Story: Ken Kwan (Louis Koo) ist für eine Investmentgesellschaft tätig, die sich auf den Kauf und Verkauf ausländischer Währung spezialisiert
hat. Seine Zielstrebigkeit und sein Durchsetzungsvermögen bringt er jedoch nicht nur in seinem Beruf bis zur Vollendung, nebenbei nimmt er auch
an Sportschieß-Wettbewerben teil. Dort besiegt er sogar den Cop Jerry Chong (Daniel Wu) und stellt nebenbei noch einen neuen Rekord auf. Kurz nach
dem Wettbewerb wird jedoch ein Transporter mit Wertpapieren überfallen. Zufällig wird Kwan Zeuge des Geschehens und da alle Polizeikräfte mit einem
schweren Autounfall beschäftigt sind, stellt sich den Räubern nur ein einzelner Cop. Kwan beschließt nach anfänglichem Zögern mit seiner Sportpistole
dem Polizisten das Leben zu retten und schaltet die Räuber aus. Nur einer von ihnen (Chapman To) kann entkommen. Daraufhin wird Kwan verhaftet und
Chong, der leitende Ermittler in dem Fall, muss sich wundern, unter diesen Umständen seinen Rivalen wiederzutreffen. Der Polizist vor Ort wurde in der
Schießerei lebensgefährlich verletzt und liegt im Koma. Kwan ist der einzige Zeuge und muss sich außerdem wegen illegalen Gebrauchs einer Waffe und
Mordes vor Gericht verantworten, auch wenn er moralisch die richtige Entscheidung getroffen haben mag. Für Chong geht die Jagd nach dem entkommenen
Räuber jedoch weiter, dieser hat es allerdings aus ungeklärten Gründen auf Kwan abgesehen...
Kritik: Hong Kong Fans haben genau eine Chance zu erraten, zu welchem Film dies die Fortsetzung darstellt. Natürlich zu "Double Tap"! Es sollte
auch nicht verwundern, sollte es eine weitere Fortsetzung mit dem Titel "Quadruple Tap" geben. Der Titel des Films mag zwar einer gewissen unfreiwilligen
Komik nicht entbehren, der Rest von Derek Yees Thriller kann sich aber als kommerzielles Hong Kong Kino durchaus sehen lassen! Derek Yee gehört zur
Elite der Hong Kong Regisseure, sein "One Night in Mongkok" oder "Protegé" sind ganz klarer Beweis dafür, ein paar Kritiker, deren Meinung mir
normalerweise wichtig ist, haben jedoch den Film förmlich als langweiligen und uninspirierten Versuch einer Fortsetzung verrissen. Anscheinend
haben diese Personen einen anderen Film gesehen. "Triple Tap" ist kein Meilenstein des Genres, mit Sicherheit sogar einer von Yees schlechteren
Filmen, aber trotzdem handelt es sich hier um einen gut geschriebenen Thriller, der zu jeder Zeit spannend ist.
Es muss allerdings zugegeben werden, dass Daniel Wu und Louis Koo nicht an die Klasse von Leslie Cheung und Alex Fong aus dem Vorgänger herankommen.
Trotzdem schaffen es die beiden jeder für sich überzeugende Persönlichkeiten darzustellen und die Rivalität zwischen den beiden ist subtiler in den Film
gearbeitet als im ersten Teil. Überhaupt handelt es sich hier nicht einfach nur um den Aufguss der Geschichte des Vorgängers, sondern wir bekommen
einen etwas unterschwelligeren Psychothriller präsentiert. Dieser mag zwar nicht immer so unglaublich gut funktionieren, wie das vielleicht vom
Drehbuch gedacht war, aber der Film bleibt in Bezug auf seine Story doch anspruchsvoller als so manch anderer Thriller. Positiv anzumerken ist dabei
auch, dass "Triple Tap" nicht mehr Action bietet als sein Vorgänger sondern sogar weitaus weniger! Dafür geht der Film mehr in Richtung Aktienhandel
und -betrug, womit wir auch stark an "Overheard" erinnert werden. Dafür sorgt natürlich ebenfalls, dass die beiden Hauptdarsteller auch dort bereits
miteinander zu tun hatten.
Den Reiz zieht der Film auch diesmal wieder aus seinen Charakteren. Leider erscheinen diese ein wenig flacher als noch im ersten Teil. Louis Koo hat
aber etwas Undurchschaubares an sich, das sehr gut zu seiner Rolle passt. Er ist der immer ernste Geschäftsmann, der in seinem Privatleben zwei
Frauen gleichzeitig zu balancieren hat. Augenscheinlich wird er sich bald für eine von beiden, gespielt von Charlene Choi in einer äußerst
unspektakulären Rolle einer Krankenschwester und Li Bingbing als taffe Geschäftsfrau mit Besitzansprüchen auf Kwan, entscheiden müssen, aber vorerst
hat er ganz andere Probleme. Für den Zuschauer gibt es eigentlich keinen Grund, Louis Koo als Bösewicht zu sehen, aber seit dem ersten Teil wissen wir,
dass sich das schnell ändern kann und so warten wir gespannt darauf, mehr über Kwan und seine Motive zu erfahren. Denn dass nicht alles so ist, wie es
auf den ersten Blick scheint, ist uns selbst dann bereits klar, als eigentlich noch alles im grünen Bereich ist.
Wie gesagt hätte man an den Psychospielen zwischen Kwan und Chong noch etwas arbeiten können. So wurde hier etwas Potential verschenkt und gerade
als Kwan an der Schwelle zum Wahnsinn steht, kann man Louis Koos schauspielerische Grenzen sehen. Vielleicht ist es auch einfach nicht fair, dass er
sich hier den Vergleich mit Leslie Cheung gefallen lassen muss. Gerade Daniel Wu hätte aber etwas mehr Charakterausarbeitung verdient gehabt. Seine
besten Szenen hat er deshalb mit seinem Lehrer Miu, der gleiche Cop, der im Vorgänger Leslie Cheung ausgeschaltet hat. Ein nettes Bonbon, ebenso wie
Michael Wong in einem kleinen Cameo-Auftritt.
Die Geschichte entwickelt sich langsam, am Anfang geht diese fast schon in eine Diskussion um moralisches und gesellschaftlich verankertes Recht,
aber die Gerichtsszene ist bald abgehandelt und dann kommt es zu weiteren Enthüllungen, die die Geschichte zum Showdown vorantreiben.
Das Ende ist zugegeben etwas antiklimaktisch, aber wäre es wirklich passend gewesen, auf Biegen und Brechen eine Schießerei in den Film zu arbeiten?
Bei dem Titel des Films - vielleicht. Aber es war in meinen Augen keine schlechte Entscheidung. Die Stärken des Films liegen dafür wo anders - bei
der gut geschriebenen Story, portionsweise angemessen verteilten Enthüllungen und vor allem Derek Yees schöner Regie, die das Maximum aus dem
Film herausholt. Louis Koo scheint als eigentlich tragende Figur des Films etwas überfordert, da er wie gewöhnlich einfach nur nervlich bis zum
Zerreißen angespannt aussieht. Kurz vor dem Wahnsinn oder darüber hinaus kann man das nicht nennen. Wenn man genau ist, ist das auch der größte
und einzig schmerzliche Kritikpunkt. Ein paar gut untergebrachte Schießereien wären nicht schlecht gewesen, aber sie mit hanebüchener Begründung in den
Film zu fügen, sowas sei lieber Hollywood überlassen. "Triple Tap" hat hier wohl den weiseren Weg beschritten. Alles in allem liefert Derek Yee also
wieder einen soliden und unterhaltsamen Thriller ab.