Story: Jung-ho (Kim Yoon-seok) ist ein ehemaliger Polizist, der sich nun als Zuhälter seinen Lebensunterhalt verdient.
Doch sein Geschäft zieht allerlei Probleme an. Sein größtes ist allerdings, dass ihm in letzter einige seiner Mädchen davongelaufen
sind. An einem jener Tage, an denen einfach alles schief geht, ruft er die alleinerziehende Mutter Min-ji (Seo Yeong-hee) an.
Diese hat sich zwar eigentlich krank gemeldet, aber Jung-ho kann sie überreden einen Klienten zu übernehmen. Erst
als Min-ji bei Yeong-min (Ha Jeong-woo), dem Klienten, angekommen ist, findet der Zuhälter durch einige Zufälle heraus,
dass Yeong-min der letzte Klient der Mädchen war, die seit einigen Tagen verschwunden sind. Jung-ho vermutet, dass
Yeong-min seine Mädchen an einen anderen Zuhälter weiter verkauft und macht sich auf die Suche nach ihm, obwohl er keine
Adresse hat. Wie es der Zufall so will fährt ihm Yeong-min dann plötzlich in seinen Wagen. Jung-ho bringt Yeong-min
auf die Polizeistation, wo dieser dann berichtet, dass er schon zwölf Frauen getötet hat und Min-ji sein nächstes
Opfer sein wird, das in einem Keller eingesperrt ist. Jung-ho glaubt die Geschichte nicht, macht sich aber dennoch auf
die Suche nach Min-ji und muss schließlich mit der Zeit herausfinden, dass Yeong-min tatsächlich ein wahnsinniger
Serienmörder ist...
Kritik: Es gibt nicht viele koreanische Thriller, die einen wirklich an den Sitz fesseln können. Von "The Chaser"
sollte man aber genau das erwarten dürfen, denn er war DER Überraschungserfolg des Jahres 2008. Eigentlich ein
Low-Budget Streifen, konnte der Film durch Mund-zu-Mund Propaganda der finanziell erfolgreichste des Jahres werden.
Wie es oft mit dem Hype ist, so ist auch dieser nicht vollständig gerechtfertigt. "The Chaser" ist ohne Zweifel ein
guter Film, mit einigen beeindruckenden Stärken, aber gerade die Schwächen sind auch nicht zu übersehen. Dennoch muss
man wohl dankbar sein, dass man endlich mal wieder einen packenden koreanischen Thriller zu sehen bekommt. Den
Hype um den Film kann man sich wohl nur so erklären, dass die Suche nach einem wirklichen Hit, der dieses Jahr
einfach ausblieb, so stark war, dass man glaubte ihn hier gefunden zu haben.
Nichtsdestotrotz überzeugt "The Chaser" nicht einfach nur dank seiner Geschichte oder technischen Umsetzung, sondern mit der Art wie
die Geschichte erzählt wird. Es ist erstaunlich wie viel man aus einem Film herausholen kann, wenn man nur weiß, wie
man ihn zu erzählen hat.
Das Faszinierende an "The Chaser" ist, dass Regieneuling Na Hong-jin den Fokus seiner Story nicht auf das Auffinden des
Killers legt, denn diesen hat die Polizei schon nach der ersten halben Stunde in ihrem Gewahrsam, sondern auf die Suche
nach dem Opfer. Diese Suche läuft natürlich auf eine Hetzjagd gegen die Zeit hinaus, denn Yeong-min kann ohne Beweise
nicht länger als 12 Stunden festgehalten werden, und das obwohl er ein Geständnis abgegeben hat. Interessant ist aber
vor allem die Weise, auf die die Polizei dargestellt wird. Unfähig, sich immer im Kreis drehend und anscheinend nicht in der
Lage auch nur die simpelsten Indizien richtig zu kombinieren, bekommen wir hier ein Bild der Polizei gezeichnet, das
uns stark an das aus "Memories of Murder" erinnert. Wen wundert es da, dass ausgerechnet der Zuhälter Jung-ho zum
unfreiwilligen Helden wird. Zuerst ist seine Suche nach Min-ji eine rein egoistische, denn er kann es sich finanziell
nicht leisten noch ein Mädchen zu verlieren. Doch mit der Zeit bekommt der Zuschauer immer mehr von dem Gewissen
dieses Mannes zu sehen, das sich anfangs gut unter einer harten Schale verborgen hält.
