Story: John Liu (Takeshi Kaneshiro) ist ein hervorragender Geigenspieler. Nur leider ist sein Talent bisher
unentdeckt geblieben. Bei den Frauen ist Liu wegen seines Aussehens sehr beliebt, doch ist er nicht nur sehr schüchtern,
sondern hat auch noch eine ganz bestimmte Vorstellung seiner Traumfrau.
Eve Choi (Gigi Leung) ist professionelle Übersetzerin und muss den neuesten deutschen Horror-Roman übersetzen. Dabei
würde sie doch so gerne polnische Liebesgedichte bearbeiten. Doch ihr Arbeitgeber lässt ihr nicht diese Wahl.
Das Leben von John und Eve ist trist und ihnen fehlt etwas. Als sie sich eines Tages durch Zufall an einem Springbrunnen
im Park treffen, wissen sie was es ist. Schon seit ihrer Kindheit, als John Eve
bei einem Klassenausflug getroffen hatte, waren sie auf der Suche nach einander. Die Beiden verbringen einen schönen Tag, doch ein Unwetter trennt die zwei
verfrüht. Schnell werden die Telefonnummern ausgetauscht und jeder geht wieder seiner seperaten Wege.
Unglücklicherweise hat der Regen die Telefonnummern verwischt und die beiden kennen noch nicht mal den Namen des
jeweils anderen.
Obwohl die Chance besteht, dass man sich selbst in einer Stadt wie Taipei wiederfinden kann, treffen sie sich nicht wieder.
Leider wissen die Zwei auch nicht, dass sie im selben Haus wohnen und sie nur eine winzige Wand voneinander trennt.
Es scheint als wenn das Schicksal gegen John und Eve wäre. Denn immer genau dann, wenn John nach links geht, biegt Eve
rechts ab...
Kritik: Johnny To und Wai Ka-Fai arbeiten wieder zusammen und drehen mit zwei Popstars einen kommerziellen
Liebesfilm.
Wer wird denn da gleich aufhören wollen zu lesen?!
Nein, "Turn left turn right" ist tatsächlich ein
gelungener Romantikfilm! Das liegt zum einen an der Story, die auf einer beliebten Geschichte von Jimmy Liao beruht.
Zugegeben, wirklich originell ist die Story nicht, aber sie ist mit Herz, Witz und einem Auge für kleine Details
erzählt.
"Turn left turn right" ist ein Film über das Schicksal und die unvorhersehbaren Wege, die es geht. Wir werden schnell
in das Leben der beiden Hauptprotagonisten eingeführt und relativ bald treffen sie sich dann auch. Alles scheint
perfekt, nur haben die beiden nach ihrer übereilten Trennung nicht mehr als eine unidentifizierbare Telefonnummer in
ihren Händen. Von hier an beginnt der Film eigentlich erst so richtig.
Traurig und voller Sehnsucht leiden wir mit den
Helden und greifen uns mehr als einmal an den Kopf, wenn wir sehen wie oft die Beiden haarscharf aneinander vorbeigehen.
Hierin liegt auch die Cleverness des Films. Obwohl John und Eve eigentlich nur durch ein paar Meter getrennt werden,
scheinen sie unendlich fern voneinander. Johnny To und Wai Ka-Fai schaffen es gekonnt solche Szenen mit dem gewissen
Etwas einzufangen. Sei es wenn die Beiden an der selben Wand lehnen und der Zuschauer eine Art Split-Screen
präsentiert bekommt, oder wenn sie einfach in der selben Menschenmenge aneinander vorbeihasten. John und Eve interagieren
sogar mit den selben Personen und Gegenständen, und das nur wenige Minuten zeitversetzt, was "Turn left turn right"
seinen typischen bittersüßen Flair gibt.
Kleine Kritik gibt es wegen jenen Stilmitteln aber dennoch. Da John und Eve zeitversetzt fast wortwörtlich dasselbe
sagen oder machen, gibt das dem Film etwas Repitatives. Die ersten paar Male ist das noch alles sehr schön und
trägt zur Atmosphäre bei. Irgendwann wird es aber ermüdend und man fragt sich, ob der Film ohne diese Wiederholungen
tatsächlich nur halb so lang geworden wäre?
