Story: Der junge Anwalt Hyun-woo (Yu Ji-tae) will seine Freundin Min-joo (Kim Ji-su) heiraten und mit ihr
zusammenziehen. Eine Wohnung haben sie schon gefunden und auch ansonsten sieht für die beiden alles großartig aus, bis
eines Tages eine Katastrophe, die das Land erschüttert, Min-joo aus dem Leben reißt. Ein Einkaufszentrum stürzt in sich
zusammen und begräbt tausende Menschen unter sich. Hyun-woo ist seit diesem Tag ein anderer Mensch und arbeitet verbissen
an dem Fall um die Katastrophe. Doch bevor alle Schuldigen gefasst sind, wird der Fall geschlossen und Hyun-woo wird nahe
gelegt, Urlaub zu machen.
Nachdem Min-joos Vater dem Anwalt das Tagebuch der Verstorbenen zukommen lässt, in dem Aufzeichnungen von ihr über die
verschiedensten Orte gemacht worden sind, die durch ihre Schönheit zum Wandern einladen, begibt sich Hyun-woo tatsächlich
auf eine kleine Reise. Er erhofft sich von der Wanderschaft Heilung seiner Trauer, doch zuvor muss er das Geheimnis
der jungen Frau Se-jin (Uhm Ji-won) lüften, die er immer wieder auf seiner Reise an den verschiedensten Orten trifft,
und die auf irgendeine Weise mit Min-joo verbunden zu sein scheint.
Kritik: "Traces of Love" ist ein Drama, das seinen Fokus dankenswerterweise, anders als die meisten anderen
Taschentuchdramen, auf ein paar erwachsenere Aspekte der Liebe und des Verlusts legt. Das sollte auch nicht verwundern,
zeichnet sich doch Regisseur Kim Dae-seung für den Film verantwortlich, der schon mit "Bungee Jumping of their Own"
("Blood Rain" gehört ebenfalls zu seinen Werken) zeigen konnte, dass er ein Händchen für ruhige Liebesgeschichten hat,
in denen die Liebe auf angenehme Weise von einer Person auf eine andere verlagert wird, ohne dass diese Liebe dabei
verraten werden würde. In "Traces of Love", der
im Gegensatz zu dem schon genannten "Bungee Jumping of their Own" keine übernatürlichen Elemente beinhaltet um diese
Verlagerung zu rechtfertigen, ist diese Liebe deshalb bestenfalls angedeutet. Hyun-woo und Se-jin sind nicht durch ein
Band der Liebe verbunden, sondern durch einen tiefen Schmerz, den sie beide auf die gleiche Weise versuchen zu
heilen.
Regisseur Kim Dae-seung beweist sich als ziemlich geschickt seine Prämisse, für die es wichtig ist Min-joo sterben zu
lassen, mit einer nationalen Tragödie zu verbinden und diese dadurch aufzuarbeiten, dass man sie anhand eines Einzelfalls
noch einmal beleuchtet, eben auch um die gesamte Tragödie des Vorfalls angemessen einzufangen. Die hier dargestellte Katastrophe
ereignete sich nämlich tatsächlich. Am 29. Juni 1995 stürzte das Sampoong-Kaufhaus in Seoul in sich zusammen. Dabei
wurden über 500 Personen getötet und fast 1000 verletzt. Ursachen waren Baumängel, tragende Säulen, die entfernt wurden,
schwere Klimaanlagen, die durch ihre Vibration Risse in Decken und Wänden entstehen ließen und ein zusätzliches
Stockwerk, welches das Gebäude bekam. Man spricht sogar davon, dass das Gebäude das Vierfache des Gewichts, das eigentlich
zugelassen war, tragen musste. Die Katastrophe zeichnete sich natürlich schon vorher ab, aber Korruption
unter den zuständigen Beamten führte dazu, dass das Kaufhaus weiter im Betrieb blieb.
"Traces of Love" zeichnet durchaus angemessen die Ereignisse rund um den Kaufhaus-Einsturz, verliert sich aber nicht
in unnötigen Kleinigkeiten und etlichen Aufnahmen von weinenden Familienangehörigen der Opfer. Der Film zeigt natürlich
auch solche Bilder, aber in Maßen, sodass wir nicht das Gefühl bekommen ein manipulatives Drama vorgesetzt zu bekommen,
sondern eines, das sich und dem Zuschauer gegenüber ehrlich bleibt. Es ist auch erstaunlich wie viele kleine Details
am Rande in den Film eingearbeitet wurden. So wurde an dem Tag der Katastrophe die Klimaanlage nicht eingeschaltet,
weil die Risse in der Decke noch beunruhigender aussahen, und auch ein Gasleck wird angedeutet, das vorübergehend
vom Untersuchungsausschuss als Ursache für möglich gehalten wurde. Jedoch sind das Kleinigkeiten, die einem durchaus
entgehen können, wenn man nicht um die Hintergründe dieses Vorfalls weiß. Der rechtliche Kampf gegen die Verantwortlichen
und die Korruptionsskandale, die dabei zum Vorschein kommen, werden ebenfalls abgehandelt und wir sehen dabei auch wie
sehr diese ganze Angelegenheit Hyun-woo von innen heraus zerfrisst.
Doch nach einem Drittel des Films entführt uns ein gemächlicheres Tempo in die Natur und die verletzten Seelen von
Hyun-woo und Se-jin. Die Regie von Kim Dae-seung ist dabei zu jeder Zeit wunderschön anzusehen. Die vielen Außenaufnahmen
und Spaziergänge durch die Natur lassen einem das Herz aufgehen und machen Lust darauf selbst einmal wieder Urlaub
zu machen. Die Jahreszeiten haben in dem Film selbstverständlich auch eine symbolische Funktion und stellen den Kreislauf
des Lebens dar. Hauptaugenmerk liegt allerdings auf dem Herbst, weshalb die Bilder des Sonnenscheins, der durch das
bunte Laubdach fällt, besonders bezaubernd sind.
In diesem Rahmen bekommen wir parallel die Geschichten von Hyun-woo und seiner Freundin sowie Hyun-woo und Se-jin
erzählt. Die Zeitebenen überlappen sich immer wieder und so betreten oftmals alle drei Personen hintereinander in der
gleichen Einstellung den Bildschirm, was ein Gefühl warmer Nostalgie und Trauer hervorruft.
"Traces of Love" beleuchtet den Prozess des Schmerzes und der Heilung teilweise recht spirituell und geht dabei manchmal
schon zu weit. Min-joo scheint in ihrem jungen Alter eine unglaubwürdige Weisheit zu besitzen, die immer wieder für
den Film herangezogen wird, um bestimmte Lebensweisheiten oder Botschaften auf den Punkt zu bringen. Hier
wäre es wünschenswert gewesen, wenn die Botschaft etwas dezenter übermittelt worden wäre. Des Weiteren mag das gemächliche
Tempo durchaus angemessen für die Entfaltung des Dramas sein, aber der Einschub von Se-jins Erlebnis, das sie
emotional zerstört hat, reißt den Fluss des Films unnötig auseinander. Außerdem wäre es schön gewesen, wenn die Charaktere
noch etwas mehr Tiefe bekommen hätten. Die Darsteller geben zwar alle ihr Bestes, aber man wird den Eindruck nicht los,
dass man als Zuschauer emotional involvierter hätte werden können. Trotzdem bleibt am Ende ein nettes Drama, das vor
allem am Schluss ein warmes Gefühl hervorrufen kann, auch wenn "Traces of Love" nicht an die Qualität der vorigen Werke
Kim Dae-seungs heranreichen kann.