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Original Title:
Aoi tori

Japan 2008

Genre:
Drama

Director:
Kenji Nakanishi

Cast:
Hiroshi Abe
Kanata Hongo
Ayumi Ito
Osamu Shigematu
Hajime Inoue
Hiroyuki Kishi
Moe Arai
Yuko Araki
Hiroto Ito


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The Blue Bird

Story: Murauchi (Hiroshi Abe) ist Vertretungslehrer und übernimmt eine Klasse, die der Schule einiges an Problemen gebracht hat. Der Schüler Noguchi wurde von seinen Klassenkameraden so sehr tyrannisiert, dass er einen Selbstmordversuch unternommen hat. Er hat überlebt und die Schule gewechselt. Mittlerweile hat sich auch die Presse wieder beruhigt, jeder Schüler der Klasse musste einen Aufsatz schreiben, in dem er über den Vorfall reflektiert, und langsam kehrt wieder Normalität in die Klasse ein. Doch Murauchis erste Handlung als neuer Lehrer ist, Noguchis Tisch wieder in das Klassenzimmer zu bringen und ihn jeden Morgen zu grüßen. Zuerst machen sich die Schüler auch darüber lustig, dass Murauchi stottert. Wie er selbst betont, mag er nicht sonderlich redegewandt sein, dafür aber ehrlich. Und mit seinen ehrlichen Worten will er auch auf ehrliche Zuhörer treffen. Die Schüler und deren Eltern sind aber nicht begeistert, dass Murauchi alte Wunden aufreißt. Einer der Schüler, Sonobe (Kanata Hongo), ist besonders irritiert von Murauchis Verhalten, denn er glaubt, dass er als einer der Täter in dem Abschiedsbrief Noguchis genannt wurde und ihn damit besonders große Schuld trifft. Versucht sein Lehrer ihm und der Klasse nicht nur ihre Fehler vor Augen zu führen, sondern auch, wie sie mit diesen umgehen können?

Kritik: Mobbing ist ein Thema, das kulturunabhängig an jeder Schule eine traurige Rolle für die Schüler spielt. Gerade in Japan sowie einigen anderen asiatischen Ländern, in denen der Druck an den Schulen besonders groß ist, braucht es ein Ventil, über das man seinem Frust Luft verschaffen kann. Das sind dann häufig Mitschüler und nicht selten erklärt die Klasse in einer unausgesprochenen Abmachung einen Schüler zum Hauptopfer. "The Blue Bird" ist ein ruhiges Drama, das genau hier anknüpft und versucht die Probleme und Folgen von Mobbing zu beleuchten. Dabei geht es interessanterweise überhaupt nicht um Mobbing, bei dem Gewalt im Vordergrund steht, sondern um ein viel subtileres, das in seiner Grausamkeit aber ebenso zerstörend ist. Das Drama untersucht ebenso, wie die Täter mit den Konsequenzen ihrer Tat umgehen und wie die Eltern sowie Schulleitung den Fall behandeln. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema scheint für niemanden von ihnen wünschenswert und so wird der Vorfall schließlich wie Noguchis Schultisch in eine dunkle Kammer gesperrt und vergessen.

Murauchi dagegen weiß, dass Kinder nicht aus ihren Fehlern lernen und über diese reflektieren können, wenn sie von der Schulleitung den Auftrag bekommen einen Aufsatz über den Vorfall zu schreiben, in dem im Endeffekt bei jedem das Gleiche stehen soll. Hier zeichnet sich eine Konformität ab, die einfach nicht gegeben ist und die schließlich auch zum Mobbing geführt hat. Jeder Schüler ist anders und nicht jeder von ihnen kommt mit dem Nachbarn gut zurecht. Um überhaupt durch die Schule kommen zu können, braucht es also ein gemeinsames Opfer, an dem man sich vergehen kann. Während die Schüler glauben, mit ihrem Aufsatz Reue gezeigt zu haben, will Murauchi ihnen zeigen, dass sie nicht ernsthaft reflektiert haben. Eine Aufgabe, die jeder für sich erledigen muss. Niemand kann ihnen sagen, dass sie dies erreichen, indem sie einen Aufsatz mit einem bestimmten Umfang schreiben. Buße muss jeder individuell leisten.

