Story: Tae-su (Jong Doo-hong) ist Polizist in Seoul und erfährt, dass Wang-jae (Ahn Kil-Kang), einer seiner
früheren Freunde getötet wurde. Also kehrt er in seine Heimatstadt zurück und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.
Er findet heraus, dass Wang-jae seine früheren Aktivitäten in einer Gangsterorganisation aufgegeben und das Heft
an seinen Freund Pil-ho (Lee Beom-su) weitergegeben hat. Pil-ho, der ebenfalls früher ein Freund von Tae-su war
glaubt allerdings wie der Rest, dass hinter dem Mord nichts Größeres steht. Nur Tae-su kann das irgendwie nicht
glauben und verfolgt weiter einige Spuren. Schließlich schließt sich ihm auch noch der heißblütige Seok-hwan
(Ryoo Seung-wan) an, der ebenfalls früher als Jugendlicher Teil der Clique um Wang-jae, Tae-su und Pil-ho war.
Immer wieder werden den beiden Ermittelnden Steine in den Weg gelegt, doch es kristallisiert sich immer mehr heraus,
dass Pil-ho ihnen nicht die ganze Wahrheit erzählt hat. Sein Einfluss in der Gangsterorganisation wächst immer
weiter und irgendwie scheint der Mord an Wang-jae auch mit den Gerüchten um ein neues Casino zu tun zu haben.
Tae-su und Seok-hwan kommen der Antwort immer näher bis es schließlich zu einem blutigen Showdown kommt...
Kritik: "The City of Violence" ist ein actiongeladener, stylisher Streifen mit viel Martial Arts und einem
richtig schönen Finale. Wenn man sich aber ansieht, von wem der Film ist, nämlich von niemand anderem als Ryoo
Seung-wan, der mit "Crying Fist" und "Arahan" durchaus besseres zu Stande gebracht hat, dann macht sich ein wenig
Enttäuschung breit. Wer sich den Film ohne hohe Erwartungen ansieht, wird sicherlich gut unterhalten werden. Wer
allerdings nach Anspruch oder einem Mindestmaß an Logik sucht, den werden mit Sicherheit das löchrige Drehbuch und
eindimensionale Charaktere stören.
Eine der großen Schwächen des Films ist wie gesagt das Script. Merkwürdige Logiksprünge und nicht nachvollziehbare
Handlungen der Personen sind an der Tagesordnung. Welchen Grund hat Tae-su zu glauben, dass es sich bei Wang-jaes
Ermordung um eine große Sache handelt und er nicht vielleicht tatsächlich einfach von randalierenden Jugendlichen
erstochen wurde? Aber die allergrößte Frage: Wie können in den immer belebten Straßen Koreas ein riesen Haufen von
Jugendlichen Tae-su auflauern, bzw. noch quälender ist die Frage, zu welchem Zweck? Je mehr man darüber nachdenkt, desto
weniger Sinn ergibt das Ganze. Warum wird außerdem Tae-su nicht sofort vom Oberbösewicht umgebracht, als dieser die
Gelegenheit dazu hat? Damit hätte er sich einiges an Ärger ersparen können. Gut, das ist ein typischer Fehler von
Bösewichten, aber gerade dieser tötet kurz vorher noch einen guten Freund, warum also dann nicht auch Tae-su?
Überdies sind die Charaktere alle sehr schwach gezeichnet. Jong Doo-hong spielt den guten Cop, der das Gesetz jedoch
nicht allzu genau nimmt und so gerne mal über die Mafiamitgliedschaft seiner Freunde hinwegsieht. Ihm zur Seite steht
Seok-hwan, der von Regisseur Ryoo Seung-wan selbst verkörpert wird. Erst gegen Ende tritt er mehr in den Vordergrund,
bleibt aber immer im Schatten von Jong. Dennoch kann keiner der beiden einen ausgearbeiteten Charakter bieten. Die
kleinen Flashbacks in die Kindheit der Freunde können da auch nicht viel helfen. Nur gegen Ende kann mit Hilfe einer dieser
Rückblenden eine emotionale Involvierung des Zuschauers in die Geschehnisse auf dem Bildschirm stattfinden.
Besonders störend ist allerdings, dass zwischen den beiden Hauptdarstellern der nötige Buddy-Faktor fehlt, der diese
Art von Film erst so richtig funktionieren lässt.
