Story: Es ist das Jahr 1953 und der Korea-Krieg zwischen dem Norden und Süden hat mittlerweile über einer halben Million
Menschen das Leben gekostet. Kang Eun-pyo (Shin Ha-kyun) wird in diesem Krieg in die Alligator-Einheit versetzt, wo er dem ungewöhnlichen Todesfall
eines Kommandanten nachgehen soll. Er trifft in der Einheit auch seinen alten Freund Kim Soo-hyeok (Ko Soo) wieder, den er seit Jahren für
tot gehalten hat. Leiter der Einheit ist der Morphium-abhängige Shin Il-yeong (Lee Je-hun). Nicht nur er, auch der Rest der Einheit hat in
diesem Krieg schon mehr gesehen, als es ein Mensch in seinem Leben verkraften kann. Schließlich bekommt die Alligator-Einheit den Auftrag, einen Hügel
einzunehmen. Schon seit Monaten wird der Hügel vom Süden eingenommen, um dann wieder vom Norden zurückerobert zu werden. Der Hügel ist wegen seiner
strategischen Lage für die Ziehung einer Grenze durch Korea von wichtiger Bedeutung. Zwischen den Gefechten findet Eun-pyo heraus, dass die
Alligator-Einheit dem Norden Nachrichten und Geschenke hinterlässt, welche diese wiederum erwidern. Doch wenn es zum Gefecht kommt, ist niemand so
unbarmherzig wie Soo-hyeok und auch Eun-pyo droht, in zahlreichen Blutbädern den Verstand zu verlieren.
Kritik: Korea hat schon einige Kriegsfilme auf die Leinwand gebracht, doch der bisher größte Erfolg "Taegukgi" hatte mit zu
viel aufgesetzt wirkenden Emotionen und grundlegend viel zu viel Pathos zu kämpfen. Darüber hinaus war die Geschichte zu offensichtlich darauf
ausgerichtet, die beiden Koreas als Brüder in Form zweier miteinander verwandter Hauptcharaktere darzustellen. "The Front Line" erweist sich als
wesentlich effektiver, da er subtiler mit den Emotionen und darüber hinaus sehr gut mit den Charakteren arbeitet. Regisseur Jang Hun
schafft es damit hervorragend, Blockbuster-Kino mit tiefgreifender Geschichte und Charakterausarbeitung zu verbinden. Selten hat man in einem
Film die Absurdität des Krieges auf solch bitterböse Art präsentiert bekommen, sodass dem Zuschauer letztendlich ein Knoten im Hals zurückbleibt.
"The Front Line" ist nicht nur teuer produziert, sondern bietet unter seiner Oberfläche auch vieles. Tränen und ungläubiges Kopfschütteln sind fast
schon garantiert, ohne dass der Film zum Melodrama verkommen würde.
Die größte Stärke dieses Kriegsdramas sind die detailliert ausgearbeiteten Charaktere. Nur allzu oft interessiert man sich gar nicht für das Ableben
der Personen in solchen Filmen, aber hier haben wir tatsächlich Persönlichkeiten vor uns. Umso mehr überrascht, dass fast alle von den Personen, es gibt
nur ein paar wenige Ausnahmen, die bis zum Ende durchhalten, relativ unspektakulär ums Leben kommen. Es wird also kein melodramatisches
Slow-Motion-Sterben zelebriert, sondern das Ableben der Personen kommt so plötzlich und hart, wie man es nun einmal auf einem Kriegsschauplatz
erwarten muss, auf dem einem die Kugeln um die Ohren fliegen. Regisseur Jang setzt seinen Fokus auf eine ausgewählte Anzahl an Individuen und lässt
diese durch Interaktion und Dialoge Farbe gewinnen. Dabei zeigt sich auch immer wieder, dass der Krieg seelisch verletzte Individuen aus den
Menschen gemacht hat. Wie Soo-hyeok es später, wenn auch etwas anders, ausdrückt, scheinen einige von ihnen nur noch wandelnde Leichen zu sein.
