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The Pig, the Snake and the Pigeon - Filmposter
Original Title:
Zhou chu chu san hai

Taiwan 2023

Genre:
Crime, Drama

Director:
Wong Ching-Po

Cast:
Ethan Juan
Ben Yuan
Chen Yi-wen
Gingle Wang
Lee Lee-zen
Hsieh Chiung-Hsuan
Chen Ping-yu


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The Pig, the Snake and the Pigeon

The Pig, the Snake and the Pigeon - Film Screenshot 1

Story: Chen Gui-lin (Ethan Juan) ist ein Killer, der im Auftrag eines Gangsterbosses rivalisierende Bosse umbringt. Die Polizei hätte ihn bei seinem letzten Auftrag fast festgenommen und so muss Gui-lin für eine Weile untertauchen. Vier Jahre später erfährt er, dass seine Großmutter im Sterben liegt. Sie war der einzige Grund, warum er weiter von der Bildschirmfläche verschwunden blieb, da er nicht wollte, dass sie in den Nachrichten sieht, wie er gefasst wird. Seine Großmutter stirbt jedoch bei einer notwendigen Operation und zudem erfährt er, dass er Lungenkrebs und nur noch maximal sechs Monate zu leben hat. Hsieh (Chang Kuei-ching), die Ärztin ist und sich nicht nur um seine Großmutter gekümmert hat, sondern auch Gangster immer wieder zusammenflickt, bittet ihn, sich nun zu stellen. Gui-lin entscheidet sich schließlich, auf eine Polizeistation zu gehen, dort sieht er jedoch eine Liste mit den meistgesuchten Verbrechern Taiwans - und er steht nur auf Platz drei. Bevor Gui-lin abtritt, möchte er die Nummer Eins werden, sodass er von niemandem jemals vergessen wird. Daher sucht er Hongkie (Ben Yuen) von der Liste auf. Ein skrupelloser Gangster, der die Abhängigkeit des Mädchens Hsiao-mei (Gingle Wang) gnadenlos ausnutzt und auch ansonsten Gui-lin keinen Grund gibt, dass er ihn verschonen sollte. Während Gui-lin ihn beschattet, um eine passende Gelegenheit zu finden, ihn auszuschalten, ist ihm die Polizei allerdings erneut auf den Fersen.

Filmroll The Pig, the Snake and the Pigeon - Film Screenshot 2 The Pig, the Snake and the Pigeon - Film Screenshot 3 Filmroll
The Pig, the Snake and the Pigeon - Film Screenshot 4

Kritik: Es kommt nicht oft vor, dass man sofort von einem Film mitgerissen wird, doch die erste Verfolgungsjagd in "The Pig, the Snake and the Pigeon" lässt dank dynamischer Kameraarbeit augenblicklich das Adrenalin in die Höhe schnellen. Dabei haben wir noch gar keinen Überblick über die genauen Hintergründe der Geschehnisse, sondern wissen lediglich, dass Gui-lin der Bösewicht ist, der von einem Detective, dem vermeintlichen Helden der Geschichte, gejagt wird. Doch das Spannende ist, dass eben der Killer der Anti-Held ist, der uns durch die weiteren Geschehnisse begleitet. Das wäre vielleicht nichts Neues, wenn es sich um einen typischen Thriller im Gangster-Milieu drehen würde, aber "The Pig, the Snake and the Pigeon" hat noch einige Asse im Ärmel. Das Herausragende an der Geschichte ist, dass Gui-lin uns tatsächlich nicht egal ist. Seine Motive lernen wir nach und nach kennen und auch wenn der Grund für seine Jagd auf die anderen zwei Verbrecher von der Liste banal sein mag, steckt hinter seinem Wunsch, die Nummer Eins zu werden, doch eine nachvollziehbare Angst. Er hat nichts und niemandem im Leben und fürchtet sich davor, keine Spuren auf der Welt zu hinterlassen. Im weiteren Verlauf hält dann aber auch noch das Motiv der Sühne Einzug in die Geschichte.

The Pig, the Snake and the Pigeon - Film Screenshot 5

Der Titel gibt bereits den Hinweis, dass der Film eine gewisse Dreiteilung erfährt, obwohl vielleicht eher von zwei Hälften gesprochen werden kann. Schließlich jagt Gui-lin zwei Verbrecher und während der erstere den Rahmen für gelungene Gangsteratmosphäre bietet, kann der zweite Raum für ... etwas ganz anderes zur Verfügung stellen. Ohne zu viel zu verraten: Gui-lin wird mit einer Glaubensgemeinschaft konfrontiert, die ihn zweifeln lässt, ob es für ihn nicht doch einen anderen Weg im Leben gibt. Gui-lin entwickelt sich also als Charakter weiter, auch wenn immer etwas Unnahbares an ihm bleibt, und dass er nicht ernsthaft gnadenlos ist, erkennen wir bereits, als er Hsiao-mei aus den Klauen von Hongkie befreien will, auch wenn dies nur das Nebenprodukt seines eigentlichen Ziels zu sein scheint. Die Gratwanderung, Gui-lin unzweifelhaft als Gangster zu präsentieren, der kein Problem damit hat, ein Leben zu nehmen, und ihm gleichzeitig noch Menschlichkeit zu verleihen, ist eine außerordentliche Leistung und dafür gebührt sowohl Darsteller Ethan Juan als auch Regisseur Wong Ching-Po ("Jiang Hu") großes Lob.

