Story: Yang Lu Chan (Yuan Xiaochao) ist ein besonderes Kind, das ein Mal am Kopf trägt. Dieses zeichnet ihn als einen zukünftigen
außergewöhnlichen Kung Fu Meister aus. Als seine Mutter stirbt, nimmt ihn ein Meister auf, der sein Potential erkennt und ihn unterrichtet. Er benutzt ihn
allerdings für seine eigenen kriegerischen Ziele, bis ein Arzt Yang erklärt, dass er nicht mehr lange zu leben hat, sollte er nicht mit dem Kämpfen aufhören
und die innere Kampfkunst Tai Chi bei Meister Chen (Tony Leung Ka-Fai) lernen, um sein Chi wieder zu regenerieren. Als Yang aber in dem Dorf von Meister Chen
ankommt, wird ihm mitgeteilt, dass Fremde nicht unterrichtet werden und der Meister ohnehin im Moment nicht da sei. Chens Tochter Yu-nia (Angelababy) erklärt
Yang, dass niemand ihn unterrichten wird, es sei denn er besiegt irgendjemanden in dem Dorf.
Währenddessen versucht Yu-nias Freund Fang Zijing (Eddie Peng) die Dorfbewohner davon zu überzeugen, eine Eisenbahnstrecke durch das Dorf zu bauen. Nach seinem
Auslandsstudium will er den westlichen Fortschritt nach China bringen. Als sich das Dorf weigert, wird von offizieller Stelle ein Stahlkoloss ins Dorf
geschickt, gegen den selbst die Tai Chi Meister machtlos scheinen.
Kritik: "Tai Chi Zero" erzählt eine Geschichte, in der Osten auf Westen sowie Tradition auf Moderne trifft. Da ist es nur logisch, dass
dies auch anhand von Stilmitteln in dieser Fantasy-Action-Komödie umgesetzt wird. Kung Fu trifft auf Steampunk und eine ordentliche Portion an Comic- und
Videospiel-Verweisen. Kann das passen? Ja und nein. Wer sich darauf einlassen kann, wird eine Menge Spaß mit dem Film haben. Alle anderen werden
zu beklagen haben, dass hier stilistisch einfach alles Mögliche aufgefahren wurde, um originell und cool zu wirken, womit ganz klar wieder einmal die
Geschichte selbst vernachlässigt wurde. Einige Fehler könnten aber in der Fortsetzung, denn der Film war von Anfang an als Zweiteiler geplant, eventuell
ausgemerzt werden. Man mag zwar wegen der Mängel ein schlechtes Gewissen haben, wenn einem "Tai Chi Zero" gefällt, aber was soll's! Er macht trotzdem Spaß.
Schauspieler und Regisseur Stephen Fung ("House of Fury", "Enter the Phoenix") lässt von Anfang an keinen Zweifel daran, dass er seine Geschichte so erzählt,
wie es ihm gefällt. Die Einführung wird im Stummfilm-Stil präsentiert, es gibt eine kleine Comic-Einlage, die einzelnen Häuser im Dorf werden wie in einem
Videospiel aus der Vogelperspektive beschriftet und wieder aus einem Comic sind diverse Schriftzeichen, die in unsichtbaren Sprechblasen in den Film integriert
sind. Doch die Videospiel-Querverweise brechen nicht ab. In einer Szene sehen wir aus der Sicht des Hauptcharakters, also aus der First-Person-Perspektive,
seine Kämpfe im Dorf erinnern an Beat'em Ups und ansonsten glaubt man sich die ganze Zeit in einem Rollenspiel. Die einzelnen Kampffiguren werden im laufenden
Film beschriftet und untermalt wird das alles von Heavy Metal und zuweilen auch einem ganz gewöhnlichen Soundtrack von Katsunori Ishida.
Fung würfelt hier wild alles durcheinander. Das mag nicht immer passen, aber bei dem rasanten Tempo des Films und den visuellen Reizen, denen man ausgesetzt ist,
fällt einem das eigentlich nie auf. Der Steampunk als Element für den westlichen Fortschritt fügt sich dagegen gut in den Film. Ebenfalls positiv fallen die
Effekte auf. Während viele Fantasystreifen einfach nur bunten computeranimierten Sprühregen aus Farbe vorzuweisen haben, steckt hier hinter jedem Effekt eine
Idee und unterstreicht den Comic-Stil des Films. Gleichzeitig ist "Tai Chi 0" aber ganz klar auch ein Martial Arts Streifen, mit vielen typischen Elementen
wie dem etwas dümmlichen Helden, der erst einer werden muss, was stark an die Romane von Jin Yong erinnert, oder dem Meister, der sich als normaler
Dorfbewohner ausgibt.
Die Kung Fu Kämpfe stechen natürlich durch viel Tai Chi heraus und gerade durch den Mix von moderner Visualisierung und traditionellen Bewegungen
bekommt die alte Geschichte etwas mehr Farbe. Sammo Hung ist für die Choreographie verantwortlich und er ist natürlich ein Garant für Qualität. Etwas
mehr Kämpfe wären vielleicht nicht schlecht gewesen, aber davon wird es wahrscheinlich in der Fortsetzung mehr zu sehen geben. Wushu-Meister Yuan Xiaochao
gibt in der Hauptrolle eine ordentliche Figur ab, eigentlicher Star ist aber Tony Leung Ka-Fai ("Eye in the Sky", "Double Vision") als Meister Chen. Von ihm
abgesehen gibt es aber kaum erwähnenswerte Charaktere, denn leider sind diese alle recht flach ausgefallen. Dafür gibt es aber etliche Cameo-Auftritte von
Regisseuren, Kampfkünstlern, Schauspielern etc., dankenswerterweise wird uns anhand von Texttafeln auch gleich immer erklärt, wen man eigentlich vor sich
hat.
Neben all der Action ist "Tai Chi Zero" vor allem eine Komödie und anders hätte all das Augenzwinkern in dem Film auch nicht funktionieren können. Mit seinem sehr
modernen Stil und seinem Niederreißen der Mauer zwischen Zuschauer und Film, womit der Regisseur auch eine gute Portion Selbstironie zeigt, dürfte die Komödie
wie gesagt so manchem Zuschauer auch ein Rätsel bleiben. Ähnlichkeiten zu dem amerikanischen "Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt", an den diese Komödie
selbstverständlich nicht herankommt, sind im Stil auf jeden Fall zu erkennen, und so mancher Zuschauer hat sich auch an diesem Film schon die Zähne ausgebissen.
Es stimmt allerdings, dass bei all den Ideen, mit denen ein junges Publikum für sich gewonnen werden soll, die emotionale Tiefe oder Charakterausarbeitung auf
der Strecke bleibt. Dennoch muss ich mich schuldig bekennen. "Tai Chi Zero" hat auf eine sehr unbeschwerte Weise einfach mal wieder Spaß gemacht.