Story: Soo-ah (Lee Se-yeong) ist ein in sich zurückgezogenes 13-jähriges Mädchen, das sich von ihrer Mutter
(Chu Sang-mi) vernachlässigt fühlt. Soo-ah fällt es schwer neue Freunde zu finden und sie lebt lieber in ihrer
eigenen kleinen Gedankenwelt. Ihre Mutter ist die meiste Zeit damit beschäftigt ihr Restaurant zu leiten oder mit ihrem
neuen Freund (Choi Myeong-su), dem Besitzer eines Schuttabladeplatzes, zusammen zu sein. Soo-ah kann den neuen
Freund ihrer Mutter nicht leiden, obwohl er ein gutmütiger und freundlicher Mann ist.
Es scheint, dass Soo-ah
seitdem ihr Vater gestorben ist eine tiefe Einsamkeit empfindet. Als sie eines Tages dann auch noch in dem Tagebuch
ihres Vaters liest, dass ihre wirkliche Mutter Yoon Sur-young (Kim Yoon-ah), eine berühmte koreanische Popsängerin,
ist, wünscht sie sich nichts sehnlicher als endlich diese zu treffen.
Das Leben wird für Soo-ah noch komplizierter als ihre Mutter ihr Restaurant aufgeben muss, weil sie von einer Freundin
um einen großen Geldbetrag betrogen wurde. Sie ziehen in die Wohnung des Freundes der Mutter und Soo-ah kommt in
die Mittelschule, wo sie zwar ein paar Freunde findet, der Schule aber schließlich fern bleibt, weil sie von einigen
Mitschülern schikaniert wird. Soo-ah will endlich ihrer inneren Leere entfliehen und setzt sich in einen Zug nach
Seoul um auf eines der Konzerte ihrer wahren Mutter zu gehen...
Kritik: Es gibt Dramen, denen man auf den ersten Blick nicht ansieht, wie feinfühlig und mitnehmend sie sind.
"The Wonder Years" gehört in diese Kategorie, denn das melancholische Bild des Lebens von Soo-ah, das wir hier
präsentiert bekommen, sieht nur allzu Art-House-typisch aus. Interessanterweise offenbart sich aber schon nach
wenigen Minuten die wahre Stärke des Films - eine undefinierbare Wärme, die ganz subtil in die Bilder eingewoben
wurde und den Zuschauer auf eine Reise in das Leben einer Teenagerin nimmt, die versucht sich selbst und ihren
Platz in der Welt zu finden. Oft genug bekommen wir immer wieder Dramen präsentiert, die ähnliche Wege beschreiten,
doch "The Wonder Years" bleibt schlussendlich deshalb so stark in Erinnerung, weil er ehrlich und nicht so
selbstverliebt ist wie viele andere Genrevertreter.
Die Geschichte des Films dreht sich rund um Soo-ah, ein Mädchen, das mitten in der Pubertät steckt und mit einigen
Problemen zu kämpfen hat. Da ihre Mutter sich um ihr Restaurant kümmern muss, fühlt sich Soo-ah so sehr vernachlässigt,
dass sie sogar daran zweifelt ob diese wirklich ihre Mutter ist. Außerdem vermisst sie ihren Vater, zu dem sie wohl
augenscheinlich ein besonders gutes Verhältnis hatte. Kein Wunder, dass sie da dem neuen Freund ihrer Mutter nur
Abneigung entgegenbringen kann, und dass obwohl dieser doch eigentlich ein netter Kerl ist. Da Soo-ahs Mutter nicht
einmal die Zeit findet auf eine Schulfeier zu gehen, bleibt dem Mädchen nichts anderes übrig, als sich in eine Traumwelt
zu flüchten. Sie idealisiert den Popstar Yoon Sur-young, gespielt vom echten Popstar Kim Yoon-ah, und sieht in ihr
sogar ihre wahre Mutter. Immer und immer wieder sieht sie sich Aufnahmen von ihr an und flüchtet sich bei ihr in
eine heile Welt. Dass Soo-ah in einem Tagebuch ihres Vaters liest, dass die Popsängerin tatsächlich ihre Mutter ist,
ist für den Zuschauer aber nicht unbedingt eine unumstößliche Wahrheit, denn das Mädchen kann in ihrer Fantasiewelt
durchaus auch Realität und Fiktion durcheinanderbringen, so dass man nicht unbedingt alles für bare Münze nimmt was
wir aus ihren Augen sehen.
