Story: Es ist das Jahr 1949 und China führt einen Krieg gegen einen unsichtbaren Gegner, die nach Taiwan ins Exil
gegangene Kuomintang-Regierung, die ihre Finger erneut nach dem Festland ausstrecken will. Eine geheime Einheit mit dem Namen "701" ist damit beauftragt,
die Funkkanäle des Feinds abzuhören und den übertragenen Morse-Code zu entziffern. Allerdings sind plötzlich die Kanäle nicht mehr zu hören und der Leiter
der Einheit schickt die Agentin Zhang Xue-Ning (Zhou Xun) auf die Mission, einen außerordentlich begabten Klavierstimmer für die Einheit zu gewinnen.
Der Auftrag erweist sich als schwierig und sie kann nicht an den Klavierstimmer herankommen, dafür aber an He Bing (Tony Leung Chiu Wai), seinen blinden
Untergebenen. Bing hat ein außergewöhnliches Gehör und findet innerhalb weniger Tage alle neuen Kanäle des Feindes. Er wird als Held gefeiert, doch
eigentlich wünscht er sich nichts weiter als die Nähe zu Zhang. Diese ist aber häufig auf Außenmissionen und zeigt ihm die kalte Schulter. Dafür wird
Shen Jing (Mavis Fan) eine gute Freundin, auch wenn sein Herz immer bei Zhang bleibt.
Kritik: Bei einem Spionage-Thriller wie "The Silent War" muss man unweigerlich an atemraubende Spannung und eine komplexe Story denken.
Umso mehr wenn man erfährt, dass für den Film die Regisseure Alan Mak und Felix Chong hinter der Kamera standen. Doch die Macher der "Infernal Affairs"-Trilogie
enttäuschen nicht zum ersten Mal. Vielleicht liegen die Erwartungen nach ihrem Meilenstein einfach besonders hoch, sie können sich aber bei genauerer
Betrachtung nicht der Kritik erwehren, dass "The Silent War" zu fast jeder Zeit seelenlos bleibt und echte Spannung vollkommen vermissen lässt. Gerade
bei den emotionalen Szenen sticht einem förmlich unangenehm ins Auge, dass wir uns vom Schicksal der Protagonisten überhaupt nicht berührt fühlen. Dabei
geht der Film nicht überall fehl.
Eine der Stärken des Films ist die angedeutete Romanze zwischen Zhang und Bing, die allerdings nie richtig in Fahrt kommt und auch auf subtiler Ebene nicht
ihr gesamtes Potential ausschöpfen kann. Bing lernt schließlich eine andere Frau kennen, seine Gefühle für Zhang bleiben aber stark und daraus macht er auch
keinen Hehl. Tony Leung ("Lust, Caution", "In the Mood for Love") porträtiert seinen Charakter häufig recht verspielt, was ihn sehr sympathisch macht.
Es ist nicht seine beste Darbietung, aber er hat seine Momente. Zhou Xun ("Painted Skin: The Resurrection") stiehlt wie so häufig auch diesmal wieder allen
anderen die Schau. Ihr Charakter ist kühl, berechnend und das Agenten-Dasein hat ihr einige Dämonen mit auf den Weg gegeben. Dennoch taut ihre Person
in Bings Nähe allmählich auf.
Der Grund dafür, dass man sich an die leider nicht vollständig ausgearbeitete Liebesgeschichte klammert, ist, dass wir hier den einzigen roten Faden im
Film präsentiert bekommen. Der Rest geht um die Suche nach Funkkanälen, welche Bing augenscheinlich in Sekundenschnelle findet, und dem Kopf der Feindesgruppe
im Inland, der scheinbar jedoch unmöglich auffindbar ist. Leung spielt einen blinden Mann, dessen Gehör eigentlich schon einer Superhelden-Fähigkeit ähnelt. Er
"sieht" seine Umgebung mit seinem Gehör und setzt dieses auch schonmal ein, um Verfolger auf beeindruckende Weise abzuschütteln, auch wenn ihm dies
letztendlich doch nicht ganz gelingt. Er wäre im Marvel-Superhelden-Universum alles andere als fehl am Platz, dafür ist er es in diesem Thriller an ein paar
Stellen...
Natürlich muss man sich fragen, welche großartige Aufgabe Bing hat, nachdem er mit links alle Funkkanäle gefunden hat. Keine besondere, jedenfalls keine, die
nicht auch die unzähligen anderen Mitarbeiter erledigen könnten. Dementsprechend weiß Bing genauso wenig wie das Drehbuch, wie es genau weiter geht. Der Plot
entwickelt sich auf sprunghafte und künstliche Weise, dabei basiert die Geschichte auf dem Roman "Plot Against" von Mai Jia, aus dem sicherlich mehr herauszuholen
gewesen wäre. Die Geschichte ist also recht simpel gestrickt und das ist bei einem Spionage-Thriller eigentlich schon das Aus, aber traurigerweise hängen wir
noch nicht einmal an irgendeinem der Charaktere. Der gelungene Soundtrack von Chang Kwong Wing verführt uns manchmal dazu, sentimental zu werden, aber leider
haben wir keinen Grund dafür und auch die Action, die Chang versucht zu untermalen, fehlt schlichtweg.
Merkwürdig ist ebenso das antiklimaktische Ende, sodass man sich bei dem ständig ausbleibenden Spannungsfaktor fragt, worauf genau der Film abzielt. Mit seinen gut zwei Stunden Laufzeit wird er sodann ermüdend und all die schönen polierten Bilder und nett anzusehenden Sets und Kostüme reichen nicht aus, um von diesem Umstand abzulenken. Mag man dem Festland-China Film zugute halten, dass der Feind nicht schlichtweg als böse gezeichnet wird, bleibt doch etwas Propagandahaftes. Fragt sich also eigentlich am Schluss nur, wie sich Mak/Chong vorgestellt haben, einen spannenden Spionage-Thriller zu kreieren, indem sie Leung am Funkgerät lauschen und panische Morse-Zeichen am anderen Ende hämmern lassen. Trotz Erfolgs an den Kinokassen eine große Enttäuschung.