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Original Title:
Sin yan

Hong Kong 2010

Genre:
Crime, Action, Drama

Director:
Dante Lam

Cast:
Nick Cheung
Nicholas Tse
Guey Lun-Mei
Philip Keung
Liu Kai-Chi
Lu Yi
Pu Miao
Sherman Chung


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The Stool Pigeon

Story: Inspector Don Lee (Nick Cheung) rekrutiert für die Polizei Kleinkriminelle als Spitzel, um ganze Banden auffliegen zu lassen. Wie gefährlich dieser Job jedoch wirklich ist, zeigt sich bei einem von Lees Informanten (Liu Kai-Chi), der durch den Polizisten auffliegt und daraufhin von einem Gangsterboss übel zugerichtet wird.
Ein Jahr später sucht Inspector Lee einen neuen Spitzel, den er in dem jungen Fahrer Ghost Jr. (Nicholas Tse) findet. Dieser kommt gerade aus dem Gefängnis und soll für Lee unter dem Gangster Tai Ping (Philip Keung) arbeiten. Lee hat nämlich gehört, dass dieser bald einen Überfall auf ein Juweliergeschäft vorhat, den er zusammen mit Barbarian (Lu Yi) plant, einem Gangster aus Taiwan, hinter dem die Hong Kong Polizei schon seit Jahren her ist. Tai Ping sucht einen Fahrer für den Auftrag und Ghost Jr. scheint genau der Richtige zu sein. Die Situation wird aber durch Barbarians Freundin Dee (Guey Lun-Mei), die eine unvorhersehbare Rolle in dem tödlichen Katz-und-Maus-Spiel einzunehmen scheint, noch gefährlicher, als sie es ohnehin schon ist.

Kritik: Nicholas Tse und Nick Cheung in einem Action-Thriller von Dante Lam. Moment mal, hatten wir das nicht gerade? Ja, "The Stool Pigeon" kann fast schon als indirekter Nachfolger von "The Beast Stalker" bezeichnet werden, auch wenn wir hier ganz andere Charaktere vorgestellt bekommen. Diesmal spielt Nick Cheung den Guten und Tse den Bösen. Aber wie so häufig lässt sich schwarz und weiß nicht so eindeutig auseinanderhalten. Dabei handelt es sich auch um eine der größten Stärken des Films. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, bieten einiges an Drama und die Ereignisse fokussieren sich immer auf die beiden Hauptprotagonisten. Die Komplexität der Charaktere macht den Film gerade so sehenswert, denn ansonsten haben wir eigentlich alles schon das eine oder andere Mal gesehen. Ein Informant, der die Polizei auf dem Laufenden halten muss, ohne dabei selbst aufzufliegen, war schließlich auch die Story des erfolgreichen "Infernal Affairs". Regisseur Dante Lam hat aber seinen ganz eigenen Stil und so kann er hier einen recht gelungenen Thriller auf die Beine Stellen, auch wenn es diesem letztendlich doch wieder an dem letzten kleinen Funken mangelt, den Lam einfach nicht richtig entzünden können will.

Die Arbeit der beiden Hauptdarsteller gehört mit zu dem besten, was die beiden bisher abgeliefert haben. Vor allem Nicholas Tse ("The Beast Stalker", "Time and Tide") bricht aus seinen ursprünglichen Rollen aus und spielt einen zugleich harten, aber auch recht verwundbaren Gangster, der gezwungen wird, sich auf einen Deal einzulassen, um seine Schwester, die sich wegen der Schulden des eigenen Vaters prostituieren muss, freizukaufen. Nick Cheung ("Exiled", "Breaking News") spielt dagegen keineswegs einen einfach nur guten Charakter. Er nutzt seine Spitzel aus und das ging auch bereits einmal gehörig schief. An Gewissensbissen leidend, kümmert er sich aber immer noch um einen ehemaligen zum Krüppel geschlagenen Spitzel und versucht verzweifelt nicht zum zweiten Mal den gleichen Fehler zu begehen, auch wenn er weiß, dass die Spitzel für die Polizei nichts weiter als Werkzeuge sind. Er versucht einen schmalen Grat zu wandern, indem er seine Informanten ausnutzt und sich trotzdem bei seinen Vorgesetzten für sie einsetzt. Das macht Cheungs Charakter recht komplex.

