Story: Filmproduzent To Wai-Cheung (Chapman To) wird von einem alten Freund gebeten, vor seinen Studenten etwas über seine Arbeit zu erzählen.
To berichtet darauf von der eigentlichen Aufgabe des Produzenten als Mediator. Davon abgesehen muss der Produzent aber natürlich auch Geld für einen neuen
Film beschaffen. Genau dabei hat To in letzter Zeit Probleme, sodass er sich von seinem Freund Lui Wing-Shing (Simon Lui) dazu überreden lässt,
sich mit dem Festland-Triadenboss Tyrannosaur (Ronald Cheng) zu treffen. Dieser will ihm tatsächlich das Geld für einen Film geben, doch möchte er eine Fortsetzung
zu dem Erotikstreifen "Confession of a Concubine" (aka "I Want More"), mit der ursprünglichen Darstellerin Siu Yam-Yam. Das Problem ist nur, dass diese nach
mittlerweile über 30 Jahren nicht mehr die Jüngste ist. Also beschließt To seine neue Bekannte Popping Candy (Dada Chen) als Bodydouble einzusetzen, die
einzige Frau, auf die er sich im Moment verlassen kann, da seine Sekretärin (Fiona Sit) ihm keine große Hilfe ist und seine Ex-Frau (Crystal Tin) ihm
ohnehin das Leben schwer macht. To hat den Studenten allerlei darüber zu berichten, was für eine Tortur das Filmemachen sein kann.
Kritik: Ein Film, der einen schon vorher über seine Category-III-Natur, in Form seiner ungehobelten Sprache und diverser sexueller
Themen, warnt sowie gleichzeitig keinen Zweifel daran lässt, dass nur ein bestimmtes Publikum angesprochen werden soll, macht natürlich schon nach der
ersten Minute neugierig. Vor allem wenn der Film von einem der interessantesten und vielseitigsten Regisseure Hong Kongs ist, der immer für eine Überraschung
gut ist. "Vulgaria" erweist sich tatsächlich als ein Film, der hauptsächlich Filmfans und Kenner der Branche oder der Hong Kong Kultur gefallen wird.
Trotz seiner zuweilen recht starken Unfokussiertheit ist der Film genau für jenes Publikum äußerst unterhaltsam und bietet einigen derben, aber auch
gelungenen Humor.
Einer der wiederkehrenden Gags ist die Frage, ob To Verkehr mit einem Muli hatte. Was sich hier unglaublich geschmacklos anhören mag, ist im Film auf sehr
abgedrehte Weise dargestellt und kann tatsächlich auch zum Lachen bringen, neben einem angewiderten Gesicht natürlich. Grund dafür ist Ronald Cheng, der den
Festland-Gangsterboss spielt. Irgendwie scheint er ein sympathischer Typ, immer gut gelaunt, aber er hat dennoch etwas Unberechenbares an sich, was die
Situation zwischen ihm und To beim gemeinsamen Essen spannend und gefährlich macht, sodass To gezwungen ist, Dinge zu tun, die er sich wohl nie im Leben
verzeihen wird - wenn er sich denn an sie erinnern könnte. "Vulgaria" setzt sich aus vielen einzelnen Szenen zusammen, die gelungen sind, aber ob das im
Endeffekt einen guten Film abgeben kann...
Die Filmstudenten sind weniger an Tos Ausführungen über die Filmbranche interessiert als an der Sache mit dem Muli. Auch seine Beziehung zu Popping Candy
interessiert sie nicht und da die meisten Ereignisse von To berichtet werden, gibt es Pang Ho-Cheung einen guten Grund, eben genau diese Beziehung etwas
zu vernachlässigen. So bleibt Dada Chen in ihrer Rolle als Popping Candy immer eine Augenweide und sympathisch, aber es mangelt ihr an Tiefe. Viel besser
funktionieren die Szenen mit To und seiner Ex-Frau sowie seiner Tochter, da hier tatsächlich auf kleinem Raum eine schwierige Beziehung gezeichnet wird und
wir uns emotional von dieser auch eingebunden fühlen. Ein schönes Extra, das man so gar nicht erwartet hätte.
Für viele stellt Category-III ein Genre dar, aber es gibt hier weder einen Softporno noch einen Splattermovie zu sehen. Die Alterseinstufung ist lediglich
durch die Themen und die Sprache begründet. Gerade bei letzterem ist natürlich klar, dass nicht jeder Witz in die Untertitel gerettet werden kann, dennoch
ist "Vulgaria" zum Teil einfach urkomisch, nicht zuletzt dank Pang Ho-Cheungs immer wieder durchblitzender Genialität. Seine Ideen sind frisch, er macht sich
auf amüsante Weise über die Filmbranche und vor allem die Leute dort lustig - da wäre z.B. der Regisseur, der nebenher eine Mahjong-Spielhölle betreibt oder
ein Schauspieler, der Angst vor explodierenden Körperteilen hat - und am Ende hat er sogar noch eine schöne Wendung eingebaut.
Selbstverständlich gibt es in "Vulgaria" auch einige Gastauftritte, viel interessanter ist aber, dass Pang an mehreren Stellen die vierte Wand durchbricht, sich also direkt dem Publikum zuwendet. In einem Film über den Film passt das sogar und es wird auf diese Weise eine gewisse verschachtelte Erzählstruktur kreiert, die sehr originell ist. Leider schien das Drehbuch aber während des Drehs geschrieben worden zu sein, denn einen roten Faden gibt es nicht wirklich. Überraschend ist wie gesagt, dass Regisseur Pang keine expliziten Szenen zeigt, sogar noch weniger als in seinem "AV", sondern ausschließlich durch seine Dialoge sein Category-III Siegel bekam. "Vulgaria" ist ein intelligenter Film, neben all dem Blödsinn, aber er ist auch sehr speziell und daher, trotz des hohen Unterhaltungswerts, wohl nur für jene interessant, die sich ein wenig auf Hong Kong Kino verstehen.