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Original Title:
Icheungeui Akdang

South Korea 2010

Genre:
Comedy, Thriller

Director:
Son Jae-gon

Cast:
Han Suk-kyu
Kim Hye-soo
Ji Woo
Kim Gi-cheon
Lee Yong-nyeo
Lee Jang-woo
Oh Jae-gyoon


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Villain and Widow

Story: Der Betrüger und Antiquitäten-Experte Chang-in (Han Suk-kyu) wurde bei der Erstehung einer zwei Millionen Dollar teuren chinesischen Porzellantasse von seinem Rivalen Hahm Gi-soo geschlagen. Als er sich mit diesem trifft, um das Stück dennoch in seine Gewalt zu bekommen, werden die beiden von der Polizei überrascht. Chang-in wird abgeführt, während sein Rivale bei einem Sturz aus dem Fenster ums Leben kommt. Zuvor konnte Chang-in jedoch in Erfahrung bringen, dass sich die Tasse irgendwo zuhause bei Hahms Frau Yeon-ju (Kim Hye-soo) befindet. Nachdem Chang-in bald wieder aus der Haft entlassen wird, versucht er für den Sohn eines reichen Firmenchefs die Tasse in seinen Besitz zu bringen. Dafür mietet er ein Zimmer, das Yeon-ju aus Geldnot in ihrem Haus anbietet. Chang-in erhofft sich so, genügend Zeit zu haben, nach der Tasse zu suchen, während Yeon-ju bei der Arbeit ist. Allerdings erweist sich das viel schwieger als angenommen. Yeon-ju ist eine frustrierte Frau, die nach Chang-ins Annäherungsversuchen, der damit lediglich bezweckt, sich im Haus umsehen zu können, glaubt, einen Mann gefunden zu haben, der sich ihre Probleme anhört. Darüber hinaus geht ihre Tochter Seong-ah (Ji Woo) selten zur Schule, da sie sich wegen ihres Aussehens schämt. Bevor Chang-in die Tasse findet, scheint er eher einen Nervenzusammenbruch zu erleiden...

Kritik: "Villain and Widow" hört sich zwar nach einem Thriller an, die eingebaute Liebesgeschichte mag ebenfalls nicht zu übersehen sein, aber im Grunde ist der Film eine gut durchdachte Komödie, die auf sorgfältig eingearbeiteter Komik aufbaut. Anfangs weiß man jedoch nicht wirklich, in welche Richtung der Film überhaupt gehen will. Das erzeugt einen guten Teil der Spannung, aber schon bald hat uns die intelligente Komik so mancher Szene vollkommen für sich gewonnen und die Geschichte entwickelt sich ganz von selbst weiter. Das funktioniert vor allem so gut, weil die beiden Protagonisten hervorragend ausgearbeitet sind. Es macht einfach Spaß, ihnen zuzusehen, wie sie sich immer wieder in die Haare bekommen und das auf eine erwachsene Art und Weise, die nicht so oberflächlich unterhaltsam ist wie so manche Romantikkomödie für ein jüngeres Publikum. Die beiden Hauptdarsteller leisten dafür Großartiges und ein gut geschriebenes Drehbuch sorgt dafür, dass es in "Villain and Widow" keine unnötigen Längen gibt.

Am meisten beeindruckt in dem Film die Ehrlichkeit, mit der Regisseur Son Jae-gon ("My Scary Girl") seine Charaktere zeichnet und aufeinandertreffen lässt. Chang-in ist alles andere als ein sympathischer Geselle, er lebt schließlich davon, andere über den Tisch zu ziehen, und so kann man schon bald sein Süßholzgeraspel nicht mehr hören. Er nutzt Yeon-ju aus, aber sie als Opfer zu sehen, fällt schwer, denn auch Chang-in wird zu einem solchen. Die frustrierte Hausfrau glaubt in dem angeblichen Schriftsteller jemanden gefunden zu haben, der ihr zuhört, doch sollte man nur einmal ebenfalls ein Wort einbringen wollen, wenn sie erst einmal am Erzählen ist, dann redet und zankt sie in einem Schwall fort, dass man Angst um Chang-in haben muss. Eine Frau, die man als Ehefrau vielleicht lieber nicht den ganzen Tag ertragen möchte. Sie gibt sich die meiste Zeit über verschlossen und ruhig, aber tatsächlich brodelt es in ihr, und nicht selten kommt es zu Ausbrüchen, wenn Chang-in es am wenigsten gebrauchen kann.