Den Krieg zu gewinnen, bedeutet, den Krieg zu überleben. Diese grausame Wahrheit müssen die Soldaten jeden Tag aufs Neue erfahren. "The Front Line" baut
keinen bösen Norden auf, den es zu zerstören gilt, es zeichnet aber auch nicht ein pathetisches Bild der "Brüder" des Nordens, sondern zeigt einfach,
dass die Kommunisten ebenso Koreaner sind und dass es dem Norden ebenso wenig Freude macht, Soldaten des Südens zu töten wie umgekehrt. Die
Absurdität des Krieges zeigt sich auch an dem Hügel, der als strategisch wichtiger Punkt im Krieg gehalten werden muss. Schon 30 Mal (!) hat
er seinen "Besitzer" gewechselt und unter ihm sind bereits unzählige Leichen beider Armeen begraben. In all diesem Irrsinn fangen die beiden
Armeen aber an, freundschaftlich miteinander zu kommunizieren. Man respektiert sich gegenseitig und weiß um den unnötigen Wahnsinn des Krieges, aber
ändern kann keiner der Soldaten etwas daran. Sie müssen lediglich ihre Befehle ausführen und das bedeutet, dass sie sich am nächsten Tag schon wieder
gegenseitig abschlachten.
Der Wahnsinn des Allags spiegelt sich am besten in den Augen Soo-hyeoks wider. Ko Soo ("Some", "White Night") gibt eine überzeugende Darstellung des
Anführers ab, der schon seit Jahren etwas in sich abgetötet hat und nun nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Manchmal erscheint er regelrecht
wie ein Monster, dennoch müssen wir Mitleid mit ihm haben und können sein Handeln nachvollziehen. Shin Ha-kyun ("No Mercy for the Rude", "JSA")
dient dem Zuschauer anfangs lediglich als Sympathieträger, da er genauso wenig mit den Regeln auf dem Kriegsschauplatz anfangen kann wie wir. Doch auch er
darf mit der Zeit komplexere Seiten von sich zeigen. Lee Je-hun spielt den drogensüchtigen Leiter der Einheit, der eine schreckliche Entscheidung
in seiner Vergangenheit getroffen hat. Auch er wächst einem mit der Zeit ans Herz. Die Umstände haben die Menschen in "The Front Line" zu Monstern
gemacht und die Absurdität dieser Umstände wird immer wieder aufs Schmerzlichste und oft auch sehr zynisch in den Mittelpunkt gerückt. Regisseur
Jang Hun schafft es sogar, in den wenigen kurzen Momenten, in denen er uns die Soldaten des Nordens zeigt, darunter auch Kim Ok-bin ("Thirst"), dass
wir für diese Partei ebenso Sympathie und Mitleid empfinden können. Die Gnadenlosigkeit der Akteure dient ihnen lediglich dazu, ihr eigenes Überleben
zu sichern.
Jang Hun, ehemaliger Protegé von Kim Ki-duk, bewies bereits mit "Rough Cut" und "Secret Reunion" sein Talent dafür, interessante Filme für ein großes
Publikum zu vermarkten. Einen Vorwurf kann man ihm dafür, wie es Kim Ki-duk gemacht hat, per se aber nicht machen, eigentlich verdient er gerade dafür
besonderes Lob. Der Film lebt dank glaubwürdiger Charaktere, einem sehr guten Drehbuch von Park Sang-yeon ("May 18") und der sicheren Regie
von Jang, der immer weiß, wie er Drama und Action verbinden muss. Der Irrsinn, der den Korea-Krieg (sowie jeden anderen Krieg) auszeichnet, spiegelt
sich auch in einigen Szenen wider, in denen man, wie Eun-pyo gegen Ende, zugleich verzweifelt auflachen und weinen will. Gerade wenn man denkt, der
Film geht zu Ende, treibt es Jang Hun mit der Absurdität immer weiter auf die Spitze, aber das unwahrscheinlich Traurige daran ist: "The Front
Line" bleibt glaubwürdig... Wenn der Abspann dann über den Bildschirm flimmert, ist man so emotional mitgenommen und erschöpft, dass man erst einmal
eine Weile braucht, um alles verarbeiten zu können, was uns Jang hier in Form eines grausamen Bürgerkriegs, wie man ihn eigentlich nennen müsste,
vor Augen geführt hat. In "The Front Line" stimmt einfach alles, von den Emotionen, der Geschichte und den Charakten bis zur Action. Damit katapultiert
sich der Film an die Spitze der Anti-Kriegsfilme Koreas.