The Pig, the Snake and the Pigeon - Film Screenshot 6

Regisseur Wong bringt eine gute Portion Hong Kong Thriller-Atmosphäre nach Taiwan und Hongkie funktioniert gut als hassenswerter Gangster gegen den Gui-lin wie einer der Guten aussieht. Die Sets und die neonbeleuchteten Straßen, einige nervenzerreißende Auseinandersetzungen - speziell eine, bei der mit einem Rasiermesser der Bart gestutzt wird - lassen einen immer näher an den Bildschirm rücken. Kommt es dann zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, wohnt diesen viel kinetische Energie inne. Dabei wirken sie auf den ersten Blick sehr natürlich, brutal und nicht so, als gäbe es eine ausgefeilte Choreografie, doch tatsächlich wurde hier alles ausgezeichnet durchkomponiert. Hsiao-mei, gespielt von Gingle Wang ("Detention"), hätte auch eher eine klischeehafte Jungfrau in Not darstellen können, die zum Liebesinteresse Gui-lins wird, aber dem ist nicht so und gegen Ende haben die beiden eine starke Szene, die uns zeigt, dass uns keiner der beiden egal ist. Etwas, was einen vielleicht überraschen mag. Denn genau genommen versuchen wir, kein allzu großes emotionales Band zu den Charakteren zu knüpfen, da hier alles danach aussieht, als würde am Ende alles vor die Hunde gehen. Wie gesagt, eine gute Portion Hong Kong-Kino lässt sich in dieser Taiwan-Produktion ohne Zweifel erkennen.

The Pig, the Snake and the Pigeon - Film Screenshot 7

Das Grundgerüst der Geschichte basiert auf einem alten Volksmärchen um den Halunken Zhou Chu, der drei Übel in seinem Dorf ausrotten muss. Das Märchen wird im Film selbst erwähnt und als der Anti-Held dann die Bekanntschaft einer Glaubensgemeinschaft macht, die ganz klar eine Sekte ist, jedoch augenscheinlich keinen Druck aufbaut, ihr beizutreten und den Menschen scheinbar wirklich hilft, offenbart sich Gui-lin ein neuer Weg. Sühne und Vergebung treten in den Mittelpunkt der Geschichte und wir bekommen einen Blick auf neue Seiten des Verbrechers. Der Ton müsste im krassen Gegensatz zur anderen Hälfte des Films stehen, doch mit einem WTF-Moment, der seinesgleichen sucht, schafft es die Geschichte wieder einen kohärenten Ton herzustellen. Dass sich der Film nicht auseinandergerissen anfühlt, ist eigentlich ein Wunder, vielmehr bekommt "The Pig, the Snake and the Pigeon" dadurch sogar epische Ausmaße, weil wir verschiedene Stationen im Leben von Gui-lin betrachten. Und trotz seiner 134 Minuten hätte man kein Problem damit gehabt, noch länger Teil dieser Achterbahnfahrt zu sein. Die Brutalität und Rücksichtslosigkeit passt darüber hinaus hervorragend zum Gesamtton des Films und man erwischt sich auch ab und zu dabei, dass man Gui-lin anfeuert, weil es seine Gegner nicht anders verdient haben. Denn bei ihnen scheint ihm Gegensatz zu ihm jede Hilfe zu spät.

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The Pig, the Snake and the Pigeon - Film Screenshot 10

Es ist aber natürlich nicht alles perfekt. Der Detective tritt beispielsweise zu sehr in den Hintergrund und das ist ärgerlich, weil durchaus eine interessante Beziehung zwischen ihm und Gui-lin angedacht war. Zumindest zum Ende hin wirkt es so, als wäre vom Drehbuch mehr zwischen den beiden geplant gewesen. Die spirituelle Abzweigung nimmt außerdem ziemlich stark das Tempo aus dem Film, was man aber verzeihen mag, wenn klar wird, was die Intention dahinter war. Leider gibt es aber auch ein paar recht unlogische Momente, besonders wenn es in einer Szene darum geht, sicherzustellen, dass Gui-lin wirklich das Zeitliche segnet. Es mag sich um ein typisches Genre- bzw. Actionfilm-Klischee handeln, aber es stört hier, weil "The Pig, the Snake and the Pigeon" eben alles andere als typisch ist. Das Ende hat auch noch eine Überraschung parat, die jedoch durchaus vorauszusehen ist, der Geschichte aber tatsächlich Tiefe verleiht. Letzten Endes lässt sich aber festhalten, dass man von diesem Gangsterdrama nicht nur äußerst spannend unterhalten wird, sondern sich auch emotional investiert fühlt, sodass das Drama gegen Ende besonders punkten kann. Ein großartiger Film, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

(Autor: Manfred Selzer)
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