Story: Detective Yang (Kim Kang-woo) hat Ärger mit seinen Vorgesetzten, weil er nebenher bei einer Firma gearbeitet hat, die nach dem
Schneeballsystem funktioniert. Im Moment läuft es ohnehin nicht gut für Yang, aber als er von einer Mutter hört, dass ihre Tochter verschwunden ist, hängt
er sich in den Fall rein, obwohl keiner seiner Kollegen an eine Entführung glaubt. Es vergehen jedoch drei Wochen und die Leiche des Mädchens wird gefunden.
Die Presse ist außer sich, dass die Polizei den Fall nicht ernst genommen hat. Als Yang den Fundort der Leiche sieht, erkennt er, dass dieser genau so aussieht,
wie das Graffiti eines unbekannten Jungen, den er vor einigen Tagen zufällig getroffen hat. Handelt es sich bei ihm um den Täter? Yang stellt mit Hilfe seines
Freundes Yang-soo (Lee Joon-hyeok) ein paar Nachforschungen an, obwohl er suspendiert wurde. Schließlich findet er heraus, dass der Junge Kim Jun (Kim Beom)
heißt. Er konfrontiert ihn, muss aber bald feststellen, dass er nicht der Täter ist. Wie kann er dann aber den Fundort der Leiche gekannt haben, Tage bevor
die Polizei informiert wurde? Detective Yang muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass Jun eine übernatürliche Begabung besitzt.
Kritik: Mit einer altbekannten Geschichte lässt sich nicht viel machen, dürfte man meinen. Dem ist auch in "The Gifted Hands" so. Dennoch
wird man überrascht sein, wie charismatisch einige der Charaktere gezeichnet sind. Als Thriller drückt der Film außerdem häufig genug die richtigen
Knöpfe, um Spannung zu erzeugen und weiter Interesse an der Geschichte sicherzustellen. Erstaunlich ist auch, dass sich der übernatürliche Aspekt des Films
einfach irgendwann einfügt, ohne wirklich störend zu sein. Die wahrscheinlich größte Stärke des Thrillers ist wohl, dass er die Erwartungen eines etwas
besseren Fernsehfilms kreiert, dann aber doch etwas über sich selbst hinauswächst. Etwas Besonderes sollte man hier nicht erwarten, aber ein wirklich
unterhaltsamer Thriller ist letzten Endes trotzdem dabei herausgekommen.
Detective Yang wird anfangs als naiver Polizist dargestellt, der sich auf ein Schneeballsystem einlässt, obwohl er am besten wissen müsste, was von so etwas
zu halten ist. Selbst sein Freund, der mit einer fahrbaren Imbissbude sein Geld verdient, erweist sich bei den Ermittlungen als wesentlich intelligenter.
Dass man Yang trotzdem ernst nehmen kann, liegt daran, dass er das Herz am rechten Fleck hat und kein völliger Idiot ist. Kim Kang-woo
("The Taste of Money", "The Railroad") hat Spaß an seiner Rolle und holt viel aus
ihr heraus, wenngleich sie eigentlich recht schlampig geschrieben ist. Kim Beom als übernatürlich begabte Heulsuse ist dagegen ein Problem. Seine Passivität und
sein ständiges Selbstmitleid gehen schnell auf die Nerven.
Eine richtige Beziehung zwischen den beiden Protagonisten entwickelt sich also leider nicht, trotzdem soll die beiden eine brüderliche Freundschaft gegen Ende
verbinden. Doch das geschieht viel zu spät, bis dahin haben die zwei sich einmal zu viel angefeindet. Es bleibt des Weiteren ärgerlich, dass Kim Jun
permanent seiner Vergangenheit nachhängt und seine Gabe als Fluch sieht, obwohl er ganz klar dem Detective helfen kann. Die Überzeugungsarbeit, die Yang leisten
muss, scheint etwas an den Haaren herbeigezogen. Klar, Kim Jun ist traumatisiert, aber warum sollte er nicht dabei helfen wollen, ein kleines Mädchen zu retten?
Ist es nötig, sich selbst einzusperren? Kontakt mit anderen Menschen dürfte kein Problem sein, schließlich kann er auf irgendeine Weise seine Gabe steuern,
sonst würde er beim Berühren jedes Gegenstands Visionen bekommen.
Bei der Gestaltung des Bösewichts hat man sich leider kaum Mühe gegeben. Es gibt keine besondere Überraschung und so geht in dem Thriller alles seinen
gewohnten Gang. Da es sich bei den Entführungsopfern um Kinder handelt, fühlt man sich aber doch etwas stärker von der Geschichte gefangen genommen. Einige
der Zufälle sind aber etwas zu viel des Guten. Von allen möglichen Kindern wird ausgerechnet das entführt, dem Yang zuvor eine Trillerpfeife gegeben hat.
Und warum benutzt das kleine Mädchen diese erst, als es schon zu spät ist, obwohl sie diese die ganze Zeit in der Hand hält? Zu künstlich sind die Wege,
die das Drehbuch einschlägt, das zeigt sich auch darin, dass Yang sich später aus nicht nachvollziehbaren Gründen in eine Sackgasse manövriert, aus der
er nur noch auf sich alleine gestellt, bzw. mit Hilfe von Kim Jun wieder herauskommmt.
Schön ist allerdings der Humor. An ein paar unerwarteten Stellen blitzt dieser immer wieder auf und das hält sich mit dem eigentlich recht düsteren Ton angenehm die Waage. Außerdem gibt es in den Ermittlungen kaum einen Stillstand. Immer wieder gibt es neue Hinweise, denen nachgegangen wird und so hat "The Gifted Hands" fast gar keine Längen. Erstaunlich ist auch, dass trotz der zuvor genannten Kritik die beiden Protagonisten schließlich doch noch ein gewisses Band verknüpft, das besonders das Ende emotional auf der richtigen Schiene fahren lässt. Leider nur etwas zu spät. Die größte Überraschung ist aber, dass sich "The Gifted Hands" keinesfalls so altbekannt und langweilig anfühlt, wie er auf dem Papier aussehen mag. Ein solider Thriller, der gut unterhalten kann.