Story: Auf dem militärischen Wachposten 506, einem Stützpunkt an der DMZ, der demilitarisierten Zone zwischen
Nord- und Südkorea, scheint etwas Grauenhaftes vorgefallen zu sein. Seit Stunden meldet sich niemand mehr über
Funk. Sergeant Major Noh (Cheon Ho-jin) wird mit einem Team der Militärpolizei zum Stützpunkt geschickt um die Sache
zu untersuchen, bevor das Militär sie vertuscht. Ein Mitglied des ehemaligen Teams, das auf dem Guard Post 506
stationiert war, ist nämlich der Sohn eines hochrangigen Militärs, und schlechte Publicity kann man sich an der
koreanischen Grenze nicht leisten.
Als Noh am GP 506 ankommt entdecken er und sein Team Private Kang (Lee Yeong-hoon), der blutüberströmt mit einer Axt
über seinen zerstückelten Teamkameraden steht. Kang wird angeschossen und kann deshalb keine Informationen mehr über die
Vorgänge auf dem Stützpunkt geben. Der einzige andere Überlebende ist Yoo (Jo Hyeon-jae), der jedoch nur langsam
Informationen darüber liefert, was eigentlich vorgefallen ist. Es scheint, dass ein Virus die Soldaten befallen hat,
der in ihnen extrem gewalttätiges Verhalten hervorruft. Jetzt scheint sich das Spiel von Neuem zu wiederholen,
denn bei Nohs Männern zeigen sich die gleichen Symptome und es kommt zu ersten Toten...
Kritik: "The Guard Post" hat eine schwierige Produktion hinter sich. Zeitweise mussten sogar die Dreharbeiten
unterbrochen werden, weil kein Geld mehr zur Verfügung stand. Das ist besonders merkwürdig, da Kong Su-chang als
Regisseur einen recht angesehenen Namen hat, seitdem er den eindeutig überbewerteten Militär-Horror-Streifen "R-Point"
auf die Leinwand gebracht hat. Doch seine Fans hatte Kongs neuer Film schon vor seinem Erscheinen, wahrscheinlich
wegen der Ankündigung der Presse, dass es sich hierbei um einen Zombiefilm handelt. Glücklicherweise oder leider, je
nachdem was man bevorzugt, ist dem nicht so. "The Guard Post" ist kein stupider Metzel-Film, sondern arbeitet wie
sein Vorgänger gerade auf psychologischer Ebene. Wir bekommen Einblicke in die Psyche der Soldaten und bekommen
den Druck, dem sie täglich ausgesetzt sind, zu spüren. Kein Zweifel, es handelt sich nicht um einen Zufall, dass
der Film an der koreanischen Grenze spielt und gleichzeitig Soldaten beleuchtet, die durch einen Virus zu gewalttätigen
Monstern mutieren...
Es gibt eine tiefergehendere Ebene in "The Guard Post", davon zumindest versuchen uns andere Kritiker und der Regisseur
zu überzeugen. Leugnen kann man das keinesfalls, dennoch scheint es doch auch so, dass zu viel in den Film
interpretiert wird. "The Guard Post" ist nämlich keinesfalls so intelligent, wie ihn manche gerne hinstellen wollen.
Stellenweise gibt es sogar Szenen, die einen an den Kopf greifen lassen. Mit Logikfehlern muss man in diesem Film
leben, ebenso mit vielen offenen Fragen, die einen am Schluss noch beschäftigen werden. Leider sind diese
nicht philosophischer Natur, so dass es nach dem Abspann nicht mal mehr einen Nachklang dieser Fragen gibt.
Der Grundplot ist allerdings recht interessant und behandelt eines meiner Lieblingshorrormotive. Menschen, die von
der Außenwelt abgeschnitten, unter enormem Druck auf engem Raum gemeinsam einer unbekannten Gefahr entgegenstehen und
dabei langsam aber sicher den Verstand verlieren. Großartige Beispiele dieses Horror-Settings sind z.B. John Carpenters
"Das Ding aus einer anderen Welt" oder die Akte X-Folge "Eis". "The Guard Post" hat also gute Voraussetzungen ein toller
Horrorfilm zu sein, weiß diese aber leider nicht zu nutzen.
