Story: Ah Kau (Lau Ching-Wan) steht an einem Scheideweg. Als low-life Gangster, der kein Selbstvertrauen hat lebt
er ohne Geld von einem Tag auf den anderen. Doch plötzlich trifft er einen alten Bekannten, der einen Auftrag in
Aussicht hat. Zusammen mit einigen weiteren Kleinganoven wollen die Gangster ein paar Wagen nach China schmuggeln um
schnelles Geld zu verdienen. Doch noch während sie sich in einem Massagesalon erholen, geht alles schief. Sie können die
Rechnung dort nicht bezahlen, überfallen daraufhin den Laden, fliehen und überfahren dabei versehentlich einen der
eigenen Männer. Leider handelt es sich bei diesem um Ah Kaus Bekannten, so dass die Gangster nun keinen Anhaltspunkt
mehr haben, wie und wohin sie die Wagen bringen sollen. Trotz allem gelingt es ihnen allerdings den Auftrag auszuführen.
Nur läuft auch hier wieder nichts nach Plan. Das Ganze endet in einer Schießerei, in der etliche Personen ihr Leben
verlieren.
Doch es muss nicht so enden. Ah Kau könnte auch das Angebot seines Bekannten von vorneherein ablehnen und lieber mit
Matt (Francis Ng) nach Taiwan gehen um dort als Auftragskiller jemanden umzubringen. Jedoch nimmt Matt in betrunkenem
Zustand auch noch den Auftrag der Gegenpartei an, so dass Ah Kau und Matt nun gezwungen zu sein scheinen ihre Auftraggeber
und -nehmer auszuschalten...
Kann sich Ah Kau endlich seinen lang ersehnten Platz an der Triadenspitze erkämpfen?
Kritik: "Too many ways to be No. 1" ist ein Klassiker des Hong Kong Kinos und das aus gutem Grund. Regisseur
Wai Ka-fai, der in letzter Zeit alleine eher bescheidene Filme zu Stande gebracht hat, hat hier noch gezeigt, dass er
auch ohne die Hilfe von Johnnie To, mit dem er einige kommerzielle Filme wie "Needing You" gemacht hat, einen
anspruchsvollen, überraschenden, ja sogar beeindruckenden Film schaffen kann. Hier sprüht er nur so vor Ideen,
verzaubert den Zuschauer mit einer genialen Narration und fängt das Geschehen mit experimentell anmutender Kameraführung
ein. Was den Film aber wirklich besonders macht, ist die Art wie Wai die typische Triadenstory mit einem unwahrscheinlichen
Sinn für schwarzen Humor erzählt. Hier sind die Triadenführer keine ernst zu nehmenden und zuweilen wegen ihrer
Professionalität fast schon sympathischen Figuren, sondern ein Haufen von lächerlichen und unfähigen Trotteln. Hier
wird die Triadenwelt mal etwas anders dargestellt, und für den Zuschauer bedeutet das 90 Minuten ungewöhnliche und
amüsante Unterhaltung.
Falls einige bei der Storyzusammenfassung nicht ganz mitgekommen sein mögen, so liegt das daran, dass der Film
tatsächlich zwei Erzählungen beinhaltet. Die erste Geschichte dreht sich um Ah Kau und wie er mit einer Bande von
Kleinganoven ein paar Autos nach China bringen will. Interessant ist, dass Ah Kau hier fast schon als Idiot dargestellt
wird, der nicht nur das Geld verliert, unverschuldet für den Tod einer Frau verantwortlich ist, sondern noch nicht einmal
Auto fahren kann. Ganz anders verhält es sich da in der zweiten Story. Ah Kau ist selbstsicherer und weiß was er will.
Er kämpft sich den Weg nach oben, doch irgendwie scheint ihm das Pech immer noch anzuhaften.