"The Stool Pigeon" dreht sich vollends um die Charaktere und malt ihre Hintergrundgeschichte im Laufe des Films immer weiter aus. Ghost Jr. will seine Schwester retten und gerät dabei noch in eine kleine Liebesgeschichte mit Dee, welche allerdings nie so ganz zum Tragen kommt. Doch das passt, denn der Film bietet auch keine Gelegenheit dafür. Nick Cheungs Charakter hat ebenfalls noch einige Leichen im Keller, die langsam zum Vorschein kommen, wenn wir uns vermehrt die Frage stellen müssen, warum dieser etwas steife Cop ausgerechnet eine Tanzschule besucht. Seine Romanze mit der Tanzlehrerin und das Drama, das sich daraus entwickelt, fühlt sich aber zu sehr wie eine Nebenhandlung an, die durchaus aus dem Film genommen hätte werden können. Das hätte das Endprodukt wahrscheinlich auch einfach etwas straffer gemacht und ein paar Längen vermieden.
Die gute Besetzung wird von einigen Nebendarstellern komplementiert, als da wären Liu Kai-Chi als verrückt gewordener ehemaliger Informant, der den Rest seines Lebens in Todesangst führen muss und Guey Lun-Mei als Barbarians Freundin, die keinesfalls eine so schwache Frau ist, wie sie auf den ersten Blick scheinen mag.

Es gibt also nur wenig an der Story und den Charakteren zu kritisieren. Probleme gibt es dagegen bei dem Tempo des Films und den Actionsequenzen. Denn letztere lassen sich kaum finden. Immer wenn es anfängt spannend zu werden und wir glauben eine gute Schießerei oder Verfolgungsjagd präsentiert zu bekommen, drückt der Regisseur auf die Bremse. Als wenn Dante Lam nicht wollte, dass die Action vom Drama um die Charaktere ablenkt. Das ist aber keine wirklich weise Entscheidung gewesen, denn so lebt man ständig in Erwartung auf etwas Großartiges, das dann eben ausbleibt. Ein paar wenige Highlights sind deswegen das kurze illegale Straßenrennen von Ghost Jr. als auch seine Flucht vor der Polizei im weiteren Verlauf des Films, die dann in einer anschließenden Flucht zu Fuß über einen Markt mündet. Szenen wie diese zeigen, dass "The Stool Pigeon" richtig gut hätte werden können, wenn nur ein paar mehr Actionszenen ihren Weg in den Film gefunden hätten.

Dante Lam weiß jedoch, wie man die richtige Atmosphäre einfängt. Alles ist recht düster, es gibt ein paar Szenen, die recht spannend sind und darüber hinaus wird es auch manchmal ziemlich brutal. Gerade das Finale, in dem mit Macheten um sich geschlagen wird, ist unwahrscheinlich blutig und funktioniert gerade deswegen so gut. Leider ist das Ende aber trotzdem nicht wirklich zufriedenstellend, da anscheinend die chinesischen Co-Produzenten wieder einmal dafür gesorgt haben, dass auch ja jeder das bekommt, was er verdient. In einem Hong Kong Movie sollte das anders laufen und gerade bei Dante Lam darf man doch auch mal das Unerwartete erwarten. Allerdings ist hier Fehlanzeige. Eigentlich kann man sich schon am Anfang ausmalen, wie alles am Schluss enden muss. Dieser Umstand und die doch irgendwie fehlende Action verweigern diesem ansonten recht gelungenen Hong Kong Thriller von Regisseur Lam einmal mehr eine bessere Wertung.

(Autor: Manfred Selzer)
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