Einzig Lee Beom-su kann als Pil-ho ein bisschen mehr Tiefe bieten, auch wenn er sich gegen Ende mit seinem
überdurchschnittlichen Schauspiel leider in Klischees verliert. Hier muss dann auch noch ein weiterer großer Fehler
des Films angesprochen werden. Der Zuschauer weiß schon nach den ersten Minuten wer der Bösewicht ist. Das Drehbuch
macht es da einem auch viel zu einfach und auch so fragt man sich, ob sich Ryoo den Plot während einer Zigarettenpause
aus den Fingern gesogen hat.
Kommen wir aber endlich zu Erfreulicherem. Technisch kann der Film nämlich vollkommen überzeugen, auch wenn das Bild
nicht so "poliert" wirkt, wie man es mittlerweile von koreanischen Produktionen gewohnt ist. Es gibt aber einige sehr
ausgefallene Überblendungen, Splitscreens, ungewöhnliche Nahaufnahmen und dynamische Kameraführung zu bewundern, die
"The City of Violence" etwas manchmal comicartiges und an anderer Stelle künstlerisch anspruchsvolles verleihen.
Klares Highlight sind aber ohne Zweifel die Kämpfe. Hier zeigt es sich, dass es klar von Vorteil ist einen Meister
der Choreographie wie Jong Doo-hong zu haben. Jong ist nicht nur der beeindruckendste Martial Arts-Choreograph Koreas,
sondern auch selbst ein begnadeter Kampfkünstler. Seine Kämpfe bieten eine ungeheure Dynamik, sind stellenweise
ziemlich ausgefallen und man erkennt tatsächlich auch die Kunst im Kampf, im Gegenteil zu so vielen anderen
koreanischen Actionfilmen. Hier sieht man eindeutig Wushu-, Tae Kwon Do- oder eben auch Capoeira-Einflüsse. Gerade
letzteres lässt sich bei den Jugendlichen Breakdancern gut erkennen. Die Jagd und der Kampf Tae-sus und Seok-hwans
durch die Stadt wirkt fast schon episch, pumpt das Adrenalin durch die Adern und ist schön anzusehen. Leider ist die
Kamera aber oft zu nah am Geschehen, als dass man alles perfekt erkennen könnte.
Wirklich beeindruckend ist allerdings das Finale, das fast 20 Minuten andauert. Unsere Protagonisten prügeln sich durch
messerschwingende Horden, wobei auch nicht an Blut und Brutalität gegeizt wird. Immer wieder muten die Helden wie
zwei wütende Wirbelwinde an, was besonders in einer der Vogelperspektivenaufnahmen gut zur Geltung kommt. Am Ende
dürfen die zwei sich dann vier sehr cool wirkenden Bodyguards stellen, die mit ihren Kampfstilen noch mehr Style in das
Ganze bringen. Und genau hierum geht es auch: Kämpfe mit Style. Wer nicht mehr erwartet, wird ein rasantes und mitreißendes
Actionfeuerwerk erleben. Gerade die Sets gegen Ende sind sehr detailverliebt und mögen Nicht-Asien-Kenner an das
Gemetzel in "Kill Bill" erinnern. Tatsächlich orientiert sich Regisseur Ryoo, aber genauso wie sein Kollege Tarantino
an alten asiatischen (bzw. japanischen) Klassikern und würzt das ganze noch mit einem hervorragend passenden
Western-Soundtrack.
Die Fehltritte des Films sind zur Genüge ansprochen worden, gerade gegen Anfang wirkt alles etwas sinnlos und diffus,
aber wenn erstmal die Action losgeht hat "The City of Violence" unsere volle Aufmerksamkeit. Das Tempo zieht außerdem
kontinuierlich an und Martial Arts Fans kommen doppelt auf ihre Kosten. Der Film bleibt also für mich ein zugleich
frustrierendes als auch begeisterndes Erlebnis. Eigentlich hat der Film nicht so viel Milde verdient, aber ich drücke
bei der Bewertung einmal alle Augen (und ein zusätzliches) zu, da ich einfach viel Spaß hatte und mit Freuden endlich
mal so etwas wie einen Martial Arts Film aus Korea zu sehen bekommen habe. Diese sind ja nun wirklich viel zu selten
anzutreffen...