Story: Seung-woo (Yoon Gye-sang) arbeitet seit kurzem in der Hostessen-Branche. Er ist dafür verantwortlich reichen Frauen
einen schönen Abend in einer Bar zu machen und lernt von seinem direkten Vorgesetzten Jae-hyeon (Ha Jung-woo) das Wichtigste,
das man dafür wissen muss.
In dieser Branche verdient man sich nebenher oft etwas damit, reiche Frauen um ihr Geld zu bringen, womit Jae-hyeon schon
einige Erfahrungen gesammelt hat. Er hat es auch bitter nötig endlich mal wieder eine größere Summe zu verdienen, da ihm schon
seit einiger Zeit ein Schuldeneintreiber im Nacken sitzt. Dummerweise ist sein momentanes Opfer, seine "Freundin" Han-byeol (Lee Seung-min),
die Schwester von Seung-woo. Zwischen den anfänglichen Freunden scheint sich deswegen auf kurz oder lang ein ernster
Streit anzubahnen. Vorerst hat Seung-woo jedoch seine eigenen Probleme. Er verliebt sich in das Mädchen Ji-Won (Yoon Jin-seo),
die ebenfalls als Hostess arbeitet. Die beiden ziehen gemeinsam in eine Wohnung, doch sein Beruf macht Seung-woo misstrauisch
und er ist sich nicht mehr sicher, ob Ji-won ihn mit ihrer neuen Geschäftsidee nicht einfach um sein Geld bringen will.
Seung-woo und Jae-hyeon geraten in einen Strudel aus Betrug und Misstrauen, der sie von innen aufzufressen droht...
Kritik: "The Moonlight of Seoul" ist ein Film, der sich stark von anderen Charakterdramen abhebt. Der Blick auf
das Hostess-Milieu gibt dem Film seinen ganz eigenen Flair und offenbart ein Nachtleben in Seoul, wie man es so
wahrscheinlich noch nicht auf der Leinwand zu sehen bekommen hat. Dabei lebt der Film eindeutig von seinen zwei
Hauptcharakteren, die alles andere als einfach nur sympathisch sind. Ihre Umgebung schmiedet sie mit der Zeit zu Individuen,
die zwar bemitleidenswert, aber eben auch hassenswert sind. Wie viel man also mit dem Film anfangen können wird, mag
unterschiedlich sein, Fakt ist allerdings, dass sich Regisseur Yoon Jong-bin nach seinem bei den Kritikern recht
beliebten Low-Budget-Film "The Unforiven" diesmal an einem Spagat zwischen Mainstream und Art-House versucht. Das
Ergebnis mag in dieser Hinsicht durchwachsen sein, denn ein wirklich breites Publikum wird der Film trotz seiner
Stars nicht finden, dennoch bleibt am Ende ein interessantes Drama.
Trotz des hohen Budgets und einem dementsprechend oftmals glanzvollen Look, bleibt Yoon in gewisser Hinsicht seinen
Anfängen treu, denn "The Moonlight of Seoul" beweist sich als Drama, das stellenweise einen starken dokumentarischen
Charakter aufweist. Die Regie ist eine der Stärken des Films, da durch etliche lange Aufnahmen ohne Schnitt, bei denen wir
den Protagonisten an den Fersen haftend von einem Ort zum anderen folgen, ein erfrischend angenehmes Tempo geschaffen
wird, das im Kontrast zu einigen eher langatmigeren Szenen steht. Wir bekommen in diesen Szenen das Gefühl direkt am
Puls der Stadt und des Nachtlebens zu sitzen, folgen den Protagonisten durch die hell erleuchteten Straßen bei Nacht
bis in ihre Wohnzimmer und bekommen dabei ein bestimmtes Lebensgefühl mit auf den Weg. Dieses wird noch durch den
enormen Realismus verstärkt mit dem einige Szenen aufgenommen sind.
Diesem Realismus, auf den Regisseur Yoon großen Wert gelegt hat, steht jedoch entgegen, dass die Charaktere ab einem
bestimmten Punkt im Film, etwa nach einem Drittel, nicht mehr wirklich aus sich selbst heraus zu handeln scheinen,
sondern zu Marionetten des Drehbuchs werden. Einige ihrer Handlungen scheinen etwas unrealistisch, bzw. nicht ausreichend
motiviert und der Gedankengang, der zu ihren Entscheidungen führt, bleibt unklar. Ein Grund dafür mag sein,
dass der Regisseur seinen Film wohl um fast eine halbe Stunde kürzen musste, weil die Produzenten ihre Idee von einem breiten
Publikum bei einem überlangen Film wohl gefährdet sahen. Dementsprechend bleiben ein paar offensichtliche und unschöne Nähte
sichtbar, die durchaus geschickter hätten überbrückt werden können, zumal das Tempo nicht immer durchgängig angemessen
moderat ist, sondern hier und da auch etwas ins Stocken gerät.
Interesse kann der Film zu jeder Zeit dank seiner auf natürliche Art charismatischen Charaktere aufrecht erhalten.
Ha Jung-woo (ebenfalls in "The Unforgiven", aber auch "Time" oder "The Chaser") gibt zusammen mit Yoon Gye-sang
("Flying Boys") eine großartige darstellerische Leistung ab. Das ist aber auch nötig, da der Film wie gesagt in
Bezug auf die Charakterentwicklung ein paar kleinere Lücken hat und die beiden Protagonisten nicht gerade liebenswerte
Gesellen sind. Mit der Zeit lernen wir sie immer mehr zu verabscheuen, was seinen Höhepunkt in Szenen findet, in denen
sie körperliche Gewalt an Frauen vollüben. Seung-woo scheint dabei Jae-hyeon in einer seiner früheren Entwicklungsphasen
darzustellen und macht die meisten Veränderungen durch. Warum? Wegen der Liebe, natürlich. Diese lässt ihn fast schon
paranoid werden und scheint ihn mit dem Zuschauer zum filmischen Klimax zu führen. Wer aber diesen erwartet, mag
enttäuscht werden, denn "The Moonlight of Seoul" lässt einige Fragen offen und endet für einige Zuschauer wahrscheinlich
eher unzufriendenstellend.
Wirkliche Negativpunkte stellt das aber nicht dar. Viel eher ärgert es, dass man sich emotional gar nicht mit den
Protagonisten verbunden fühlt. Zum einen liegt das natürlich an den immer zahlreicher zu Tage tretenden schlechten
Seiten dieser, zum anderen ist das aber auch Schuld des Drehbuchs, das seinen Fokus darauf legt anhand zweier
Charaktere die dunkleren Seiten des Hostess-Services zu offenbaren. Der dokumentarische Stil schafft eine emotionale
Trennwand, die man nicht durchbrechen kann. Die beiden Darsteller schaffen es aber mit Bravour den Film über 2 Stunden
auf ihren Schultern zu tragen und uns vergessen zu lassen, dass das Drehbuch an sich nicht wirklich viel Story
bereithält. Wir begleiten einfach, auf manchmal etwas planlos anmutende Weise, diese beiden Individuen in ihrem
alltäglichen Leben und das ist durchaus ein lohnendes Erlebnis. Vom glänzenden
Look darf man sich aber nicht täuschen lassen, denn wir erfahren sehr schnell, dass wir hier nur eine Scheinwelt
präsentiert bekommen. "The Moonlight of Seoul" ist dementsprechend ein zuweilen düsterer, tragischer, aber vor
allem realistisch anmutender Blick auf das Hostess-Leben, das vor allem wegen seiner Einzigartigkeit überzeugen kann.