Story: Der Terrorist Sin (Jang Dong-gun) kapert zusammen mit einer Gruppe thailändischer Piraten ein Frachtschiff, auf dem hochgefärliches
radioaktives Material befördert wird und bringt dieses in seinen Besitz. Die koreanische Regierung erfährt davon und schickt einen ihrer besten
Männer, Marineoffizier Kang Se-jong (Lee Jung-Jae), die Motive und Pläne Sins aufzudecken. Kang findet heraus, dass Sin ein Nordkoreaner ist, der
Anfang der Achtziger über China nach Südkorea wollte. Doch ihm wurde kein Asyl gewährt, sodass er schließlich in einem Blutbad der Nordkoreaner seine
Familie verlor. Nun hat er Rache an Nord- und Südkorea geschworen und will die Halbinsel in einem terroristischen Akt vernichten. Allerdings hat
Sin noch eine Schwester, von der er als Kind getrennt wurde und die er seit jenem Tag sucht. Kang Se-jong kann das Mädchen Myeong-ju (Lee Mi-yeon)
jedoch zuerst ausfindig machen und versucht sie nun als Druckmittel gegen den Terroristen einzusetzen. Dieser hat jedoch ein Ass im Ärmel und
macht Kang einen Strich durch die Rechnung. Obwohl Kang nach und nach die Motive des Terroristen verstehen lernt, bleibt ihm nichts anderes
übrig, als Sin ein für alle Mal auszuschalten.
Kritik: "Typhoon" ist Big-Budget-Kino der allerersten Güte. Mit seinen 15 Millionen Dollar ist er der bis dato teuerste Film Koreas,
floppte allerdings an den Kinokassen. Und das obwohl wir hier das bekannte Drama zwischen Nord- und Südkorea auf fast schon internationalem
Niveau präsentiert bekommen. Die Gründe für den Misserfolg sind vielfältig. Regisseur Kwak Kyung-taek, der sich für den erfolgreichen Film "Friend"
auszeichnete, untermauert mit diesem Werk einmal mehr, dass er einer der am meisten überschätzten Filmemacher Koreas ist. "Typhoon" ist ein, wie sich
schon an der Storyzusammenfassung erkennen lässt, simpler Thriller, der sich viel von seinen amerikanischen Kollegen borgt und dabei oftmals laute
Action bietet, nur um dann im Kern ruhigere Töne anklingen zu lassen. Dass diese Rechnung am Ende nicht aufgehen kann, ist zu erwarten. Zumal das
Drama zu keinem Zeitpunkt wirklich mitnehmend ist. Das liegt an den schlechten Charakterzeichnungen, welche die einzelnen Individueen wie leere
Blätter Papier erscheinen lassen.
Kwaks Action-Thriller wurde in Korea, Thailand und Russland gedreht, von daher hat er nicht nur eine multi-kulturelle Koloration, sondern verlangt
von koreanischen Zuschauern auch einiges an Lesearbeit, denn die Dialoge in verschiedenen Sprachen, von Englisch über Thailändisch und Russisch bis
zu Deutsch, wurden natürlich (fast) alle untertitelt. Man trifft hier auch außergewöhnlich viele ausländische Darsteller an, auch wenn keiner von ihnen auch
nur länger als 5 Sekunden auf dem Bildschirm ist. Für einen Thriller dieser Art sind verschiedene Drehorte natürlich extrem wichtig, aber daneben vergisst
der Regisseur oft das Wesentliche. Ihm bleibt kaum Zeit, sich noch um die eigentlichen Charaktere zu kümmern. Vor allem Lee Jung-Jae ("Il Mare")
bleibt so unglaublich flach und seine Mimik so hölzern, dass er auch von Steven Seagal hätte gespielt werden können. Das wäre ja vielleicht noch
irgendwie spaßig gewesen, wenn "Typhoon" ein waschechter Action-Thriller gewesen wäre, aber mit dem ganzen Drama, das hier oft in den Fokus gerückt
wird, zieht das den Film unnötig nach unten.