Kim Hye-soo ("A Good Day to Have an Affair", "Tazza", "Hypnotized") schafft es mit ihrer interessanten und vielschichtigen Rolle manchmal sogar Veteran Han Suk-kyu ("An Eye for an Eye", "Shiri", "Christmas in August"), der ebenfalls eine großartige Leistung bringt, in den Schatten zu stellen. Als Mutter ist sie eindeutig überfordert, sie streitet sich andauernd mit ihrer Tochter, die überdies noch in der Pubertät ist, und verhält sich dabei alles andere als erwachsen. Das Verhältnis Mutter-Tochter wird dankenswerterweise auch nie harmonisch aufgelöst, sondern bleibt, wie es ist: ehrlich und kompliziert. Chang-in kann einem im weiteren Verlauf des Films immer mehr leid tun, da er die ganze kaputte Familie hautnah erleben muss, obwohl er doch eigentlich nur die Tasse finden und wieder verschwinden will. Jedoch muss er dafür anscheinend Yeon-jus Geliebter werden. Dass das mit einem Preis für ihn einhergeht, ist uns klar, aber da für Chang-in das Ganze sowieso nur ein Spiel ist, hat er es eigentlich auch nicht besser verdient.

Neben der Hauptgeschichte gibt es noch ein paar kleinere Nebenstränge, wobei auch hier auffällt, dass die Nebenfiguren alle erstaunlich dreidimensional gezeichnet wurden. Das lässt uns selbst für die augenscheinlich "bösen" Charaktere Verständnis haben, wie den Bodyguard Song, der Komplexe wegen seiner geringen Größe hat und seinen Chef in immer mehr Probleme reitet. Daneben bekommt aber auch Seong-ah ein wenig Zeit. Sie war früher ein beliebtes Mädchen, das ein bekanntes Werbegesicht für Milch darstellte, bis die Pubertät kam und sie ihrer Überzeugung nach mit Hässlichkeit gestraft hat. Deshalb mag sie nicht in die Schule gehen und wird sogar von ein paar Mitschülern gehänselt.
Die meiste Zeit arbeitet "Villain and Widow" jedoch mit dem Verhältnis zwischen dem Betrüger Chang-in und der frustrierten Witwe Yeon-ju. Bei all den Aufeinandertreffen kann man natürlich nicht umhin, vielleicht doch tatsächliche Liebe hinter all dem zu vemuten, aber Regisseur Son speist uns hier nicht mit billigem Kitsch ab, sondern bleibt dem ehrlichen aber lustigen Ton seines Films bis zum Ende treu.

Der feine Humor in "Villain and Widow" ergibt sich aus den Dialogen und den farbenfrohen Charakteren. Daneben gibt es aber auch sehr gelungene Situationskomik, z.B. als Chang-in im Keller des Hauses festsitzt und dann schließlich wie eine Ratte im Labyrinth versucht zu entkommen, ohne von Yeon-ju oder ihrer Tochter gesehen zu werden. Das führt zu einer wirklich abstrusen Situation, die trotz allem glaubwürdig bleibt und zum Lachen bringt.
Technisch gibt es hier nichts zu beanstanden, die Sets sind teilweise mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet und die Regie kann zu jeder Zeit überzeugen. Es ist aber vor allem das sehr gut geschriebene Drehbuch mit den lebensnahen Charakteren, die von hervorragenden Darstellern gespielt werden, die "Villain and Widow" so gut funktionieren lassen. Selbst das Ende bleibt dem Vorangegangenen treu und wartet nicht unnötig mit einem unglaubwürdigen Kitsch-Ende auf. Das macht Regisseur Son Jae-gons Film zu einer äußerst gelungenen Komödie mit liebenswerten, weil nicht fehlerfreien, Charakteren, die man nicht verpassen sollte.

(Autor: Manfred Selzer)
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