Story: Mi-ja (Seo Young-hee) kümmert sich hingabevoll um ihre frühere Grundschullehrerin Ms. Park (Oh Mi-hee),
die nun an einen Rollstuhl gefesselt zurückgezogen auf dem Land lebt. Bevor diese stirbt möchte Mi-ja ein paar alte
Klassenkameraden von vor 16 Jahren einladen um ihrer gemeinsamen Lehrerin etwas Gutes zu tun. Allerdings zeigt sich bei
den anreisenden Besuchern, dass jeder von ihnen einen guten Grund hat auf Ms. Park einen tiefen Hass zu haben.
Anfangs lässt sich zwar niemand etwas anmerken und man erteilt seiner Lehrerin die nötige Ehre, doch schon bald zerbröckelt
die freundliche Maske.
Ms. Park hat vielen ihrer Schüler traumatische Erlebnisse beschert oder sie gar indirekt physisch für das gesamte Leben
gehandicappt. Da ist z.B. Dar-bong (Park Hyo-jun), der wegen ihr hinkt und seinen Traum vom Profi-Baseballspieler
vergessen kann, Sun-hee (Lee Ji-hyun), die nun abhängig von Schönheitsoperationen ist und an Magersucht leidet, weil
sie als kleines Kind zu dick war und von ihrer Lehrerin gehänselt wurde. Jeder von den sechs Besuchern ist auf die eine
oder andere Art durch Ms. Park für's Leben gezeichnet worden und hat es deswegen zu nichts bringen können. Ms. Park
hat die Ereignisse in der Schule allerdings etwas anders in Erinnerung, doch der Unmut macht sich bald unter den
Besuchern breit.
Nach und nach werden die ehemaligen Schüler jedoch einer nach dem anderen dahingemetzelt. Hat das mit dem deformierten
Kind von Ms. Park zu tun, das sie früher in ihrem Keller hielt?
Kritik: "To Sir with Love" markiert augenscheinlich die Rückkehr zum Teenie-Slasher-Genre, bringt mit seinen
kleinen brutalen Folterszenen ein wenig eines "Hostel" mit ein und versucht gleichzeitig den Hass der Koreaner auf ihre
Zeit in der Schule und ihre Lehrer darzustellen. Das gelingt ihm anfangs dann auch recht gut und wir sind froh
endlich mal etwas anderes als den x-ten "Mädchen-mit-langen-schwarzen-Haaren-Geist" zu sehen zu bekommen. Hier
schlägt das Grauen in sehr menschlicher Natur in Form eines mit einer Hasenmaske verhüllten Killers zu. Sehr originell
ist das jedoch auch nicht, denn "Friday the 13th" und seine diversen Klone gab es schon in den 80ern. Interessant ist
hier allerdings der psychische Aspekt des Films, der immer mal wieder leicht durchscheint. Ms. Parks Schüler sind
gebrochene Individuen und jeder von ihnen hat seine eigenen Traumata, die er noch nicht überwunden hat.
Die Geschichte beginnt mit einem schnellen Zusammenschnitt der Geburt von Mrs. Parks deformierten Sohn, wie sich dessen
Vater daraufhin erhängt usw. Dann machen wir einen Sprung in die Zukunft und entdecken zusammen mit dem ermittelnden
Polizisten einen Kellerraum, in dem ein grausames und blutiges Massaker angerichtet wurde. Der Hauptteil des Films wird
uns dann aus den Augen der überlebenden Mi-ja erzählt. Erst gegen Ende verlagert sich das Geschehen wieder in die
Gegenwart. Die verschiedenen Zeitsprünge, von denen es auch einige innerhalb der erzählten vergangenen Zeitebene selbst
gibt, sind immer überschaubar und tragen sehr zu einer gelungenen Erzählweise bei.
Regie-Debütant Im Dae-woong schafft hier cinematografisch kein Meisterwerk, doch das Setting, ein einzelnes abgelegenes
Haus, ist ganz nett. Nur die sich ewig bewegende, mal leicht zappelnde oder immer wieder ran- und wegzoomende Kamera
kann irgendwann ziemlich nervend werden.
