Story: Kang In-gu (Song Kang-ho) ist ein Gangster. Er muss sich immer wieder mit seinen inkompetenten
Untergebenen herumschlagen und er muss außerdem aufpassen, dass ihn die rivalisierende Jaguar-Gang nicht die Deals in der
Stadt wegschnappt. Als es um ein großes Bau-Projekt geht ist In-gu jedoch schneller als seine Rivalen. Er steckt den
Deal in seine Tasche, was weder bei der Jaguar-Gang noch bei dem Bruder von In-gus Boss, No Sang-mun (Yu Je-mun), gut
ankommt, denn letzterer will einen Teil vom Kuchen abbekommen.
In-gu sieht sich trotz allem aber in erster Linie als einen Familienvater, der nur versucht seine Frau (Park Ji-yeong), seine
rebellierende Tochter (Kim So-eun) und seinen im Ausland studierenden Sohn über die Runden zu bringen. Er hat es
allerdings nicht leicht seine Familie zusammenzuhalten, da die jüngsten Ereignisse, wie vermehrte Angriffe auf In-gu,
seine Frau daran zweifeln lassen, ob es eine gute Idee ist weiter an In-gus Seite zu bleiben.
Für Kang wird es allerdings erst richtig brisant als er herausfindet, dass jemand aus den eigenen Reihen nach seinem
Leben trachtet. Hilfe bekommt er nur bei seinem langjährigen Freund Hyun-su (Oh Dal-su), der allerdings für die
Jaguar-Gang arbeitet. In-gu will seinen Boss nicht hintergehen, doch wenn er überleben will muss er wohl die Hilfe
der Jaguar-Gang annehmen. Für In-gu beginnt ein Kampf ums Überleben.
Kritik: Korea hat mit seinen Gangsterfilmen zwar noch lange nicht die Expertise düsterer Hong Kong
Triaden-Filme erreicht, geht aber auch oftmals in eine mehr unterhaltsame, wenn nicht gar humorvolle Richtung.
"The Show must go on" bietet uns allerdings keine abgedrehten Charaktere und zahlreiche Massenschlägereien mit
Baseballschlägern, sondern konzentriert sich völlig auf ein einzelnes Individuum, das in dieser Gangsterwelt lebt
und sich nichts mehr wünscht als seine Familie versorgt zu sehen. Obwohl der Film somit extrem in die Richtung eines
Dramas geht, und dieses auch zweifellos ist, sticht einem aber doch besonders die Ironie auf, mit der Regisseur
Han Jae-rim seine Charaktere und die Gangsterwelt beleuchtet. Dem Film nimmt das glücklicherweise jedoch nichts von
seinem emotionalen Tiefgang, kann uns dafür aber sogar noch mit einer überraschenden Mischung aus Drama und Humor
beeindrucken. Überzeugend ist der Film vor allem dank seiner großartigen Darsteller von denen Song Kang-ho wieder
einmal eine Glanzleistung ablegt.
Regisseur Han Jae-rim konnte schon mit seinem Debut "Rules of Dating" überraschen. Seine Fähigkeit schon bekannten
Geschichten eine andere Richtung und das gewisse Etwas zu geben fiel schon hier auf. Auch in "The Show must go on"
scheint der Plot selbst nicht wirklich viel Neues zu bieten. Der Film dreht sich, wenn man sich die Storyzusammenfassung
durchliest, um einen Gangster, der von seinen eigenen Männern hintergangen wird und aufpassen muss welche Seite er
wählt und wem er vertraut, wenn er lebend aus der ganzen Sache wieder herauskommen will. Es ist auch nicht außergewöhnlich,
dass ein solcher Film auch zeigt, dass der Hauptcharakter eigentlich ein ganz liebenswerter Mensch ist. Hans Werk
betrachtet die Dinge allerdings aus einer erfrischend anderen Perspektive.
Kang In-gu ist ein Mann, der gerne ein guter Familienvater wäre, sich aber dennoch nichts anderes vorstellen kann, als
weiter in einer Gangsterorganisation zu arbeiten. Seine Frau weiß von seinen Geschäften und würde am liebsten, dass
er endlich einen anständigen Beruf ausübt, weshalb sie ihm später schließlich sogar mit der Scheidung droht. Ein
besonders großes Problem hat In-gu jedoch mit seiner pubertierenden Tochter, die sich für ihren Vater schämt und diesen
am liebsten Tod sehen würde.
