Tienbao auch Siu Lin (Michelle Yeoh), die an gebrochenem Herzen leidet, und Li (Fennie Yuen), an der Tienbao augenscheinliches Interesse hat. Doch an diesem Punkt trennen sich die Wege der beiden Freunde. Junbao möchte den Menschen helfen und bleibt bei den Rebellen, die das Volk schützen, Tienbao dagegen möchte Karriere machen und geht deswegen zur Armee, um sich dort unter dem Eunuchen Jin (Sun Jian Kui) in kürzester Zeit weiter nach oben zu arbeiten. Schließlich findet die Armee das Versteck der Rebellen und die beiden ehemaligen Freunde müssen auf unterschiedlichen Seiten gegeneinander kämpfen.

Kritik: "Tai Chi Master" ist einer der unterhaltsamsten Martial Arts Filme der letzten 20 Jahre. Das liegt zum einen an dem Umstand, dass Jet Li und Michelle Yeoh hier bei einem der seltenen Gelegenheiten einmal zusammen auf dem Bildschirm zu sehen sind, als auch an der Chemie zwischen Li und Chin Siu-Ho. Eine Freundschaft, die auf die Probe gestellt wird, mag sich zwar nicht unbedingt nach einem Ausgangspunkt für eine originelle Story anhören, aber gerade diese erfüllt doch über Maßen ihren Zweck und macht einen Großteil des Unterhaltungswerts des Films aus. Darüber hinaus ist der größte Pluspunkt des Films Regisseur und Action Choreograph Yuen Woo-Ping, der sich nach seiner Arbeit für "Matrix" und "Kill Bill" wohl kaum vor Aufträgen retten kann und hier einmal mehr zeigt, warum er später schließlich so erfolgreich wurde. "Tai Chi Master" ist ein grandioser Martial Arts Film, der einige ausgefallene Kämpfe, charismatische Charaktere und guten Humor verbindet, und damit eine wahre Perle des Genres darstellt, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Junbao ist der etwas naivere der beiden Freunde, manchmal hat man sogar das Gefühl, dass Tienbao eindeutig der Klügere ist, aber Junbao trägt sein Herz am rechten Fleck und lebt nach den Lehren des Buddhismus. Tienbao zeigt dagegen schon von Anfang an einige Charakterzüge, die deutlich machen, dass ihm Reichtum und Ruhm das Wichtigste auf der Welt sind. Dementsprechend zeichnet sich sein Verrat schon im Vorfeld ab. Dabei gibt es interessanterweise sogar ein paar Momente, in denen man so etwas wie einen kurzen Anflug von Reue in seinen Augen sehen kann, dann hält er sich jedoch das größere Ziel vor Augen und kann jeglichen Rest an solchen Gefühlen ausschalten. Schließlich wird er immer grausamer, sodass selbst der Eunuch, der ihn unter seine Fittiche nimmt, etwas entsetzt ist von seiner Brutalität. Am Schluss steht dann natürlich Gut gegen Böse, wobei letzteres eigentlich das typische Abziehbild eines karrierebewussten Einzelgängers ist, der sich auf die Kosten anderer mit eiserner Hand bereichert. Selten war der Wandel eines anfangs mehr oder weniger guten Charakters so gelungen in einem Film umgesetzt wie hier.

Natürlich heißt das nicht, dass Tienbaos Transformation perfekt ist, dafür hat der Film bei seinem hohen Tempo und der Masse an Kämpfen und Charaktervorstellung auch gar keine Möglichkeit, aber Junbaos ehemaliger Freund wird schrittweise immer hassenswerter und gelangt immer mehr an Macht, sodass er den perfekten Bösewicht darstellt. Jet Li spielt seine Rolle diesmal besonders charismatisch, was es ein Leichtes macht, mit ihm mitzufiebern. Er macht auch in den komödiantischen Szenen eine ziemlich gute Figur. Überhaupt fällt der Humor in "Tai Chi Master" auf. Es gibt einige sehr gelungene Gags, die am Anfang auch aus der schönen Chemie zwischen Jet Li und Chin Siu-Ho (die zwei dürfen auch in "Fist of Legend" Freunde sein und gegeneinander antreten) erwachsen, und die durch einige liebenswerte Nebencharaktere wie den Taoisten, gespielt von Yuen Cheung-Yan, getragen werden. Die Situationskomik ist dabei oft so gut gelungen, dass man vor Lachen Sekunden des Films verpasst. Auch als Junbao seinen Verstand verliert, gibt es viel zu lachen, allerdings gibt es hier auch etwas zu viel Slapstick, der den Spaß dann doch wieder etwas bremst.

Da "Tai Chi Master" als Ganzes einfach stimmig ist, so bekommt jeder der Charaktere zumindest im Schnelldurchlauf etwas Zeit auf dem Bildschirm und die einzelnen Schicksale können uns ans Herz gehen, ist es schwierig, die Kämpfe einfach als Highlight des Films zu bezeichnen. In jedem Fall drücken sie den Qualitätsgehalt des Films aber noch weiter nach oben. Jeder Kampf hat ein paar einzigartige Elemente, sei es die Auseinandersetzung der beiden anfänglichen Freunde mit einer Armee aus Shaolin-Schülern oder ihr Kampf gegeneinander, als Junbao versucht, Siu Lin zu retten. Selbstverständlich gibt es am Ende dann noch ein besonderes Bonbon, so verinnerlicht Junbao Tai Chi, das ihm nicht nur dabei hilft, seine Seele zu heilen und im Einklang mit der Welt zu leben, sondern ihm auch einen eindeutigen Vorteil gegen Tienbaos harten Kampfstil gibt. Die Kämpfe sind perfekt choreographiert und den Einsatz von Seilen gibt es wirklich nur dort, wo es auch angemessen scheint. Auch auf unnötig schnelle Schnitte oder künstlich erhöhtes Tempo wird verzichtet. Die sehr gelungene Regie von Yuen Woo-Ping stellt einfach die Stärken eines Martial Arts Films heraus, weshalb er schön anzusehen ist.

Der in sich schlüssige Film, dessen rasantes Tempo selten Zeit zum Durchatmen gibt, wird nur durch das etwas plötzliche Ende getrübt. Es ist nicht so, als wenn man es nicht voraussehen könnte, aber man kann es sich vielleicht so vorstellen, dass hinter der Ziellinie sofort eine Vollbremsung hingelegt wird und dass Rennen vorbei ist, ohne irgendeine Form der Feier. Dieses Problem haben aber natürlich viele HK-Filme, deswegen fällt das auch nicht allzu sehr ins Gewicht.
Michelle Yeoh hat auch einige gute kurze Momente und beweist sich wieder einmal als eine der wirklich wenigen Frauen in dem Genre, die sich durchsetzen können, nur verblasst sie dann doch etwas hinter Jet Li und Chin Siu-Ho. Ein gelungener Soundtrack rundet das an sich jedoch sehr schöne Gesamtbild ab.
Kein Martial Arts Fan darf sich "Tai Chi Master" entgehen lassen. Jet Lis etwas explosivere Interpretation des Tai Chi gibt dem Film seine spezielle Note und Yuen Woo-Ping erweist sich als Meister des Kampfkunst-Kinos.

(Autor: Manfred Selzer)
rating



Herzlichen Dank an Splendids Amazia Label für die freundliche Bereitstellung des Rezensionmaterials.


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