Ein großes Lob muss aber den Schauspielern ausgesprochen werden. Diese machen ihre Arbeit nämlich sehr gut und geben
ihren Charakteren so viele Ecken und Kanten wie es ihre kurze Zeit auf dem Bildschirm oder das Drehbuch zulässt.
Lee Dong-gyu, der den Lieblingsschüler von Ms. Park spielt, und deren körperliche Annäherungen ihm sehr zu schaffen
gemacht haben, sowie Yeo Hyun-soo und Yoo Seor-ah, die ein Paar spielen und die beide wegen ihrer ärmlichen
Herkunft zu leiden hatten, bleiben dabei allerdings am dünnsten gezeichnet. Wahrlich beeindruckend ist dagegen die
Leistung von Oh Mi-hee als Ms. Park. Sie schafft es gleichzeitig die bemitleidenswerte herzliche alte Dame darzustellen
als auch die fast schon sadistische, sowie strenge und tyrannische Autoritätsgestalt der Lehrerin zu verkörpern.
Manchmal tut sie uns einfach Leid und an anderer Stelle können wir verstehen, warum ihre ehemaligen Schüler sie am
liebsten Tod sehen würden.
"To Sir with Love" tut gut daran sich oftmals mehr auf die psychisch vermurksten Schüler zu konzentrieren als auf die eher
durchschnittlichen Slasher-Einlagen. Es gibt zwar einige ziemlich brutale Szenen, aber so wirklich etwas zu sehen
bekommt man auch nicht. Der Film bietet mit seiner kompakten Laufzeit von 93 Minuten leider aber auch nicht
genügend Raum um die einzelnen Charaktere wirklich kontrastreich beleuchten zu können. Das ist schade, denn hier war
viel Potenzial, das man nicht ausgeschöpft hat. Trotzdem kann einen die Story, bzw. das Rätsel um Ms. Parks Kind
eine Weile über Wasser halten, auch wenn man sich wie gesagt sehr stark in die 80er und in die Blüte des Slasher-Genres
katapultiert fühlt. Immer mal wieder etwas über die Psyche der Protagonisten zu erfahren ist allerdings sehr interessant
und eigentlich können wir mit fast jedem der Charaktere auf die eine oder andere Art mitfühlen. Doch immer wieder
wenn sich der Killer mit der Hasenmaske zeigt, wird der ein oder andere eventuell gelangweilt aufstöhnen müssen.
Zum Glück bietet der Film aber einen gelungenen Twist gegen Ende, der gar nicht so unpassend wirkt und einen den Film
in einem neuen Licht betrachten lassen. Ohne zu viel verraten zu wollen: Einiges ist hier Projektion, Wunsch etc.
Interessanterweise ist es aber auch dieser Storytwist, der den Film um einiges beraubt. Der Hass gegen Koreas Schulen
und seine Lehrer, der zeitweise im Mittelpunkt zu stehen schien,
verliert stark an Gewicht und noch dazu werden einige Storyfäden einfach so fallengelassen. Was ist
mit Ms. Parks deformiertem Kind? Wir bekommen hier einfach zu wenig Informationen und schlussendlich kann man das
Puzzle auch nicht vollständig zusammensetzen, da einem zu viele Teile fehlen und andere einfach nicht ins Gesamtbild
hineinpassen wollen. Da muss man sich doch fragen, ob ein Twist des Twists wegen wirklich angebracht ist, oder ob man
nicht doch einfach darauf hätte verzichten können. Der Film wäre dann zwar nicht so unterhaltsam und spannend gegen
Ende gewesen, hätte aber auf der anderen Seite auch mehr Gewicht gehabt.
Nichtsdestotrotz ist "To Sir with Love" ein ordentlicher Film, der gerade für jene zu empfehlen ist, die des typisch
aiatischen Horrors überdrüssig geworden sind. Hier wird man sich nirgendswo erschrecken müssen, dafür gibt es aber
ordentlich Blut und Gewalt. Die Charaktere sind interessant und die Schauspieler geben durchwegs gute Leistung ab.
Nur schade, dass man aus dem Potenzial des Films nicht noch mehr hatte rausholen können...