Story: Oh Hyun-woo (Ji Jin-hee) war während der Militärdiktatur von General Chun ein Freiheitskämpfer,
der in einer Studentenbewegung für den Sozialismus auf die Straße ging. Nach der blutigen Niederschießung von
Studenten beim Gwangju-Massaker seitens der Regierung, sucht diese nun weitere Aufständische, sodass Hyun-woo
untertauchen muss. Zum Glück kann er auf dem Lande bei der Malerin und Kunstlehrerin Han Yoon-hee (Yum Jung-ah)
unterkommen, die früher selbst aktives Mitglied der sozialistischen Bewegung war. Zwischen den beiden zeichnet
sich schließlich eine Liebesbeziehung ab, aber gerade als diese auf ihrem Höhepunkt ist, beschließt Hyun-woo
aus ideologischen Gründen nach Seoul zurückzukehren, obwohl seine Gefangennahme damit so gut wie sicher ist.
Fast 17 Jahre später kommt Hyun-woo dann aus dem Gefängnis frei. Mittlerweile ist seine Freundin jedoch an Krebs
gestorben und so schwelgt er in Erinnerungen an alte Zeiten...
Kritik: "The Old Garden" basiert auf einem Roman von Hwang Seok-young, der die 80er selbst im Exil verbracht
hat und später dann fünf Jahre ins Gefängnis musste, weil er Nordkorea einen von der südkoreanischen Regierung
nicht autorisierten Besuch abstattete. Regisseur Im Sang-soo ist ebenfalls jemand, der in seinen Filmen gerne Kritik
an der Regierung übt, sein vorangegangener Film "The President's Last Bang" ist Beweis genug dafür. Im Vergleich zu
jenem erweist sich seine Adaption von "The Old Garden" jedoch als weniger sarkastisch und auch politisch. Ein
gewisser sozial-politischer Ton durchzieht zwar den gesamten Film, aber eigentlich steht hier eine Liebesgeschichte
im Fokus, die sich eben auch einmal zu oft in den Vordergrund schiebt. Gerade gegen Ende wünscht man sich
doch mehr von den politischen Geschehnissen zu sehen zu bekommen, anstatt mit einer eher unoriginellen
Liebesgeschichte abgespeist zu werden.
Wahrscheinlich sind die Ereignisse der 80er und vor allem das Gwangju-Massaker aber noch so stark in den Köpfen der
Koreaner verankert, dass es diesbezüglich keiner weiteren Erklärungen bedarf. Für ein ausländisches Publikum, das sich
vorher nicht mit dem Thema beschäftigt hat, wird es allerdings schwierig sein auszumachen, worum es hier politisch eigentlich
geht und wer genau gegen wen kämpft. Immer mal wieder bekommen wir ein paar Andeutungen oder Impressionen, einige von
ihnen recht verstörend, die uns ein ungefähres Bild von dem geben können, was damals an chaotischen Umständen herrschten.
Leider, und das muss an dieser Stelle einfach erwähnt werden, auch wenn es ein wenig unpassend sein mag, können
einige der schockierenden Szenen nicht überzeugen, da schlechte CGI-Effekte von in Brand gesteckten Personen einfach
dem Film seines Realitätsanspruchs berauben und uns bewusst machen, dass wir hier nur einen Film sehen, dem es hier und
da an Geld gemangelt hat.
Das politische Chaos zu der Zeit hätte aber nicht seinen Weg in die allgemeine Struktur des Films finden dürfen, denn
oft müssen wir uns fragen, wo der Film eigentlich hin will, und ob der Regisseur eigentlich selbst genau weiß, was
er möchte? Der Film beginnt mit Hyun-woo, der aus dem Gefängnis entlassen wird und sich erst einmal wieder in die
Gesellschaft einleben muss. Er trifft ein paar ehemalige Freunde, mit denen ihn außer ein paar Erinnerungen nicht
mehr viel verbindet, und die wie er alle von den Ereignissen der damaligen Zeit gezeichnet sind oder emotionale
Narben tragen. In einigen Rückblenden bekommen wir dann die Vergangenheit Hyun-woos präsentiert, wobei gerade jene
Rückblenden etwas verwirrend in den Film eingestreut sind. Später bessert sich das zwar, aber dennoch muss man sich
immer wieder fragen, welchem Zweck diese Szenen eigentlich dienen? Manchmal wirken die Rückblenden nämlich etwas
unmotiviert in den Film geworfen.
Kommen wir zu der Liebesgeschichte, die von Ji Jin-hee ("Perhaps Love", "Art of Revenge") und Yum Jung-ah ("A Tale of
Two Sisters", "Sad Movie") getragen wird. Da diese Liebesbeziehung stark ins Zentrum des Films gestellt wird, muss
sich der Regisseur die Frage gefallen lassen, warum er sie so kühl auf den Bildschirm gebracht hat? Die beiden
Darsteller dürfen nur sehr reserviert ihr Schauspiel zum Besten geben, immerhin kann Yum Jung-ah hier an einigen
Stellen punkten, aber so springt beim Zuschauer niemals der Funke über, dass es sich bei den beiden tatsächlich um
ein romantisches Liebespaar handelt. Dementsprechend können auch die nachfolgenden dramatischen Szenen nicht
überzeugen, dass Yum gestorben ist, wird auch zu früh offenbart, und dass es sich dabei auch noch um eine Krankheit
handeln musste, schlägt dem Fass noch den Boden aus. Als wollte Im hier ein typisches Taschentuchdrama schaffen.
Das passt einfach nicht, da der politische Gehalt des Films immer noch irgendwo mitschwingt.
Besonders gegen Ende verbeißt sich Im dann plötzlich in Yoon-hees Geschichte, sodass der Film dann tatsächlich
nur noch zu einem Drama verkommt. Fragen, wie jene, wofür Hyun-woo eigentlich so lange ins Gefängnis gegangen ist,
Denkanstöße, wie jene, dass die Gesellschaft immer im Wandel ist, und jede schlimme Zeit irgendwann zu Ende ist, sodass
man die Kraft sich bewahren muss einfach weiterzuleben, verschwinden dann schnell in Vergessenheit. Am Ende bleibt
dann nur der fade Geschmack eines sich in die Länge ziehenden Romantikdramas übrig, von denen es eigentlich schon
genügend gibt. Es wäre schön gewesen, wenn Im Sang-soo an der politischen Thematik von "The Old Garden" stärker
festgehalten hätte und seine
stellenweise nett anzusehenden Bilder noch ein wenig mehr mit Inhalt und vor allem einem roten Faden, bzw. mehr
Struktur gefüllt hätte. So bleibt man nämlich einfach mit dem Gefühl zurück, dass hier die Chance einer guten
Literaturverfilmung vertan wurde.