Story: Kang Hyeon-su (Park Yong-ha) hat ein paar falsche finanzielle Entscheidungen getroffen und ist kurz davor, sich das Leben zu
nehmen. Doch er entscheidet sich schließlich, als privater Wertpapierhändler wieder zu Geld zu kommen. Er kauft und stößt auf täglicher Basis
Aktien ab, bis ihm eines Tages ein offensichtlicher Aktienbetrug auffällt, bei dem der Wert einer Aktie künstlich in die Höhe getrieben wird. Er
nutzt dies, um selbst eine ordentliche Summe Geld zu verdienen. Darüber ist der Chef einer erfolgreichen Firma, Hwang Jong-ku (Park Hee-soon),
allerdings gar nicht glücklich, denn dieser Betrug sollte eigentlich ihn noch reicher machen. Als ehemaliger Gangster, der er ist, holt er
Hyeon-su an Bord und zwingt ihn, an einem großen Coup mitzuarbeiten. Bei dem Aktienschwindel, bei dem auch die Finanzplanerin Yoo Seo-yeon (Kim Min-jeong)
mitwirkt, geht es um einen Betrug, der Hwang und seinem Anleihenmakler Jo Min-hyeong (Kim Moo-yeol) sowie Vermögensverwalter Brian Choi (Kim Joon-seong)
umgerechnet 60 Millionen Dollar einbringen soll. Hyeon-su scheint dabei völlig leer auszugehen. Doch es kommt noch schlimmer. Irgendwann wird Hyeon-su
bewusst, dass er am Ende den Sündenbock spielen soll und um sein Leben fürchten muss. Zum Glück hat Hyeon-su selbst noch einige Tricks auf Lager.
Kritik: "The Scam" ist Koreas erster Börsen-Film und konnte an den Kinokassen auch eine ziemlich gute Figur machen. Das Problem mit
solchen Filmen ist natürlich, dass sie auf einen bestimmten Publikumskreis zugeschnitten sind. Wer sich mit den ganzen Begriffen und Fachvokabular
der Börsensprache nicht auskennt, wird öfter mal etwas verloren dastehen. Glücklicherweise kann "The Scam" aber auch einfach nur ein Heist-Film
sein, also ein Film, in dem es im entfernten Sinne um einen Raubüberfall geht und das Team, das diesen plant. Da dieser Raub an der Börse
stattfindet, gibt das dem Regisseur natürlich die Möglichkeit, seinen Film in einem ganz anderen Umfeld spielen zu lassen, komplett mit Männern
in Anzügen, teuren Autos, verschwenderisch ausgestatten Villen und Aktienhändlern, die mit ein paar Mausklicks Millionen hin und her bewegen.
Der polierte Look des Films kann dabei recht ansprechend sein, allerdings ändert das nichts daran, dass doch etwas die Spannung fehlt.
Das Problem bringt das Thema an sich natürlich mit sich, denn was ist schon spannend daran, Zahlen hoch und runter gehen zu sehen? Auch wenn bei
so mancher Person die gesamte Existenz von dem Verhalten dieser Zahlen abhängt.
Wie in jedem Film über einen großen Coup steht natürlich auch hier erstmal das Team im Vordergrund, dessen einzelne Mitglieder vorgestellt werden müssen.
Dabei bedient sich der Regisseur einiger Klischees. Hyeon-su ist der Außenseiter und einer der guten Jungs, der gezwungen wird, bei der ganzen
Sache mitzumachen. Drahtzieher ist dabei ein charismatischer und immer cooler Boss, der eigentlich aus dem Gangstermilieu stammt, bis er sich
dachte, dass er sein Geschäft eigentlich auch mit ein bisschen mehr Klasse führen kann. Seitdem trägt er Schuhe mit Namensinitialen in der Sohle.
Dann ist da noch Min-hyeong, der überhaupt nicht glücklich über den Neuling ist, da dieser ihn eine ordentliche Stange Geld gekostet hat. Ein
unerwartet komisches Element bringt Brian Choi mit ein, der jeden zweiten Satz auf Englisch redet und damit seinen Boss oft bis an den Rand der
Weißglut bringt. Übrigens ist dies das erste Mal, dass man in einem koreanischen Film einen Koreaner perfektes Englisch sprechen hört! Allerdings
ist es so gut, dass man annehmen muss, dass es sich bei Kim Joon-seong um jemanden handelt, der tatsächlich im Ausland aufgewachsen ist.
