Story: An einem kalten Wintertag kommt ein alter Bettler in eine Taverne und erzählt vom Beamten Hai
Gangfeng, der eine große Summe an Bestechungsgeldern angenommen haben soll und jetzt mit diesem Geld durch das Land
zieht. Das ruft einige Diebe und Mörder auf den Plan, die nun Hai auf den Fersen sind. Vor einigen von ihnen rettet
ihn der Schwertkämpfer Zha Xiaoyu (Tung Li). Hai, seine Gefolgschaft und Zha kommen schließlich in einer merkwürdigen
Taverne unter, dessen Betreiber Kannibalen sind. Diese haben ebenfalls vom Reichtum gehört, den Hai bei sich tragen soll,
allerdings zeigt es sich, dass Hai in Wirklichkeit der gefürchtete Peitschenmeister Zheng Shoushan (Ku Feng) ist, so
dass die Tavernenbesitzer ihr Leben lassen müssen.
Neben einigen anderen dubiosen Charakteren, die von dem Gold gehört haben, trifft schließlich auch der echte Hai
Gangfeng in der Taverne ein. Es zeigt sich, dass Zha die falsche Seite gewählt hat, denn Zheng ist ebenfalls nichts
anderes als ein Mörder, der an dem Geld Hais interessiert ist. Doch die Informationen über Hai hat jemand verstreut, der nun
hofft die Bösewichte der Kampfkunstwelt auf diese Weise ein für allemal auslöschen zu können, und so kommt es zu einem
letzten blutigen Kampf...
Kritik: "The Black Tavern" ist eines jener Shaw-Brothers Werke, die relativ unbekannt sind und erst jetzt dank
Remastered-Version wieder aus der Versenkung aufgetaucht sind. Tatsächlich kann der Martial-Arts Streifen einiges
bieten, was man so sonst eher selten in dem Genre zu sehen bekommt. Für einige mag der Film damit eine vergessene
Perle sein, für andere dagegen vielleicht eher eine abstrakte Randerscheinung der damaligen Shaw-Brothers Reihe.
Zu welcher Gruppe man sich auch zählen mag, interessant ist "The Black Tavern" allemal.
Doch was genau zeichnet "The Black Tavern"
denn nun von anderen Werken dieser Zeit aus? Ganz klar, die Gewalt. Von Anfang an macht der Film keinen Hehl daraus,
dass die Kämpfe hier tödlich sein können, und einige Tode sind dabei so brutal dargestellt, dass man durchaus ein
schlechtes Gefühl im Magen bekommen kann. Gemindert wird das aber durch den Umstand, dass man bei dem ganzen Blut und
einigen abgetrennten Köpfen eben doch ganz klar sieht, dass es sich hier nur um Special Effects handelt. Das Blut ist eben
einfach zu rot. Ob gewollt oder nicht, das macht dann auch den tatsächlichen Reiz des Films aus und verleiht ihm einen
gewissen Kult-Charakter, dem aber wie gesagt vielleicht nicht jeder etwas abgewinnen kann.
Wer sich allerdings einen Shaw-Streifen ansieht, der wird sich mit Sicherheit für diese Art von Filmen begeistern können,
und "The Black Tavern" ist eben ein Werk, das durch seine Eigenheiten eine besondere Stellung bei Fans genießen können
wird. Im Gesamtton erweist sich der Film doch recht düster, auch wenn es immer wieder Szenen gibt, gerade die kleinen
Gesangseinlagen des Bettlers, dargestellt von Dean Shek, die einen nicht daran zweifeln lassen, dass "The Black Tavern"
eben einfach nur Spaß machen will. Überhaupt ist alles auf Unterhaltung ausgelegt, wie die etlichen aneinandergereihten
Kampfeinlagen beweisen. Aber eben auf eine ungewohnt blutige und finstere Weise.
Es ist auch nicht immer leicht, im Film jemanden zu finden, mit dem der Zuschauer sich identifizieren kann, da auch die
Charaktere niemals gut, sondern im besten Fall ambivalent sind. Das stellt sich z.B. gerade in Form des "Helden" des
Films, Zha Xiaoyu, als ein Problem dar, denn die Schonungslosigkeit mit der er seine Gegner niederstreckt ist oftmals
erschreckend. Gleichzeitig gibt das dem Film aber auch eine besondere Note, da es ihm eben an strahlenden Helden
mangelt.
Die Bösewichte sind ebenfalls nicht einfach nur hassenswert, wie sich z.B. auch in einem kleinen Liebesgeplänkel zwischen Zha und
einer der Schülerinnen von Peitschenschwinger Zheng zeigt, dennoch sehen wir es mit Genugtuung, wenn sie ihrer
gerechten Strafe zugeführt werden. Natürlich mangelt es dem Film, wie es sich für einen Shaw-Brothers Film gehört, nicht
an schönen Ideen und bizarren Charakteren. Letzteren mag zwar Farbe fehlen, aber einige Eigenheiten, und wenn es auch
nur der Fakt ist, dass sich z.B. die Charaktere einer der Bösewicht-Gruppen wie Zombies benehmen, verleihen dem Film
etwas Buntes und Außergewöhnliches. Gleiches gilt für die Waffen, wie z.B. Zhengs Peitsche, in der eine weitere Peitsche
verborgen ist. Gute Ideen sind also da, nur an der Story hat man leider gespart. Später gibt es noch
einen kleinen Twist, aber dieser ist eigentlich schon lange vorher zu sehen und nichts Besonderes. Abzüge gibt es
also leider auf Storyebene und bei den etwas zu unbarmherzigen Charakteren.
"The Black Tavern" muss durchgehend als atmosphärisch bezeichnet werden, was natürlich der Verdienst der tollen und
bunten Sets der Shaw-Brothers Studios ist. Die Kämpfe im verschneiten Hof bleiben besonders gut in Erinnerung, aber
auch die Taverne wird mit der Zeit ein vertrauter Ort. Nichtsdestotrotz, bekommen die etlichen Kämpfe mit der Zeit
einen zu repititiven Charakter. Das liegt nicht an der Choreographie, denn die ist wirklich nicht zu beanstanden,
sondern vielmehr an dem Fakt, dass es außer den Kämpfen und der fast schon explorativen Gewalt nicht viel gibt, was
der Film noch zu bieten kann. Ein bisschen mehr Mühe in Bezug auf die Story oder die Charaktere wäre wünschenswert
gewesen, dennoch hat der Film wie gesagt etwas nicht ganz Greifbares, das ihn von anderen seiner Art abhebt
und ihn damit zu etwas macht, was sich Fans des Genres nicht entgehen lassen sollten.