Story: Choi Cheol-gi (Hwang Jeong-min) ist Polizist und recht erfolgreich. Seine verbissene Persönlichkeit und der Umstand, dass sein Schwager
Schmiergelder von dem Magnaten Jang (Yoo Hae-jin) angenommen hat, der ausgerechnet der direkte Rivale von Kim Hoi-jang (Jo Yeong-jin) ist, ein Mann, den
Choi wiederum gerade hinter Gitter gebracht hat, bringt die Abteilung für innere Angelegenheiten auf den Plan, anstatt dass Choi endlich seine lang
verdiente Beförderung bekommt. Chois Vorgesetzter schlägt ihm aber einen Handel vor. Seit Monaten treibt schon ein Kindermörder sein Unwesen und die
Medien sind so fokusiert auf den Fall, dass der Präsident persönlich nach Resultaten verlangt. Tatsächlich hat die Polizei schon den vermutlichen
Täter stellen können, allerdings wurde dieser im Eifer des Gefechts getötet und kann somit nicht mehr den Medien angemessen präsentiert werden. Choi soll nun
die Leiche verschwinden lassen und einen Sündenbock beschaffen, dann würde die Untersuchung gegen ihn fallen gelassen und er würde dazu noch befördert werden.
Die Dinge werden jedoch noch komplizierter, als sie es ohnehin schon sind. Der Staatsanwalt Joo Yang (Ryoo Seung-beom) startet seine eigenen Ermittlungen
gegen Choi, da er vom Industriemagnaten Kim, den der Polizist ins Gefängnis gebracht hat, eine ordentliche Summe an Schmiergeldern bekommt.
Choi gerät in einen Strudel aus Korruption und Verrat...
Kritik: Ryoo Seung-wan ist einer der vielseitigsten und talentiertesten Regisseure Koreas. Seine Filme mögen nicht jedem zusagen, aber er hat
neben seinem von Kritikern hoch gelobten "Crying Fist" auch den überaus unterhaltsamen und kommerziellen "Arahan" gedreht. Ryoo probiert sich also
immer wieder neu aus und zeigt dabei sein Talent. Wie schon in seinem Debüt "Die Bad" oder "City of Violence" geht es auch diesmal wieder um einen
Gangster-Thriller, der viele Anleihen von Hong Kong Filmen der 80er und 90er nimmt. Auffällig ist dabei aber, dass der Regisseur seinen
Blickwinkel nun etwas weiter aus der Ferne über die Strukturen der Gesellschaft schweifen lässt und dabei ein viel differenzierteres und komplexeres
Bild einfängt. Zum größten Teil ist das wohl auch dem ausgeklügelten Drehbuch von Park Hoon-jung ("I Saw the Devil") zu verdanken. "The Unjust" ist
damit nicht nur ein weiterer Eintrag ins Thriller-Genre, sondern stellt einen zynischen und bösen Blick auf die Gesellschaft dar.
Bevor der Film jedoch seine wahren Stärken entfalten kann, hat er mit einigen Problemen zu kämpfen. Anfangs ist es sehr schwierig, der Geschichte zu
folgen und einzuordnen, welche Person, wo steht. Regisseur Ryoo gibt sich zwar alle Mühe, aber es sind einfach zu viele Personen und Fakten auf
einmal, die der Zuschauer präsentiert bekommt. Wer aber aufmerksam am Ball bleibt, wird später belohnt, denn mit voranschreitender Minute wird
das Puzzle immer vollständiger. Hier erweist der Umstand, dass die Suche nach dem Mörder eigentlich nur nebensächlich ist, als dem Spannungsgehalt
des Films überaus abträglich. Es handelt sich dabei aber auch um einen mutigen Schritt, den man dem Regisseur hoch anrechnen muss. In "The Unjust" geht
es eben um viel mehr als einfach nur die Suche nach einem Killer. Das verleiht dem ganzen Thriller gegen Ende auch beinahe etwas Episches.
