Story: Mathematik-Professor Kim Kyeong-ho (Ahn Sung-kee) wird von seiner Universität gekündigt, weil er sich gegen das ungerechte Vorgehen
des Uni-Komitees ausspricht. Nachdem er in mehreren Instanzen versucht hat, gegen seine Entlassung zu klagen und abgewiesen wurde, steht er eines Tages vor
der Tür des verantwortlichen Richters und bedroht diesen mit einer Armbrust. Professor Kim steht danach vor Gericht, weil er einen Richter mit einem Armbrustpfeil
verletzt haben soll. Kim wird schnell ein Spezialist im Rechtswesen und verteidigt sich in den folgenden Verhandlungen mehr oder weniger selbst. Er ist
nur bereit, mit einem bestimmten Anwalt zusammenzuarbeiten, Park Joon (Park Won-sang), ein Alkoholiker auf dem absteigenden Ast. Kims Frau (Nah Yeong-hee) stellt
den Kontakt zu Park her, der sich anfangs weigert, den Fall anzunehmen. Schließlich willigt er jedoch ein und muss feststellen, dass einige der angeblichen
Fakten in dem Fall widersprüchlich sind. Als sich der Richter jedoch unbeeindruckt von den Beweisen, die für Kims Unschuld sprechen, zeigt, schaltet
Park mit Hilfe der Journalistin Jang Eun-seo (Kim Ji-ho) die Medien ein.
Kritik: Es ist erstaunlich, wenn ein Film, der offen ein defizitäres Rechtssystem angreift, tatsächlich die Kinokassen zum Klingeln bringen
kann. Nicht zuletzt ist das der Geschichte um einen Mathematik-Professor zu verdanken, der sich von einem korrupten "Rechtsstaat" nichts mehr gefallen lassen
möchte. "Unbowed" basiert dabei auf einem wahren Fall und hat erneut eine Diskussion in Südkorea darüber angezettelt, dass die Rechtsprechung in dem Land
oft völlig willkürlich ausfällt und gerade hohe Beamte, Politiker und Firmenbosse keinen Tag hinter Gittern verbringen müssen, während der normale Bürger
in den sauren Apfel beißen muss, wenn korrupte Richter ihr Ansehen nicht beschädigt sehen wollen. Als Gerichtsdrama zupft "Unbowed" vielleicht bereits
bekannte Saiten, das aber erfolgreich.
Eine Kritik, die sich der Film oft gefallen lassen muss, ist, dass er den Professor glorifiziert und hier vielleicht sogar zu sehr eine Schwarz-Weiß-Zeichnung
stattfindet. Das ist aber aus mehreren Gründen nicht haltbar. Erstens sehen wir nie, ob Kim den Pfeil nun abgeschossen hat oder nicht, womit wir uns
lediglich auf die Beweise stützen können, wie jeder andere auch, und zweitens ist Kim dermaßen selbstgerecht und ein Besserwisser par excellence, dass es
sehr schwierig ist, immer Sympathie für ihn zu haben. Dass dies die meiste Zeit doch der Fall ist, verdankt der Film der subtilen Darstellung von
Darsteller Ahn Sung-kee ("Fair Love", "Sector 7), der aber nicht einfach versucht, charismatisch zu wirken. Eine schwierige Person, mit der deshalb nicht
jeder zurechtkommen wird, aber Ahn gibt sein Bestes.
Als eigentlicher Sympathieträger dient selbstverständlich Park Won-sang ("Paradise Murdered"), der einen Trunkenbold auf dem Weg zu sich selbst spielt.
Ihn zeichnet eine ungewöhnliche Freundschaft mit einer Journalistin aus, aus der auch mehr resultieren könnte, aber irgendwie scheint er doch seiner
Frau treu zu sein. Er ist zwar Anwalt, aber das ist nur ein Grund mehr, warum er nicht an das koreanische Rechtssystem glaubt und er schimpft bei nur mehr
als einer Gelegenheit darüber, während Kim selbst im Gefängnis sitzend das Gesetzbuch noch wie eine Bibel hochhält und betont, wie toll er doch das Gesetz
findet. Natürlich ist das Gesetz aber leider Auslegungssache und alle Richter in Kims Fall scheinen korrupt bis aufs Blut zu sein. Als sich dann offensichtliche
Fragen bei den Beweisen stellen und die Richter gegen alle Vernunft und Logik keine Neubewertung der Beweise zulassen, macht sich Frustration beim Zuschauer
breit.
Genau diese Frustration ist der Motor, der den Film vorantreibt. Es kann doch nicht sein, dass in einem Land, das sich selbst und von anderen als demokratisch
bezeichnet wird, so viel Ungerechtigkeit vonstatten gehen kann. Die Demokratie ist aber eben noch sehr jung in Südkorea und so dreht sich eben alles um
Geld und das Wahren des Gesichts. Demnach scheint Kim einzig nicht freigesprochen zu werden, weil jegliche Glaubwürdigkeit der Richter verlorengehen würde,
wenn sie ihre Meinung plötzlich änderten. Zumindest bekommt man diesen Eindruck, denn die Lücken und Fehler, die sich in der Beweisführung und den Zeugenaussagen
auftun, sind so gravierend, dass man darüber nur verzweifelt lachen kann. Es handelt sich bei "Unbowed" zwar um ein Gerichtsdrama, nichtsdestotrotz versucht
der Ton vergleichsweise heitere Klänge anzuschlagen, selbst am Ende. Und dabei muss man doch eigentlich weinen bei so viel Ungerechtigkeit.
Glücklicherweise sind sich eine gute Zahl der Koreaner der Missstände in ihrem Land durchaus bewusst, sodass der Film nicht nur erfolgreich an den Kinokassen war, sondern auch erneute Diskussionen mit sich brachte. Filmisch hat Regisseur Chung Ji-young, der zuvor bereits die Dokumentation "Ari Ari - The Korean Cinema" gedreht hat, sauber gearbeitet, inklusive HD-Look, leider wird "Unbowed" gegen Ende aber etwas zu gerichtssaal-lastig. Weiterhin ist das Drehbuch teilweise etwas zu sprunghaft und hätte noch Feinschliff verdient. Gerade der Umstand, dass "Unbowed" auf einem wahren Fall beruht, verleiht dem Film besonderes Gewicht, und damit stellt er eine mutige Auseinandersetzung südkoreanischer Filmemacher mit einem auf dem Papier guten Rechtssystem, das leider nicht angemessen angewandt wird, dar.