Außerdem gibt es da noch Kim Min-jeong ("Flying Boys", "The Forbidden Quest") als Yoo Seo-yeon. Ihre riesigen kugelförmigen Augen, erwecken in jedem
Mann den Beschützerinstinkt, dabei ist sie aber eine berechnende und oft etwas kühle Powerfrau, die nicht einfach durch Glück an eine so hohe Stellung
gekommen ist. Sie ist ihren Kollegen immer einen Schritt voraus, und fängt erst an, aufzutauen, als sie auf den doch etwas kindlicheren Hyeon-su
trifft. Gegen Ende bahnt sich sogar fast so etwas wie eine Liebesbeziehung an, aber der Film deutet diese nur an, sodass man hier keineswegs
befürchten muss, auch noch ein Drama präsentiert zu bekommen. "The Scam" ist ein Börsen-Thriller und versucht auch nicht mehr zu sein. Und das ist
auch gut so. Obwohl diese Aussage eventuell in der Hinsicht relativiert werden muss, als dass Regisseur Lee Ho-jae am Schluss noch einmal an die
Moral zu appelieren versucht. Gerade der unnötig in den Abspann eingeschobene Epilog verdeutlicht dies. Aber wie kann Lee hier von Moral reden,
wenn er uns Charaktere präsentiert, die völlig außerhalb dieser stehen?
Hyeon-su mag einer von den guten Jungs sein, aber es ist dennoch ein Fakt, dass er sein Geld ebenfalls mit Börsenschwindel verdient. Er wird reicher,
indem andere ärmer werden. Das ist Kapitalismus, wie er am Anfang ganz stolz zugibt. Und was ist mit Yoo Seo-yeon? Sie scheint auch eher auf die
gute Seite zu gehören, verdient aber das Geld damit, dass sie für über Nacht reich gewordene Geschäftsmänner das Geld verwaltet, damit diese
Steuern sparen oder indem sie direkt deren Gelder wäscht. Nein, gute Jungs gibt es hier nicht, und auch wenn Grauzeichnungen in einem Thriller immer gerne
gesehen sind, so mangelt es einem hier doch an jemandem, mit dem wir sympathisieren können. Das liegt aber auch daran, dass die Ausarbeitung der
Charaktere etwas auf der Strecke bleibt und viele von den eingebrachten Personen nur grob umrissen sind. Da zeigt sich auch eine der Schwächen des
Drehbuchs, das trotz der Recherchen Regisseur Lee Ho-jaes, ehemals Schauspieler, einige Defizite aufweist. Bei dem ganzen Börsenschwindel bekommt
man zwar auch viel Fachvokabular um die Ohren gehauen, aber wie genau denn jetzt das Ganze funktioniert, bleibt unklar. Das Basiswissen wird uns
zwar näher gebracht, aber ganz so einfach kann der Handel mit Wertpapieren eben doch nicht ablaufen, sonst könnte es wirklich jeder.
Natürlich wäre es aber fatal gewesen, wenn Regisseur Lee seinen Film nicht so grob gestrickt hätte, ansonsten wäre "The Scam" nämlich nur Börsenmaklern
zugänglich geworden. Ein Problem ist nur, dass dem Zuschauer wegen des oft etwas nüchternen Themas die Spannung fehlt, auch wenn man offensichtlich
darauf bedacht war, diese mit ein paar Kniffen, Gangstern und Schlägereien doch noch mit einzubringen. Genug ist das jedoch nicht, um den Zuschauer
bis zum Ende zu unterhalten. Oft schleichen sich einige Hänger ein, die bei einem ausgewogenen Drehbuch hätten vermieden werden können. Vieles
bleibt auch nur angerissen, so z.B. das familiäre Umfeld Hyeon-sus, und so können einen eigentlich hauptsächlich nur die luxuriösen Sets und
polierten Bilder beeindrucken. Löblich ist jedoch, dass der Zuschauer im Gegensatz zu ähnlichen Filmen, trotz einiger Twists immer den Überblick
behalten kann. Der Rest des Films bietet nicht viel Neues, trägt aber die bekannte Räubergeschichte in ein erfrischend anderes
Milieu. Der große Wurf ist "The Scam" damit jedoch nicht geworden, aber immerhin nette Abwechslung für all jene, die auch abseits von Romantikkomödien
einmal einen koreanischen Film sehen wollen.