Story: Goni (Cho Seung-woo) spielt eines Abends in einer Runde das Kartenspiel Sotda und verspielt dabei all sein Geld. Um sein
verlorenes Geld wiederzugewinnen, benötigt er dringend eine große Summe Bargeld und stiehlt deshalb die Ersparnisse seiner Schwester. Er wird
bei dem Spiel reingelegt und verliert schließlich erneut all sein Geld. Goni beschließt den Mann, der ihn über den Tisch gezogen hat zu jagen
und läuft dabei dem professionellen Sotda-Spieler Pyeong (Baek Yun-shik) über den Weg, der sich mittlerweile zur Ruhe gesetzt hat. Nach langem
Bitten lehrt ihn dieser
die Tricks der Profis und so wird Goni zu einem erfolgreichen Spieler. Er bekommt allerdings nie genug und so trennt er sich irgendwann von seinem
Lehrer und arbeitet fortan für die Geschäftsfrau Jeong (Kim Hye-su), die für ihn einige lukrative Geschäfte an Land zieht. Doch nach dem Tod
eines Goni nahestehenden Freundes beschließt er Agwi (Kim Yun-seok) ausfindig zu machen, den er für den Mörder hält. An diesen kommt er
jedoch erst heran, wenn er Kwak (Kim Eung-su) aus dem Weg geräumt hat. Nicht nur, dass Goni immer tiefer in die Welt illegaler Kartenspiele
gezogen wird, sondern er muss nun auch um sein Leben fürchten...
Kritik: "Tazza" ist ein in Korea sehr erfolgreich gelaufener und mit einigen Preisen ausgezeichneter Thriller über illegale
Kartenspiele. Hier kommen jedoch keine Pokerkarten zum Einsatz, sondern die in Korea weit verbreiteten Hwatu-Karten, kleine handliche
Karten, mit denen sich natürlich viel betrügen lässt, ein paar geschickte Finger vorausgesetzt. Dementsprechend stehen Kartenspiele im
Vordergrund, der Film macht aber keineswegs den Fehler, Spannung alleine durch das Einfangen einiger angespannter Blicke am Kartentisch
kreieren zu wollen. Stattdessen wird dem Film eine komplexe Story und ein gutes Schauspielerensemble spendiert, die dem Film den nötigen
Adrenlingehalt verleihen können. Die Darsteller können die Geschichte trotz der ohne Frage überlangen Laufzeit von 140 Minuten problemlos
auf ihren Schultern transportieren und den Film für den Zuschauer unterhaltender gestalten, als man es zuerst für möglich halten würde.
Nur hätte ein etwas gestraffteres Drehbuch beim Zuschauer viel weniger Blicke auf die Uhr hervorgerufen.
Der Film basiert auf dem Comic von Heo Yeong-man, verlagert den Schauplatz aber aus den 60er Jahren in die 90er aus Gründen, die nie
wirklich klar werden. Regisseur Choi Dong-hun ("The Big Swindle") tut dabei gut daran, die Charaktere vorzustellen, doch er lässt sich dabei
oft etwas zu viel Zeit, ohne das man das Gefühl hat, dass es für eine glaubwürdige Charakterentwicklung tatsächlich nötig war, den Charakteren
so viel Zeit auf dem Bildschirm zu widmen. Inwieweit Choi der Comicvorlage gerecht werden wollte, kann ich nicht sagen, da mir diese selbst
nicht bekannt ist, aber das Tempo wird so auf jeden Fall zu einem der größten Probleme des Films. Es scheint zwar immer etwas zu passieren,
aber einige Vorgänge scheinen unnötig in die Länge gezogen, sodass der Fokus des Films oft etwas aus dem Ruder läuft. Ein gutes Beispiel ist
z.b. der Bösewicht. Wurde sich endlich um diesen gekümmert, erwarten wir eigentlich den Abspann bis uns dann klar wird, dass es sich bei diesem
eigentlich gar nicht wirklich um den Oberbösewicht gehandelt hat. "Tazza" ist für einen Film zu vielschichtig und hätte als Serie wohl besser
funktioniert (was abzuwarten bleibt, denn es gibt tatsächlich eine Serie mit dem Titel).
