Story: Ip Man (Dennis To) tritt zusammen mit seinem Adoptivbruder Tin Chi (Louis Fan Siu-Wong) der Wing Chun-Kampfschule unter
Meister Wah Shun (Sammo Hung) bei. Die zwei wachsen immer enger mit Mei Wai (Rose Chan) zusammen, bis sich eine Dreiecksbeziehung
zwischen ihnen abzeichnet. Nach Wah Shuns Tod übernimmt dessen langjähriger Freund Chung So (Yuen Biao) die Schule, der dann auch dafür
sorgt, dass sich Ip Man geistig weiterbildet und zum Studieren nach Hong Kong geht. Dort trifft Ip den Altmeister Leung Bik (Ip Chun),
der ihn eine Wing Chun-Technik lehrt, die moderner und nicht so festgefahren ist wie Ip Mans Kampfkunst. Als Ip allerdings mit diesem
Wissen nach Foshan zurückkehrt, ist der konservative Chung So alles andere als glücklich über diese Beleidigung durch seinen Schüler. Zur gleichen
Zeit sieht Ip Man auch das Mädchen Wing-shing (Crystal Huang Yi) wieder, die offensichtlich Interesse an ihm hat. Ip hat aber auch einige noch ernstere Probleme.
Die Wing Chun-Schule muss sich gegen einige japanische Geschäftsmänner durchsetzen, die sich unbedingt das Vertrauen der Schule erkaufen wollen,
um ihre fragwürdigen Geschäfte weiter auszubauen. Es zeigt sich schließlich, dass die Japaner schon einen Spion in die Schule geschleust haben,
um letztendlich ihren Willen zu bekommen.
Kritik: Teil zwei der aufwendigen "Ip Man" Verfilmung war nicht genug. Es muss noch ein Prequel geben, um bloß alles Mögliche
getan zu haben, das Geld, das in dem Franchise steckt, herausgemelkt zu haben. Mit diesem Vorurteil sah ich mir
den Film an und wurde in gewisser Weise überrascht. "The Legend is Born - Ip Man" ist keineswegs so aufwendig produziert wie Wilson
Yips Filme, aber man sieht ihm an, dass man zurück zu den Wurzeln gut gemachter Kampfkunstfilme früherer Tage wollte, und so gibt es hier
auch zahlreiche und gut über den Film verstreute Kämpfe, die Fans mit einem Lächeln an den Ausdruck "Old School" denken lassen.
Überhaupt scheint "The Legend is Born" zwar nicht unbedingt großartiges Qualitätskino zu sein, aber ein gut produzierter Kampfkunstfilm, der
darüber hinaus noch etwas Biographie mit einarbeitet, keinesfalls auf Drama verzichtet und auch einige Legenden der Kampfkunstfilme
für sich gewinnen konnte, bei denen es sich natürlich um Sammo Hung und Yuen Biao, aber auch um den 86-jährigen Sohn Ip Mans, Ip Chun,
handelt, der in einer kleinen Nebenrolle mitspielt. Herman Yaus Film erweist sich als ein durchgehend solider und unterhaltsamer Kung Fu
Film, der Fans sofort ansprechen wird.
Herman Yau ist jemand, der B-Movies produziert, welche aber immer über ihren Rahmen hinaus zu treten scheinen. "On the Edge" oder
gerade einer seiner neueren Filme, "Rebellion", zeigte das bereits ganz deutlich. Er weiß, wie man mit einem geringen Budget und kurzer Drehzeit
das meiste aus einem Film herausholt. Das beweist sich auch hier wieder. Die Kinematographie wirkt nicht ganz so poliert wie in Wilson Yips
"Ip Man", dafür hat der Film mehr Kung Fu-Charakter und bewahrt sich doch eine gewisse Ästhetik. Der Film entführt uns in Ip Mans junge Jahre
und natürlich darf er sich auch da schon mit den bösen Japanern anlegen. Allerdings gibt es darüber hinaus auch eine Geschichte rund um Freundschaft
und Verrat, das Festhalten an Traditionen und den Erfordernissen, eine Kampfkunst in einer sich stetig wandelnden Welt ebenfalls weiterzuentwickeln.