Storytechnisch gesehen bietet "Too many ways to be No. 1" sehr viel. Die Erzählweise ist sehr interessant
gewählt und etliche Zeitsprünge
geben uns nachgereichte Infos über gewisse Begebenheiten. Erstaunlich ist dabei, dass der Film mit seinen etlichen
Zeitsprüngen manchmal unwahrscheinlich wirr anmutet, und dennoch hat man nie ein Problem die Chronologie der Handlung
für sich in die richtige Reihenfolge zu bringen. Das schafft nicht jeder und dafür gebührt Wai Ka-Fai ein besonderes
Lob.
Künstlerisch nimmt sich der Regisseur einige Freiheiten. Oftmals ist das Geschehen sehr hektisch eingefangen, die Kamera
windet und schlängelt sich um die Personen und Gegenstände, wandert durch Menschenmengen oder Gänge. Das gibt
dem ganzen eine ungeheuere Dynamik. Doch manchmal übertreibt es Wai ein wenig mit seinem künstlerischen Anspruch. Eine
Szene ist komplett über Kopf eingefangen und auch ansonsten empfand ich das dokumentarische Feeling und die zu dunkle
Ausleuchtung einiger Sets eher ein wenig nervend als ansprechend. Das ist natürlich Geschmackssache und wie gesagt
funktionieren einige der Kameratricks richtig gut, es wäre aber schön gewesen wenn der Regisseur hier ein paar Gänge
zurückgeschaltet hätte.
Auffallend ist wie gesagt der dokumentarische Charakter der Aufnahmen. Die Kamera wackelt hin und her, folgt unseren
Protagonisten auf Schritt und Tritt, wobei sie dann natürlich immer mitten im Geschehen bleibt. Viele der Szenen sind
dementsprechend dann auch auffallend lang in nur einem einzigen Shot gehalten. Einerseits gibt das dem Film den nötigen
Kick und sorgt für eine besondere Atmosphäre, andererseits kann es aber eben wie gesagt auch ein wenig nervtötend sein.
Lau Ching-Wan ("Lost in Time") gibt hier wieder mal eine tolle Leistung ab, besonders da er nahezu zwei verschiedene
Charaktere darstellen muss. Schließlich beleuchten die beiden Storys einen fast komplett underschiedlichen Ah Kau. Doch
Lau meistert seine Rolle mühelos und ist dabei noch für einige trockene Lacher gut. Bei seinem Pech kann man irgendwann
auch gar nicht anders, als mit ihm zu fühlen.
In der ersten Hälfte etwas vernachlässigt, gesellt sich dann auch Francis Ng als Hauptakteur zum Cast. Auch er zeigt,
dass er nicht umsonst einer der hoch angesehensten Darsteller in Hong Kong ist. Die Situationen, in die das Team Lau
und Ng hier geraten sind alles andere als bitterernst, auch wenn sie auf den ersten Blick so scheinen mögen, und so kann der
Zuschauer hier wirklich seinen Spaß haben.
Die restliche Besetzung ist auch nicht zu verachten. Der Film lebt schließlich von seinen abgedrehten und zum
Zerrbild verunstalteten Abziehbildern der Triaden-Gestalten und Wai Ka-Fai war sich dessen durchaus bewusst.
Lustige Dialoge, wie z.B. die zwischen Matt und seiner Oma am Telefon, oder die etlichen eigentlich lebensgefährlichen
oder dramatischen Szenen, die auf subtile Weise durch schwarzen Humor zum Lachen anregen, machen "Too many ways to be
No. 1" zu einem ganz besonderen Filmerlebnis. Die von Wai oftmals verwendete Kameralinse, die einen das Geschehen
verzerrt wie durch einen Türspion beobachten lässt, sowie etliche andere Spielereien können überzeugen und geben dem
Film und dem herrlich schwarzen Humor einen ganz speziellen Charme. Leider wird es der Film aber nicht jedem seiner
Zuschauer mit der künstlerisch anspruchsvollen Verpackung Recht machen können. Von mir gibt es dafür einen kleinen
Abzug in der Endwertung.
Trotzdem bleibt Wai Kai-Fais Werk ein Film, den man gesehen haben muss, da hier schwarzer Humor fast schon neu definiert
wird. Auf jeden Fall empfehlenswert!