Wir werden zwar nicht häufig in die Traumwelt von Soo-ah entführt, doch wenn dann ist das immer sehr offensichtlich und
grandios umgesetzt. Die recht kühle Cinematografie hellt sich angenehm auf und warme Farben treten plötzlich hinzu, bis
uns dann schließlich ein seltenes Lächeln des Mädchens signalisiert, dass wir die Realität verlassen haben. Dies
fällt besonders in der Szene im Zug mit dem Clown auf oder in einer Gesangseinlage von Kim Yoon-ah, die zwar etwas
plötzlich kommt, aber es irgendwie schafft in diesem Drama nicht deplatziert zu wirken.
Auffallend ist auch wie ruhig und friedlich viele der Aufnahmen sind. Das Tempo ist immer angenehm niedrig und
lässt trotzdem nie Langeweile aufkommen. Aber trotz all der Ruhe und Melancholie verzichtet der Film nicht auf
wichtige Dialoge oder die Sprache als Kommunikationsmittel allgemein, anders als es wohl ein gewisser Herr Kim Ki-duk
bevorzugt hätte. "The Wonder Years" schafft es immer ein lebhaftes Band zu den Protagonisten zu bewahren und wirkt
damit niemals so distanziert, wie man es bei vielen anderen Dramen kritisieren muss.
Der Kern des Films ist natürlich Soo-ahs Selbstfindung und ihre Beziehung zu ihrer Mutter. Dennoch findet Regisseurin
Kim Hee-jung immer die Zeit relativ großflächig die vielen Probleme der jugendlichen Mädchen in Soo-ahs Alter zu
umreißen - wenn nicht sogar mehr. Das Mädchen findet zwei unterschiedliche Freundinnen, eine reiche, die schon bald
die Freundschaft kündigt als es um einen Jungen geht, und eine arme, die in koreanischen Karaoke-Bars einem fragwürdigen
Nebenjob nachgeht. Aber beide Mädchen, respektive beide Welten, sagen Soo-ah nicht zu und sie findet bei ihren
kurzen Bekanntschaften nicht das, was sie sich erhofft hatte. Dennoch bleibt Zeit, um mit einem Kuss Soo-ahs an ihre
Freundin, die aufkeimende Sexualität Soo-ahs zu beleuchten oder einfach mit einigen kleinen schön eingearbeiteten
Motiven Stoff zum Nachdenken zu geben.
Erst im Nachhinein werden einem viele Kleinigkeiten der Story auffallen und man wird sich schließlich bewusst wie
sehr die Regisseurin auf kleine Details geachtet hat. Zusammen mit einigen sehr schönen Kameraeinstellungen und
langen Momentaufnahmen, die vor ehrlichem Schauspiel nur so strotzen, zeigt sich gerade hier wie viel Herz in dieses
Drama gesteckt wurde.
Die darstellerischen Leistungen bewegen sich auf hohem Niveau, was wie gesagt gerade in den vielen langen Aufnahmen
ohne einen Schnitt gezeigt wird. Besonders Haupdarstellerin Lee Se-yeong gibt eine beeindruckende Leistung ab. Sie spielt
das zurückgezogene Mädchen ohne in Klischees zu verfallen, arbeitet einen komplexen Charakter aus und schafft es
überdies nicht nur auf Knopfdruck überzeugend zu weinen, sondern übermittelt eine Vielzahl von Gefühlen mit allergrößter
Glaubwürdigkeit. Die Szenen mit ihrer Mutter, gespielt von Chu Sang-mi, sind ganz klar die Stärksten, aber selbst die
anderen Nebendarsteller wissen in Erinnerung zu bleiben. Das liegt einfach daran, dass jeder Charakter ehrlich und
echt wirkt.
Ein paar kleinere Fehler gibt es natürlich. Als Soo-ah auf dem Konzert die Popsängerin aufsucht kommt es zu einigen
sehr emotionalen Szenen, bei denen etwas weniger vielleicht etwas mehr gewesen wäre. Des Weiteren ist es etwas schade,
dess sich das Ende in die Länge zieht.
Trotzdem, was "The Wonder Years" so besonders macht ist seine Ehrlichkeit und sein Tiefgang ohne dabei wie übertriebenes
Art-House Cinema zu wirken. Außerdem ist es dem Film hoch anzurechnen, dass er sich niemals wie ein Taschentuch-Drama
anfühlt. Gerade das Ende zeigt dies. "The Wonder Years" strahlt eine Wärme und Nähe aus, die man nur selten von
Dramen zu spüren bekommt. Das wohlige Gefühl mit dem einen der Film in den Abspann entlässt ist es alleine schon Wert
dieses Drama weiterzuempfehlen!