Jang Dong-gun, der schon in "Taegukgi" und Kwaks "Friend" die Hauptrolle hatte, versucht eindeutig mehr aus seiner Rolle herauszuholen, als es ihm das
Drehbuch gestattet, er muss aber schlussendlich dabei versagen. Jang ist ohne Zweifel ein charismatischer Darsteller und in einigen wenigen Momenten
schafft er es sogar, dass wir mit ihm sympathisieren, etwas dass der eigentliche Held der Geschichte zu keinem Zeitpunkt vermag. Aber wirklich
dreidimensional erscheint er dennoch nicht, sodass wir manche seiner Entscheidungen nicht nachvollziehen können. Der einzige Moment, in dem wir
wirklich mit ihm leiden können, ist, als er seine Schwester wiedertrifft. Da kann Jang zusammen mit Lee Mi-yeon auch seine schauspielerische Seite
zeigen, und der Zuschauer ist zum ersten Mal auf die Weise emotional involviert, wie es auf den ganzen Film bezogen hätte der Fall sein müssen. Aber
auch wenn es sich hier um eine der besten Szenen des Films handelt, passt sie doch nicht in den Gesamtzusammenhang. Das Tempo fällt in diesem
dramatischen Mittelteil enorm ab und ruft das Gefühl hervor, hier zwei unterschiedliche Filme vor sich zu haben.
Schnelles Tempo, Schießereien, Verfolgungsjagden, all das bekommen wir in "Typhoon", gleichzeitig aber verfällt der Film immer wieder in
emotionale Szenen, die nicht in die restlichen Teile des Films greifen wollen. Das fällt vor allem in der Szene auf, in der wir einen
Schnitt in die Vergangenheit bekommen. Eine schöne dramatische Geschichte zwischen Sin und seiner Schwester, aber holprig in den
Film integriert. Genauso verhält es sich auch später. Kang kann seinen Widersacher verstehen und umgekehrt, ja sie könnten in einem anderen
Leben Freunde oder Brüder sein usw. Das alles kennen wir schon zur Genüge und hier fehlt dem Ganzen vor allem Hand und Fuß. Eine geistige
Verbindung sehen wir zwischen den beiden nicht. Dementsprechend wirkt auch der aufwendige Showdown keinesfalls so dramatisch, wie es wohl intendiert
war. Auch wenn der Film oftmals gekonnt die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischt, mangelt es ihm an der Feinfühligkeit, dem oft bearbeiteten
Thema des Konflikts einer geteilten Nation neue Facetten zu verleihen. Im Gegenteil, an manchen Stellen bekommen wir dermaßen patriotische Floskeln
um die Ohren gehauen, dass wir glauben, uns in einem Werbefilm für die Navy oder einem Propagandafilm zu befinden.
Es gibt ohne Zweifel ein paar nette Actionszenen, doch der Soundtrack ist alles andere als bombastisch genug, um diesen Szenen mehr als nur
das Gütesiegel "nett" zu geben. Außerdem scheint der Verantwortliche für den Schnitt oft genausowenig gewusst zu haben, was er macht, wie der
Drehbuchschreiber. Einige merkwürdige Szenenwechsel geben dem Film einen unprofessionellen Look. Wie gesagt sind die Darsteller ebenfalls kaum
gefordert, wenn es nicht gerade um die verschiedenen Sprachen geht, die sie zu sprechen haben. Der Kern des Films, eben die Zerrissenheit einer
Nation, die durch die beiden Hauptdarsteller dargestellt werden soll, schwächelt enorm und das Drama gegen Ende wirkt auf den letzten Drücker künstlich
eingeschoben. Am Ende bleibt also, und da kann man versuchen den Film so schön zu reden wie man will, nichts als eine große Enttäuschung, da
"Typhoon" in keinem Bereich wirklich punkten kann. Gerade der Umstand, dass hier eigentlich ein Augenmerk auf das Drama gelegt werden sollte, wo
der Film zweifellos versagt, sollte Kwak endlich mal an seiner Drehbucharbeit zweifeln lassen, und er sollte diese Aufgabe das nächste Mal vielleicht
jemandem überlassen, der sein Handwerk auch versteht.