Genau diese Momente des "Familiendramas" sind es die "The Show must go on" so effektiv funktionieren lassen. Die erste
halbe Stunde des Films dient als Einleitung, in der eigentlich nur wenig Spannendes passiert. Dann allerdings kommt
es zu einer ungewöhnlich intensiven Szene zwischen In-gu und seiner Tochter, nachdem In-gu das Tagebuch seiner Tochter
gelesen hat, in dem stand, dass sie ihren Vater am liebsten Tod sehen würde. In-gu ist bereit seiner Tochter diesen
Wunsch zu erfüllen und überreicht ihr in angetrunkenem Zustand ein Messer, da er wenn schon dann doch von ihr getötet
werden will. Da es die Tochter schließlich mit der Angst bekommt ruft sie die Polizei, die In-gu mit aufs Revier
nimmt. In diesen Szenen bekommen wir die Schwächen, Mängel und unschönen Seiten der Personen zu sehen und das Drama
dieser Familie hautnah zu spüren.
Natürlich liebt die Tochter ihren Vater eigentlich doch, das wird uns im Laufe des Films bewusst, ohne dass sie
dies auch nur einmal ausspricht. Dennoch schämt sie sich für das was ihr Vater macht und hat überdies noch Albträume
aus der Kindheit, in der sie In-gu einmal jemanden zusammenschlagen hat sehen.
Der Film arbeitet also hauptsächlich und sehr effektiv auf Dramaebene, porträtiert aber gleichzeitig auch die
Brutalität und Rohheit, die in einer Gangsterorganisation herrscht. Bei der Gewaltdarstellung hält man sich zwar zurück,
aber sie wirkt unwahrscheinlich real, weshalb die Messerstecherei am hellichten Tag in einer Einkaufspassage besonders
viel Adrenalin durch die Adern des Zuschauers pumpt. Doch das ist nicht die einzige actiongeladene Szene. Gegen Ende
gibt es auch noch eine kleine, aber sehr gelungene Verfolgungsjagd mit anschließendem Crash auf einer Kreuzung.
Momente, die einfach mit einer gewissen Realitätsnähe eingefangen sind, so dass sie dem Zuschauer in Erinnerung
bleiben können.
In-gu kommt immer wieder in Situationen, in denen er um sein Überleben kämpfen muss, dabei zeichnet der Film die
Ereignisse aber immer mit
einer ironischen Hintergrundfarbe. Dazu trägt auch der ungewöhnlich fröhliche - und an manchen Stellen leider auch
leicht unpassende - Soundtrack von Yoko Kanno ("Cowboy Bebop", "Kamikaze Girls") bei.
Auf schauspielerischer Ebene beeindruckt neben Song Kang-ho ("The Host", "Memories of Murder"), der eine grandiose
Darstellung des Gangsters, der eigentlich nur Familienvater sein will, abliefert, vor allem noch Oh Dal-su ("Oldboy", "A
Bittersweet Life") als sein Freund, denn die Freundschaft zwischen den beiden ist auf dem Bildschirm regelrecht spürbar.
Aber auch der Rest der Darstellerriege leistet großartige Arbeit.
Die interessantesten und bewegendsten Momente finden zwischen In-gu und seiner Tochter, bzw. mit seiner Frau statt.
Hier zeigt sich besonders stark, dass In-gu nicht einfach ein Gangster ist, sondern dass er ein Mann ist, der danach
strebt ein guter Familienvater zu sein, der aber keine andere Möglichkeit kennt seine Familie zu versorgen
als eben Gangster zu sein. Dabei zeigt er aber nicht wirkliche Professionalität in seinem Beruf, was eben wieder
mit einem konstanten Augenzwinkern unterstrichen wird. Dennoch sieht er sich selbst als einen harten Burschen und muss
das auch immer wieder unter Beweis stellen. Song Kang-ho schafft es einfach hervorragend diesem Charakter eine
ungewöhnliche Plastizität zu geben, von der "The Show must go on" lebt.
Das Ende mag beim ein oder anderen vielleicht etwas Enttäuschung hervorrufen, aber eigentlich ist es das Beste, das man
sich für einen solchen Film vorstellen kann, da die beiden Alternativen einfach schon zu genre-typisch sind. Wir
leiden mit In-gu und gleichzeitig können wir über diesen "Idioten" nur den Kopf schütteln. Aber das ist ja eben genau
das Ungewöhnliche und Faszinierende an dem Film. Nichts ist hier so, wie wir es kennen und so sollte man sich auch
nicht wundern, wenn es nach dem eigentlichen Klimax noch eine halbe Stunde weiter geht. "The Show must go on" ist
ein außergewöhnlicher und gelungener Film, der wieder einmal zeigt, dass Regisseur Han Jae-rim eine tolle Art hat
Filme aus einer etwas anderen Perspektive zu drehen!