Story: Bang-ja (Kim Joo-hyeok) wird als Diener für den Aristokraten Mong-ryeong (Ryoo Seung-beom) eingestellt. Auf einer Feier tritt die
Tochter einer Gisaeng, Chun-hyang (Jo Yeo-jeong), auf und nicht nur Bang-ja verfällt sofort ihrem Charme. Mong-ryeong möchte sie näher kennen
lernen und schickt seinen Diener. Allerdings wird sie von einem anderen Aristokraten rüpelhaft angesprochen und Bang-ja weiß diesem eine Lektion
zu erteilen. Der Diener hat sein Ziel erreicht und konnte mit seiner Tat Chun-hyang als auch deren Dienerin Dan-hyang (Ryoo Hyeon-kyeong) beeindrucken.
Bang-ja ist zwar eines niederen Status, aber er will Chun-hyang trotzdem nicht aufgeben und holt sich Rat bei Mr. Ma (Oh Dal-soo). Dieser lehrt
ihn ein paar Tricks, wie man eine Frau für sich gewinnen kann. Jedoch ist auch Mong-ryeong an dem Mädchen interessiert und hat als Aristokrat auch viel
bessere Chancen bei ihr, vor allem da Chun-hyangs Mutter ihre Tochter an jemand Reichen verheiraten will. Trotz allem schafft es Bang-ja, Chun-hyangs
Herz zu erobern. Er muss ihr aber versprechen, ihr zu helfen, weitere Treffen mit Mong-ryeong zu arrangieren. Die Dreiecksbeziehung kann aber nicht
lange auf diese Weise bestehen bleiben...
Kritik: Erstaunlicherweise erwies sich "The Servant" als Hit an den koreanischen Kinokassen und das obwohl der Film mit ein paar etwas
freizügigeren Szenen erst das "ab 18"-Siegel bekam. Das ist ein wenig merkwürdig, da es sich um ein Kostümdrama handelt, das ohne große
Action auskommt und ausschließlich von seiner Geschichte und seinen Dialogen lebt. Vielleicht liegt es daran, dass der Film eine bekannte
Geschichte in Korea, nämlich die der Giseang-Tochter Chun-hyang, nimmt und den Fokus von ihr weg auf einen Nebencharakter legt und damit neue Aspekte
ausleuchtet. Mit der größten Wahrscheinlichkeit ist der Erfolg des Films, nicht nur der kommerzielle, jedoch auf Regisseur Kim Dae-woos Geschick
mit solchen Geschichten zurückzuführen. Kim zeichnete sich bereits für "The Forbidden Quest" aus und schrieb außerdem das Drehbuch zu "The Scandal"
und "An Affair". Kims Vorliebe liegt auf Geschichten, die in der Joseon-Dynastie spielen und das Leben der Aristokraten auf die Schippe nehmen sowie
das Drama beleuchten, das aus deren Machtspielchen resultiert. Auch diesmal beweist er wieder sein Können auf dem Gebiet.
Schon mit seinen anderen Werken schaffte Kim Dae-woo das, was viele andere Regisseure vor ihm bei mir nie erreichen konnten: Interesse für die
Joseon-Dynastie zu erwecken. Fehlt es anderen Werken in dieser Epoche an Farbe und Glanz, so kann Kim all das durch ein raffiniert geschriebenes
Drehbuch in seine Filme bringen. Ein Problem stellt sich jedoch schon am Anfang ganz klar ein. Die Art des Regisseurs mit bitterem Sarkasmus die
Aristokraten, deren sexuelle Eroberungsversuche und gefährliche Intrigen zu beleuchten, schafft eine gewisse Distanz zum Geschehen, und so gibt es
auch in "The Servant" nicht wirklich eine Person, mit der wir bis zum Ende mitfiebern können. Die Geschichte spielt auch damit, dass die Protagonisten
zu keinem Zeitpunkt wirklich sympathische Charaktere sind. Dafür zeigen sie zu viele schlechte Seiten von sich. Chun-hyang ist an ihrem finanziellen
Wohl interessiert, ist aber auch arrogant und möchte fast einzig zur Selbstbestätigung wissen, ob sie auch Mong-ryeong für sich gewinnen könnte.
Bang-ja stellt uns ebenso vor Probleme. Er kämpft für seine Liebe, dann gibt es allerdings Momente, in denen er vor den Grenzen, die ihm sein
sozialer Stand aufgibt, kapituliert. Außerdem haftet ihm immer etwas leicht Undurchschaubares an. Das gilt jedoch umso mehr für Mong-ryeong, dessen
Interesse für die Tochter der Gisaeng bis zum Ende ständig hinterfragt werden muss. Auch wenn es also nicht leicht ist, den Charakteren volle
Sympathie entgegenzubringen, so sind diese doch umso komplexer und können damit unser Interesse aufrecht erhalten. "The Servant" lebt schließlich
von den sich ändernden Beziehungen zwischen den Personen. Darüber hinaus sind selbst die Nebencharaktere gut ausgearbeitet. Mr. Ma gibt
Bang-ja Unterricht in Sachen Fraueneroberung und sorgt damit nebenbei für einige der lustigsten Szenen im Film, während Dan-hyangs Liebesinteresse
an Bang-ja ebenfalls ein paar Minuten in dem Film eingeräumt bekommt.
Trotz des Lobs, das die Geschichte für ihre Komplexität und die vielen Wendungen verdient, muss auch kritisiert werden, dass "The Servant" in seinem
Ton eine gewisse Einheit vermissen lässt. Neben dem niemals aufdringlichen Humor gesellt sich zur eigentlichen Liebesgeschichte auch noch
politisches Gerangel. Das hat zwar schon bei Shakespeare funktioniert, aber "The Servant" verliert irgendwann seinen Fokus. Das fällt gerade beim
Ende auf, dem es nicht gelingt, den Zuschauer auf die Art und Weise emotional mitzunehmen, wie es wohl gedacht war. Überraschend gut fügen sich
allerdings einige Bettszenen in den Film ein. Diese bleiben immer im Rahmen dessen, was man als "Erotik" bezeichnen kann, Hauptdarstellerin
Jo Yeo-jeong macht gerade hier (wortwörtlich) eine gute Figur, aber selbstverständlich können die Darsteller auch auf dramatischer Ebene punkten.
Viel wichtiger als das ist aber, dass Regisseur Kim in seinem gesamten Film, und das betrifft gerade die Bettszenen, niemals die Ästhetik aus den
Augen verliert.
Die Geschichte um Chun-hyang ist eine um Liebe und Tugend. Regisseur Kim Dae-woo gibt der altbekannten Geschichte aber nicht nur eine neue Richtung,
indem er den Fokus auf Bang-ja legt und sie damit zu seiner Geschichte macht (wie es der koreanische Originaltitel auch zeigt), sondern er hinterfragt mit
seinem scharfen Blick auf die Aristokratie und einer gehörigen Portion Zynismus auch die Tugend in der Geschichte. Keiner der Charaktere
benimmt sich durchgängig tugendhaft. Das ist es, was uns emotional eine gewisse Distanz zu dem Drama bewahren lässt, auf der anderen Seite war dies
aber auch Kims Absicht. Auch wenn also die Wirkung des Dramas etwas schwach bleiben sollte, so gibt es doch genügend, das an "The Servant" faszinieren
kann. Die hervorragenden Sets und tollen Kostüme erwecken die Geschichte ebenso zum Leben wie das gut geschriebene Drehbuch, dem es lediglich ein
wenig an Kohärenz fehlt. Am Ende bleibt "The Servant" aber eines der gelungenen Historiendramen Koreas und von diesen gibt es gar nicht so viele...