Story: Eine Spezialeinheit wird damit beauftragt einen Wissenschaftlicher und seine Familie an einen sicheren Ort zu bringen, im
Gegenzug händigt der Wissenschaftler eine gefährliche neue Art des Pocken-Virus aus. Jon (Jay Chou) und sein Team werden jedoch von ihrem Kollegen
Sean (Andy On) verraten. Jons Freundin stirbt in dem folgenden Kugelhagel und er wird in den Kopf geschossen. Als Jon erwacht, erfährt er, dass er
wegen der Kugel im Kopf nur noch zwei Wochen zu leben hat. Er geht nach Hause zu seiner Mutter (Elaine Kam) und erfährt von ihr, dass sein Vater noch
lebt und er einen älteren Bruder hat. Beide sind in Malaysia, weshalb sich Jon sogleich auf den Weg dorthin macht. Sein Vater Man Tin (Liu Kai-Chi)
war früher spielsüchtig und sein Bruder Man Yeung (Nicholas Tse) ist ein Verbrecher auf der Flucht. Das erste Mal trifft Jon seinen Bruder ausgerechnet,
als dieser gerade die Ärztin Rachel (Lin Peng) kidnappt, die für Sean den tödlichen Pockenvirus zur Perfektion bringen soll, nachdem der eigentlich
damit beauftragte Wissenschaftler umgekommen ist. Jon muss sich nun entscheiden, auf wessen Seite er steht.
Kritik: Hollywood-Blockbuster Atmosphäre, riesige Explosionen, internationale Sets, Action ohne Ende und noch ein wenig Drama, so
lässt sich Dante Lams neuester Film am besten beschreiben. Es ist wirklich beeindruckend, was Lam mit seinem recht hohen Budget hier auf die Beine
stellt und es zeigt sich, dass er wirklich weiß, wie man einen epischen, tempogeladenen Actionfilm zu drehen hat. Leider macht er dabei aber denselben
Fehler wie so viele seiner Hollywoodkollegen. Bei all dem involvierten Geld und der adranlingeladenen Action wird das Drehbuch völlig missachtet und
strotzt dafür nur so vor lauter Zufällen, die einen verzweifelt auflachen lassen. Daneben gibt es noch recht flache Charaktere, die aber durch
übertriebens Schauspiel der Darsteller Einblicke in ihr Innenleben gewehren können. Immerhin.
Wie schon oft gesagt, ist Dante Lam ein ordentlicher Actionfilm-Regisseur, der jedoch überschätzt wird. Seine neueren Filme "The Stool Pigeon"
oder "Fire of Conscience" legen ebenfalls Zeugnis davon ab. Nicht dass Lam früher unbedingt bessere Filme gemacht hätte, aber "Jiang Hu - The Triad
Zone" scheint irgendwie immer noch sein bestes Machwerk. Was macht Lam aber eigentlich genau falsch? Im Falle von "The Viral Factor", das mit seinem
internationalen Flair auch beste Vermarktungschancen im Ausland hat, ist das ganz einfach zu benennen. Ein schlecht geschriebenes Drehbuch voller
Zufälle und zu plötzliche Ortswechsel, die den Zuschauer sich fragen lassen, warum die Protagonisten denn jetzt eigentlich noch einmal
in einem Hubschrauber sitzen und sich eine Verfolgungsjagd mit der Polizei liefern.
Es gibt Actionfilme, die so bemüht darum sind, das Publikum durch Nonstop-Action sofort in das Geschehen hineinzuziehen, dass sie völlig übersehen,
dass dazu auch emotionale Involviertheit gehört. In "The Viral Factor" gibt es für uns kaum Möglichkeiten, die einzelnen Personen besser kennenzulernen.
Jay Chou ("The Green Hornet") ist einfach viel zu kühl und konnte mich bisher als Schauspieler einfach nicht überzeugen, anders sieht es da
bei seinen Fähigkeiten hinter der Kamera aus ("Secret"). Nicholas Tse soll einen ambivalenten Charakter darstellen, aber es fehlt ihm schlichtweg die
Farbe, um das transportieren zu können. Sein überzogenes Schauspiel mag tatsächlich effektiver sein, als man es erwarten würde, aber in den emotionalen
Szenen kann eigentlich nur Elaine Kam in ihrer Nebenrolle als von Gewissensbissen geplagten Mutter punkten.
Natürlich steht die Action im Vordergrund und der nicht so anspruchsvolle Actionfan wird sich auch gar nicht darüber beklagen wollen, dass hinter dem
riesigen Chaos, das an internationalen Drehohrten angerichtet wird, kein Funken Notwendigkeit durch das Drehbuch oder sonst eine Form von Sinn steckt.
Durch welche Art der Zufälle die Charaktere miteinander verbunden sind, ist etwas worüber man sich keine Gedanken machen sollte, wenn man denn keine
Kopfschmerzen bekommen will. Warum Jon und Man Yeung sich letztendlich nicht als Widersacher gegenüberstehen, sondern als Brüder gemeinsam gegen die
Polizei und zugegeben ebenso die Bösewichte ankämpfen, bleibt fraglich. Das dramatische Ende ist vohersehbar, aber trotz allem einigermaßen
zufriedenstellend.
Es hilft nicht, dass andauernd betont wird, wie taff die beiden Brüder sind, schlussendlich ist es einfach lächerlich zu sehen, wie die beiden tödliche
Stürze überleben und mehrfach angeschossen werden, ohne dass es sie in ihren Bewegungen groß einschränken würde. Heutzutage erwartet man etwas mehr
Realismus in der Porträtierung von Actionhelden. Das ist aber noch nicht zu Dante Lam durchgesickert, der hier mit, soviel steht fest, großartiger
Action versucht seine offensichtlichen Schwächen im Drehbuch zu kaschieren. Für "The Viral Factor" spricht das hohe Budget, die tollen Drehorte und
schöne Action, die den Film an einen Benny Chan-Film erinnern lassen. Wer aber etwas mehr Substanz erwartet oder sein Gehirn nicht komplett auf
Durchzug schalten kann, um Spaß zu haben, der sollte sich woanders umsehen.