Unglücklicherweise gibt es deshalb aber auch keine Hetzjagd nach dem Mörder und spätestens nach der Hälfte des Film stellt sich Langeweile ein.
Schuld an dem anwachsenden Desinteresse des Zuschauers an den Geschehnissen auf dem Bildschirm sind die Charaktere, die allesamt zu befleckt sind,
als dass sie für uns als Sympathieträger herhalten könnten. Choi und Yoo sind zwar zu jeder Zeit wie aus dem Leben gegriffen, mit ihren Eigenheiten,
Charakterschwächen (und davon haben sie viele) und Problemen. Nur leider verhält sich jeder in dem Film so selbstsüchtig, ebenso die Nebencharaktere,
dass wir niemals für irgendjemanden mitfiebern können. Der Bruder des Regisseurs, Seung-beom ("Arahan", "Crying Fist"), spielt den Staatsanwalt mit
den nötigen Ecken und Kanten, und an mancher Stelle gibt es auch viel zu lachen, denn "The Unjust" ist auch voll schwarzem Humor. Hwang Jeong-min
("You are my Sunshine", "Black House") ist genau der richtige für die Rolle des Polizisten, dessen Innenleben nur aus Grautönen besteht, der aber
bei all dem Schlechten, das er tut, immer noch Gewissensbisse haben kann. Gerade die mehr dramatischen Szenen weiß er gut zu meistern.
Die ganze Zeit wurde ich von einem Deja-vu geplagt, bis mir klar wurde, dass die beiden Hauptdarsteller bereits in "Bloody Tie" Kontrahenten waren
und dass dieser Film mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte. "The Unjust" vermag es nämlich genauso wenig Spannung zu erzeugen und trotz seines
polierten Looks und dem immer mal wieder forciert einsetzendem Soundtrack bleibt oft die Spannung verloren. Erst im letzten Drittel zahlt
sich die langatmige Einführung von Charakteren und Beziehungen aus. Die einzelnen Parteien prügeln sich nicht mehr auf dem Schlachtfeld, wie in früheren
Werken des Regisseurs, sondern halten ein strategisch ausgefeiltes Schachspiel ab. Gegen Ende greift dabei jedes Rad der Geschichte ins andere und
gerade das kann bezüglich der ganzen Schwächen des Films milde stimmen. Cheol-gi ist ein tragischer Held, das ist uns von Anfang an klar, aber gegen
Ende hoffen wir tatsächlich, dass er es schafft, das Richtige zu tun. Man sollte jedoch nicht das schlechte Karma außer Acht lassen, das er über die Zeit
angehäuft hat...
In den Charakteren, die in "The Unjust" im Vordergrund stehen, spiegelt sich sehr detailreich die koreanische Gesellschaft wider. Wenn man es zu
etwas bringen will, darf man nicht auf die Gefühle anderer Rücksicht nehmen. Es ist wichtig, wen man kennt. Ob diese Person ihre Hände in schmutzigen
Geschäften hat, spielt dabei keine Rolle, solange sie Macht hat. Wer Macht haben will, muss buckeln und wenn er erst selbst am längeren Hebel sitzt,
lässt er die anderen buckeln. Nur so können die Räder der koreanischen Gesellschaft sich fleißig weiter drehen. Der "kleine Mann" wird dabei geopfert,
aber was interessiert das schon diejenigen, die an der Macht sind. Sie mussten schließlich vor Amtantritt ihr Gewissen abgeben. Diese Wahrheit verpackt
Ryoo Seung-wan in einem interessanten Thriller, der auch gerne mal mit viel Zynismus und bitterbösem Humor punktet. Trotz genannter Mängel und dem
Umstand, dass "The Unjust" mit seinen 119 Minuten zu langatmig geworden ist, bleibt der Film ein fast schon tiefgreifender Thriller, der durchaus weiter
empfohlen werden kann.