Takeshi Kaneshiro spielt hier eine für ihn etwas ungewohnte Rolle des schüchternen, introvertierten Mannes. Dabei kann
er auch durchaus überzeugen, aber eine Glanzleistung darf man von ihm nicht erwarten. Ebenso verhält es sich mit Gigi
Leung. Auch sie spielt sehr solide und man nimmt ihr genauso wie Kaneshiro sofort ab, dass die beiden Seelenverwandte
sind. Das Script gibt allerdings nicht sehr viel Tiefe für die Charaktere her. Es langt aber allemal, dass wir uns um
die Beiden kümmern.
Während Kaneshiro seine Geigenkünste zum Besten geben darf, verzaubert Leung unsere Ohren mit nettem gebrochenen Deutsch
(und Polnisch). Ein netter Bonus für den deutschen Zuschauer, der sich den Film im Originalton anschaut.
Technisch gibt es nichts zu bemängeln. To und Wai verstehen ihr Handwerk und schaffen eine gleichzeitig fröhliche als
auch manchmal triste und sehnsuchtserfüllte Atmosphäre. Es gelingt ihnen sogar die Szenen in denen John und Eve
miteinander glücklich sind, nicht zu klischeebeladenen Momenten werden zu lassen, sondern immer einen Schuss Ironie
mit einbringen zu können.
Neben der ganzen Suche der Liebenden, die für den Zuschauer bei all den verpassten Gelegenheiten beinahe unerträglich
wird, gibt es auch noch einen komödiantischen Part. Dieser wird von Terri Kwan und Edmund Chen übernommen. Kwan spielt
eine Imbiss-Kellnerin, die bei einer Lieferung für John und Eve schnell dahinterkommt, dass die Beiden nacheinander
suchen. Doch sie erweist sich nicht als Retterin in der Not, sondern will John lieber für sich haben. Ähnlich
verhält es sich mit Dr. Wu, der in Eve seine alte College-Liebe wiedersieht.
Auch wenn ihre Rollen nicht sehr
anspruchsvoll sind, so sorgen Kwan und Chen doch dafür, dass der Film nicht allzu melodramatisch wird. Ihre
Verschwörungen und Einmischung in das Schicksal von John und Eve sind auf jeden Fall belustigend.
"Turn left turn right" besitzt einige Längen und es hätte wirklich nicht geschadet die repetative Erzählstruktur etwas
dezenter einzusetzen. Dennoch wird die Geschichte der beiden Hauptcharaktere mit Liebe zum Detail erzählt und hält
den Zuschauer im
Bann. Die Wege, die das Schicksal immer wieder geht faszinieren einen, und es soll sogar so etwas
wie eine Message mit auf den Weg gegeben werden. Wie sonst wäre das etwas übereilte Ende und die merkwürdige Weise,
wie die beiden Liebenden sich wiedertreffen, erklärbar? Wahrscheinlicher ist aber, dass sich die Regisseure wie so
oft am Ende plötzlich bewusst geworden sind, dass sie ja irgendwann mal Schluss machen müssen.
Wer sich jetzt beschweren will, dass ich es an dieser Stelle mit dem Spoilern
übertrieben habe, dem sei gesagt, dass "Turn left turn right" trotz einiger schöner Überraschungen und seiner
Cleverness, sehr voraussehbar ist. Natürlich muss es ein Happy End geben, doch der Weg dahin ist gepflastert
mit gelungener Romantikkomödienkost.
Logik hat hier natürlich auch nichts zu suchen und so stellt sich auch gar nicht
erst die Frage, warum John und Eve nicht einfach mal nach ihren Namen gefragt haben, als sie ihren Tag miteinander im Park
verbracht hatten.
Wer dem Genre nicht abgeneigt ist, wird seine Freude an dem Film
haben. Vielleicht haben mich auch einfach all die koreanischen Romantikkömodien mit der Zeit weichgeklopft...
"Turn left turn right" bietet aber eben das gewisse Etwas, das ihn vom Durchschnitt abhebt!