Story: Wa-nee (Kim Hee-seon) ist Animatorin und lebt mit ihrem Freund Jun-ah (Ju Jin-mo) zusammen. Obwohl sie
glücklich mit ihrem Freund ist gibt es irgendetwas, dass sie in Melancholie versetzt, und sie immer wieder in ihren
Beruf flüchten lässt.
Jun-ah, der als Drehbuchschreiber auf seinen großen Durchbruch hofft, sich aber nicht an
kommerzielle Richtlinien hält, sondern lieber durch Originalität bestechen will, hat berufliche Probleme. Doch die
Wärme, die er bei Wa-nee sucht findet er plötzlich nicht mehr. Seitdem Wa-nees Freundin So-young (Choi Kang-hee)
für ein paar Tage bei ihnen übernachtet scheint Wa-nee ihre Vergangenheit wieder einzuholen. Jun-ah findet heraus,
dass ihre Trauer wohl mit ihrem Halbbruder Yeong-mi (Cho Seung-woo) zusammenhängt, der bald für kurze Zeit
aus dem Ausland zurückkommt.
Doch welche Beziehung hatte Wa-nee zu ihrem Halbbruder? Und wird sie endlich in der Lage sein sich auf eine
Bindung mit Jun-ah einzulassen?
Kritik: "Wanee and Junah" ist eines dieser ruhigen Dramen, das sich auf die Charaktere konzentriert und ein
lohnenswertes Filmerlebnis für jene darstellt, die sich auf das Erzähltempo und die Personen einstellen können.
An Story gibt es nicht viel zu entdecken, vielmehr bekommen wir immer wieder einen Einblick in die Vergangenheit
Wa-nees und entdecken dadurch ganz neue Seiten an den Personen. Wir müssen sogar alles Vorhergegangene in einem
neuen Kontext sehen. Gerade die Beziehung der beiden Hauptprotagonisten ist so immer in Bewegung und Veränderung.
Es sind die Kleinigkeiten, auf die Regisseur Kim Yong-gyun viel Wert legt und auch wenn er hier noch nicht die
visuelle Raffinesse seines späteren "The Red Shoes" an den Tag legt, so ist die Regie und Cinematographie doch auf jeden
Fall over-the-top.
Bei einem Film, der die Persönlichkeiten und die Beziehungen seiner Charaktere erforscht sind gute Darsteller natürlich
unbedingte Notwendigkeit. Kim Hee-seon, die in Filmen wie "Bichunmoo" mehr durch ihr Aussehen als durch
schauspielerisches Können überzeugt hat, beweist hier auf beeindruckende Weise, dass sie auch einen ganzen Film
alleine tragen kann. Sie schafft es ihre Gefühle auf unterschwellige Art immer perfekt zum Ausdruck zu bringen, aber auch
in ihren emotionaleren Momenten überzeugt sie. Da müssen selbst ihre strengsten Kritiker eingestehen, dass Kim
die Komplexität der Rolle ohne ersichtlich große Mühe meistert.
Ju Jin-mo hat zwar etwas weniger Screentime als seine Kollegin, weiß aber ebenso zu überzeugen. Der Zuschauer kann
sofort ein Band zu ihm knüpfen, da er gewisse Ideale vertritt und seine Liebe zu Wa-nee auch immer wieder zum Ausdruck
bringt. Umso mehr leiden wir mit ihm, dass seine Freundin sich ihm gegenüber immer kühler und zurückweisender
verhält. Er zeigt aber erstaunliches Verständnis für seine Freundin und lässt ihr die Zeit, die sie braucht.
Die Nebenrollen sind ebenfalls gut besetzt, bleiben aber bis auf die Rollen Cho Seung-woos und Choi Kang-hees eher
unbedeutend.
Neben der schon erwähnten gelungenen Regie, hat der Film auch immer wieder nahtlos eingeblendete Rückblenden, die
zuweilen in der selben Aufnahme von der Gegenwart in die Vergangenheit führen. Wenn wir erstmal verstanden haben, dass
wir uns in der Vergangenheit befinden, sind die restlichen Rückblenden kein Problem mehr und Verwirrung macht sich
auch nicht mehr breit. Dass man oft das Gefühl hat sich zeitlich auf zwei Ebenen zu befinden und die Geschehnisse in der
Vergangenheit unweigerlich zu unserem Verständnis der Gegenwart beitragen ist ein lohnenswertes Erlebnis.
Besonders faszinierend sind die am Anfang und Ende des Films eingesetzten Comicsequenzen, die durch ihren originellen
Zeichenstil begeistern. Es sieht tatsächlich so aus (und das ist auch die Technik, die verwendet wurde, wie ich später
erfahren habe), als wenn die Szenen zuerst gedreht worden und dann mit Hilfe von Wasserfarben nachgemalt worden
wären. Das gibt den Gesichtern ein ungemein realistisches Aussehen, trotz Comic-Look, und sorgt für einige beeindruckend
dreidimensional wirkende Kamerafahrten. Natürlich haben jene Szenen auch einen Sinn, denn mit Hilfe dieses Stilmittels
stellt Regisseur Kim die Kindheitserinnerungen der beiden Hauptprotagonisten dar.
"Wanee and Junah" mag seine Längen haben, aber im Gegensatz zu anderen Filmen des Genres verzichtet er darauf allzu
isolierend oder melancholisch zu wirken.
Es wird nicht auf die Tränendrüse gedrückt, sondern realistisch und mit viel
Liebe zum Detail das Leben zweier Individueen beleuchtet, deren Beziehung nicht mehr so gut läuft.
Wir begleiten die
meiste Zeit über Wanee bei ihrem Versuch sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen und diese vielleicht eines
Tages loslassen zu können.
Daneben gibt es aber auch einige interessante kleine Nebenstorys wie die Junahs, der
sich als Drehbuchautor mit den kommerziellen Vorstellungen der Produzenten herumschlagen muss, oder So-yeong, die
schon immer etwas für Wanees Halbbruder Yeong-mi empfand.
Gute Darsteller, die beeindruckend eingesetzten, nicht kitschig wirkenden Comicszenen und eine Story, die sich wirklich
darum bemüht seine Charaktere realistisch zu beleuchten, ohne in den kommerziellen Klischees des koreanischen
Romantikdrama-Genres unterzugehen, machen "Wanee and Junah" zu einem gelungenen Drama.