Wie bringt man so etwas aber den Schülern bei? Es ist ein schwieriger Weg und Murauchi scheint auch nicht die perfekte Antwort zu haben. Aber seine Herangehensweise ist erfolgsversprechend und so zeigt sich die Ehrlichkeit des Films auch darin, dass nicht jeder der Schüler am Ende wirklich auf die ehrlichen Worte und Taten des Lehrers anspricht. Murauchi ist Ehrlichkeit sehr wichtig, aber ihm geht es dabei genauso um die Ehrlichkeit gegenüber anderen als auch gegenüber sich selbst. Während der Lehrer versucht, der Klasse zu zeigen, dass es darum geht, Verantwortung für seine Taten zu zeigen, will die Schulleitung den Vorfall abgehakt wissen und stört sich an dem Verhalten des Vertretungslehrers. Stattdessen richtet sie einen Kummerkasten mit dem Namen "The Blue Bird" ein, der allerdings relativ nutzlos ist, da die Schüler nicht genau wissen, was sie damit anfangen sollen. Irgendjemand legt auch immer wieder einen Zettel hinein, auf dem die Frage steht: "Was ist der blaue Vogel?" Es könnte gut sein, dass Murauchi selbst für diesen Zettel verantwortlich ist, doch geklärt wird das nie.

Der Zuschauer bekommt ebenfalls keine Antwort darauf, welche Dämonen der Lehrer mit sich trägt. Nur ein paar Andeutungen, ein Bild mit seiner ehemaligen Klasse, lassen darauf schließen, dass er womöglich selbst schon einmal Mobbing erlebt hat. Vermutlich war er vielleicht sogar einer der Lehrer, die vor dem Mobbing einer seiner Schüler die Augen verschließen. Vielleicht versucht er Verantwortung für seine Fehlleistungen zu übernehmen, indem er seiner neuen Klasse den richtigen Weg zeigt. Hiroshi Abe ("Tokyo Raiders", "Chocolate") kann seiner Rolle mit seinem subtilen Schauspiel etwas Melancholisches verleihen. Seine irgendwie deprimierte Gangart und sein Stottern zeigen seinen inneren Schmerz und selbst in seinem gutmütigen Blick ist dieser immer wieder anzutreffen. Die Geschichte entfaltet sich auf sehr ruhige und angenehme Weise, manchmal mag sie sich etwas zu viel Zeit nehmen, aber die guten darstellerischen Leistungen machen das schnell vergessen.

Leider hat "The Blue Bird" trotz allem ein großes Problem, welches das ganze Drama ins Schleudern geraten lässt. Das Drehbuch, das auf einem Roman von Kiyoshi Shigematsu basiert, ist zu künstlich konstruiert und so ergeben sich auch einige Szenen, die sich nicht echt anfühlen. Schüler reden plötzlich sehr ehrlich über ihre Gefühle, ohne dass es dafür wirklich einen Anlass gäbe, und viele der Situationen sind nur darauf ausgerichtet, die Botschaft des Films zu übermitteln. Das fühlt man und so ist von der Ehrlichkeit, die in dem Film so wichtig ist, kaum noch etwas zu spüren. Vielmehr wird einem die Moral der Geschichte so unverblümt aufs Auge gedrückt, dass man sich wieder innerlich vom Thema distanziert. Wäre "The Blue Bird" hier etwas subtiler vorgegangen, hätte ein wirklich schönes Drama daraus werden können. So stört die Konstruiertheit des Films doch zu sehr. Eine Empfehlung verdient der Film aber trotz allem.

(Autor: Manfred Selzer)
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