Eine seiner vom Plot gegebenen Stärken weiß der Regisseur jedoch auszuspielen, nämlich die Atmosphäre. Diese ist
durchgehend intensiv, gruselig und hat immer einen angenehmen Mysteryfaktor. Wir wissen nie was als nächstes passiert
und jedes Mal, wenn der Film Gefahr läuft langweilig zu werden taucht einer der Soldaten auf um den Sergeant darüber
zu informieren, dass etwas Grauenhaftes passiert ist. Da das allerdings fast alle zwei Minuten der Fall ist, wird
das fast schon wieder zu einem unfreiwilligen Running-Gag...
Trotzdem sind es gerade die dunklen Aufnahmen im labyrinthartigen Bunker, die schmutzigen und stellenweise blutverschmierten
Räume und das Setting im Allgemeinen, die der Grusel-Atmosphäre auf gelungene Weise in die Hände spielen können.
Ebenso gibt es einige ziemlich brutale Szenen, die auch Gore-Fans zufrieden stellen sollten, besonders da einige der
ermordeten Soldaten in einem wirklich schlechten Zustand zu sehen sind. Die Ingredienzen für einen guten Horror-Film
sind also gegeben, doch leider ist der Horror selbst nur selten wirklich präsent. Vielmehr ist es eine gewisse Spannung
darüber, was wohl als nächstes passiert, und wie sich die Soldaten verhalten werden, die "The Guard Post" auszeichnet.
Regisseur Kong hat allerdings aus seinen Fehlern in "R-Point" nur wenig gelernt. Auch hier verpasst er es wieder seinem
Film eine vernünftige Erzählweise aufzudrücken. Die Geschehnisse werden oft in sich nicht ankündigenden Rückblenden
erzählt. Somit spielt der Film eigentlich parallel auf zwei Ebenen. Einmal in der Gegenwart und das andere Mal in
der Vergangenheit. In beiden Zeitebenen sehen wir allerdings Soldaten, die uns vorher nicht richtig vorgestellt wurden,
so dass wir eben nur Noh, Kang und Yoo auseinander halten können. Da diese aber nicht immer auf dem Bildschirm zu sehen
sind, ist es oft unmöglich auszumachen in welcher Zeitebene wir uns gerade befinden. Das macht "The Guard Post"
unwahrscheinlich frustrierend. Warum Kong so arbeitet ist klar. Durch die Parallelität möchte er zeigen, dass sich der
Kreislauf der Virusausbreitung und das panische Verhalten der Soldaten erneut wiederholt. Aber muss diese Parallelität
auf Kosten einer vernünftigen Erzählweise implementiert werden?
Außerdem gibt es einige äußerst störende Logikfehler. Warum sollte sich ein Soldat die Mühe machen den Schlüssel für
das Tor nach draußen zu suchen, wenn er an seiner Uniform mehrere Handgranaten trägt? Wieso haben Kang oder Yoo nicht
versucht zumindest Noh über den Virus aufzuklären, denn dieser hätte bestimmt ein Quarantäne-Team angefordert?
Wahrscheinlich sollte man aber nicht zu streng mit solchen Horrorfilmen sein, wenn es um Logik geht. Die oftmals
wirre Erzählweise, die eben auch den Film im Gesamten nicht völlig konsistent erscheinen lässt, sowie eine
überstrapazierte Laufzeit und ein langsames Tempo im Allgemeinen, kommen "The Guard Post" jedoch nicht zu Gute.
Dennoch gibt es auch positive Punkte, so
leisten die Darsteller z.B. gute Arbeit, auch wenn die eine oder andere Person durchaus etwas besser ausgearbeitet
hätte werden können. Auch das Ende selbst kann eigentlich wirklich gefallen, besonders da man irgendwann ab dem
letzten Drittel das Gefühl hatte, dass der Film vom Regisseur gegen die Wand gefahren werden könnte. Das passiert
jedoch nicht, was wiederum den Zuschauer recht versöhnlich stimmen kann, obwohl der Film auf jeden Fall stark hinter
dem zurückbleibt was er hätte werden können. Warum man dann aber noch das russische Volkslied "The Rush Light"
verwendet, das eben eindeutig an "JSA" erinnern muss, bleibt jedoch fraglich. Denn so wird einem nur noch stärker
gewahr, dass "The Guard Post" eigentlich eine Enttäuschung ist, die hauptsächlich Genre-Fans ansprechen wird.