Was die Kinematographie betrifft, gibt es hier nichts zu beanstanden. Die Bilder sehen enorm poliert aus und lassen den Film in einem qualitativ
hochwertigen Glanz erscheinen. Ab und zu gibt es auch ein paar nette Details, was die Sets betrifft, und so mag es nicht verwundern, dass
"Tazza" gerade damit über einige seiner Schwächen hinwegtrösten kann. Eine dieser Schwächen ist die emotionale Distanz, die wir trotz
ordentlicher Charaktervorstellung zu den einzelnen Personen haben. Oft wirkt alles etwas kühl und gerade deshalb erstaunt es, dass es
der Regisseur schafft, Spannung in seinen Film zu bringen. Wirklich sinnvoll scheint die Spannungskurve mit ihren Höhen und Tiefen
allerdings nicht zu sein. Nur der Showdown macht eigentlich alles richtig und verliert sich nicht in einem endlos andauernden Kartenspiel.
Die Probleme mögen davon ausgehen, dass "Tazza" zu viele Charaktere vorstellt und trotz der Zeit, die ihnen gewidmet wird, diese nie richtig
ausmalen kann. Auch wenn das hauptsächlich nur die Nebencharaktere betrifft, ist es doch ohne Zweifel ein Mangel, den man hätte vermeiden können.
Hwa-ran, die Freundin von Goni, ist nur ein Beispiel für die vielen Personen, die im Film einfach zu kurz kommen. Man fragt sich sogar,
ob sie nur in den Film eingeführt wurde, damit die Bösewichte ein Druckmittel gegen Goni haben. Davon abgesehen können die Darsteller
jedoch alle überzeugen. Cho Seung-woo ("Marathon", "Wanee and Junah") kann eine ordentliche Darstellung als Profispieler abgeben, der
selbstverständlich immer schick gekleidet an den Untergrund-Kartenspielen teilnimmt. Wie zu erwarten wird ihm aber von Baek Yoon-sik
("Save the Green Planet", "The President's Last Bang") die Show gestohlen, der in einer Nebenrolle als dessen Meister fast schon etwas
von einem Mönch an sich hat. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass er Goni zuerst nicht als seinen Schüler annehmen will,
bis dieser eine Nacht vor seiner Haustür bei Wind und Wetter auf ihn gewartet hat. Eigentlicher Star ist jedoch Kim Hye-su ("Hypnotized",
"The Red Shoes") als femme fatale, die gekonnt die Männer um ihren Finger wickelt und dabei auch nicht damit geizt, der Kamera ihren
Körper zu präsentieren.
Die guten darstellerischen Leistungen können jedoch nicht das etwas unausgewogene Drehbuch ausgleichen. Man ist sich außerdem nie
sicher, welche Stimmung der Film erzeugen will. Oftmals scheint ein etwas leichter Ton im Vordergrund zu stehen, um wohl auch ein
möglichst breites Publikum anzusprechen, an anderer Stelle ist "Tazza" dann aber wieder erstaunlich düster und unnachgiebig. Diese
Ambivalenz im Grundton des Films lässt dann eben auch die dramatischen Momente nie so funktionieren, wie es vermutlich intendiert
war. Das Schlimmste ist aber, dass der Film einfach viel zu lang ist. Das geht sogar so weit, dass irgendwann Langeweile aufkommt.
Gegen Ende zieht die Spannung zwar nochmal ordentlich an, sodass man hier wirklich nicht von einem schlechten Film reden kann,
aber das reicht nicht, um über einen frustrierend langatmigen Mittelteil zu entschuldigen. "Tazza" ist zu unterhaltsam, um nicht
weiterempfohlen zu werden, aber ist wohl nur wirklich für jene interessant, die über einige offensichtliche Schwächen hinwegsehen
können.