Jung-ho ist ein Mann, den man schwer einschätzen kann. Zumindest während der ersten Stunde. Er bleibt aber auf jeden
Fall immer ein ambivalenter Charakter, was ihn sehr menschlich macht und dem Zuschauer die Möglichkeit gibt mit ihm
mitzufiebern. Anfangs ist es aber nicht leicht sich mit ihm zu identifizieren. Er zwingt Min-ji mehr oder weniger
trotz Krankheit sich um einen Klienten zu kümmern, und außerdem flucht er wo er nur kann. Andererseits ist er doch
darauf bedacht seine Mädchen zu beschützen. Dennoch bleibt das, was er macht und die Kreise, in denen er sich bewegt
bestenfalls in einer Grauzone anzusiedeln.
Anders sieht es da bei Yeong-min aus, der gleich zu Anfang schon als ein Monster dargestellt wird und dessen Motive nie
wirklich ganz geklärt werden, außer vielleicht das seiner Impotenz. Aber hier macht es sich der Film dann doch
irgendwie zu leicht. Es wäre schön gewesen, wenn man Yeong-min ein paar mehr Facetten gegeben hätte, denn auch wenn
er als inhaltsloser Bösewicht funktionieren mag, so erweist sich die Flachheit von Yeong-mins Charakter als eine der
am stärksten hervorstechenden Schwächen des Films.
Schauspielerisch kann Kim Yoon-seok einiges leisten und versucht augenscheinlich mit viel Körpereinsatz und einem
Herz, das immer bei der Sache ist, in die Fußstapfen Choi Min-siks zu treten. Das gelingt ihm natürlich nicht immer,
aber seine großartige Leistung mindert das dennoch nicht. Ansonsten können sich die Darstellungen durchaus sehen lassen,
auch wenn niemand sonst besonders hervorsticht. Gerade unter den Polizisten hätte man sich aber gewünscht, dass der
eine oder andere etwas mehr Farbe bekommt.
Auf technischer Ebene weiß "The Chaser" durchaus wie er sein Publikum gefangen nehmen kann, und das trotz niedrigen
Budgets! Gerade die düstere und
schmutzige Darstellung des Hauses, und besonders des Badezimmers des Killers können sofort eine Gänsehaut hervorrufen.
Davon abgesehen begeistert Regisseur Na mit einigen schönen dynamischen Kameraeinstellungen und Schnitten, die immer dann
anzutreffen sind, wenn es dem Film zu Gute kommt. Na macht nämlich niemals den Fehler die technische Umsetzung über
den Inhalt zu stellen, weshalb sich sein Werk oftmals unangenehm real und brutal, sowie düster anfühlt.
Während es einige äußerst blutige Szenen mit einem Hammer als Waffe gibt, lässt es sich der Regisseur nicht nehmen auch
manchmal bitterbösen schwarzen Humor in seinen Film zu weben. Das funktioniert besser als man denkt und stellt einen
guten Kontrast zu einigen oftmals kompromisslos düsteren Szenen dar. Gerade eine bestimmte Szene gegen Ende ruft im
Zuschauer unweigerlich ein gequältes Stöhnen hervor. Schließlich sind wir sogar dankbar, dass Jung-ho keiner der typisch strahlenden
Helden ist, denn wir würden nichts lieber sehen, als dass er Yeong-min seiner gerechten Strafe zukommen lässt. Gerade
hier schafft es der Film, dass in uns traditionelle Moralvorstellungen gekippt werden, wofür der Regisseur ein Wort des
Lobes verdient.
Schade ist allerdings, dass "The Chaser" zu lang geraten ist und daher ein paar unnötige Längen besitzt. Des Weiteren
sehen gerade die Actionszenen, bzw. einige der Prügeleien etwas zu "authentisch", weil unästhetisch und langweilig aus.
Außerdem ist das Ende schließlich zu typisch für einen Film des Genres. Schade, denn der versprochene Meilenstein ist
"The Chaser" deshalb eben nicht geworden. Dennoch besitzt der Thriller genügend Eigenheiten, vor allem in Form von
gelungenem Realismus, das man bis zum Schluss gebannt vor dem Bildschirm sitzen wird. Was will man mehr?