Aber all das ist natürlich nicht wichtig und kreiert nur einen groben Rahmen, um Platz für diverse gut gelungene Kämpfe zu bieten. Die Action
des Films ist zu jeder Zeit unterhaltsam und auch einer der eindeutigen Pluspunkte des Films.
Dank des Wing Chun Kampfstils erkennen Zuschauer der ursprünglichen zwei Filme schnell die typischen Elemente wieder, doch diesmal scheinen die
Kämpfe etwas technischer und ausgefeilter. Damit sind sie vielleicht nicht ganz so authentisch, liefern aber die Möglichkeit, die verschiedensten
Techniken schön zu veranschaulichen, was im Gesamten einfach unterhaltsamer ist. Natürlich bedeutet das nicht, dass wir nicht trotzdem etliche
superschnelle Schläge zu sehen bekämen. Dennis To kann, was die Kämpfe angeht, wirklich überzeugen, auch wenn Donnie Yen in den ersten beiden "Ip Man"
Teilen einfach schneller wirkte. Auch Louis Fan Siu-Wong (der in "Ip Man" ebenfalls mitspielte, allerdings in einer anderen Rolle) kann überzeugen, allerdings
kann er im Gegensatz zu Dennis To auch auf schauspielerischer Ebene mehr von sich zeigen. To dagegen wirkt oft etwas zu hölzern und das obwohl der
Film eigentlich einige Momente bereithält, in denen es um seine Liebe zu Wing-Shing geht.
Kleines Highlight ist aber nebenbei bemerkt der Kampf zwischen den Altmeistern Yuen Biao und Sammo Hung. Selbstverständlich ist Ip Chuns kleiner
Auftritt ebenfalls erinnerungswürdig.
Etwas negativ fällt ins Gewicht, dass an ein paar Stellen eindeutig Seile in den Kämpfen zum Einsatz kamen. Das erscheint vor allem deswegen unnötig,
weil der authentische Wing Chun-Stil den Reiz des Films ausmacht. Ebenfalls schade ist, dass der Film dramaturgisch das eine oder andere leisten
möchte, aber die Japaner als Bösewichte doch etwas halbherzig und zu spät einführt. Der Bösewicht des Films kommt außerdem etwas überraschend und
wir können nicht wirklich den Hass auf ihn verspüren, der nötig wäre, um den Endkampf noch etwas ansprechender zu machen. Die eingebaute Liebesgeschichte
ist zwar ganz nett und verleiht Ip Man eine zusätzliche Nebenstory, allerdings tritt sie manchmal auch auf der Stelle und ist keineswegs so überzeugend,
wie sie hätte sein können. Trotzdem fällt gerade hier auf, dass Herman Yau ein insgesamt unterhaltsameres, wenn auch nicht unbedingt stimmigeres,
Werk abliefern kann als Wilson Yip mit seinem "Ip Man 2". Wahrscheinlich profitiert "The Legend is Born - Ip Man" zum Großteil tatsächlich nur von dem
Fakt, dass die eigentliche Fortsetzung eine große Enttäuschung war. Trotzdem, als eigenständiges Werk erweist sich der Film als netter Kung Fu
Eintrag.
Dramaturgisch gesehen ist Yaus Film keinesfalls schlecht geworden, man darf sogar sagen, dass er auf diesem Gebiet mehr erreicht, als man ihm zugetraut
hätte. Es gibt einige Momente, die einfach an die Zeiten guter alter Kung Fu Streifen erinnern und die Action ist so ausgewogen über den Film verteilt,
dass man sich nie langweilt. Ein Grund warum es einem auch leichter fällt, etwas milder über "The Legend is Born - Ip Man" zu urteilen, ist der Umstand,
dass er keinesfalls versucht, ein A++ Film zu sein, sondern ein B-Movie, der sich die größte Mühe gibt, nicht als ein solcher zu wirken. Und hier hat
der Regisseur Erfolg. Der Film muss also tatsächlich unter anderen Kritieren als die Big-Budget Filme von Wilson Yip beurteilt werden und damit
auch etwas nachsichtiger. Das ändert jedoch nichts daran, dass wir hier einen gelungenen Kung Fu-Streifen vor uns haben, der einfach mal wieder
ein wenig kurzweilige Unterhaltung verspricht.