Story: An einer Mädchenschule in Süd Korea erhängt sich eine Lehrerin. Den Kollegen und den Schülern kommt
der Vorfall merkwürdig vor und bald machen Gerüchte ihren Umlauf, dass der Geist der Schülerin Jin-Ju, die vor
9 Jahren in der Schule tragisch ums Leben kam, die Schule heimsucht.
Die Schülerin Ji-oh (Kim Gyu-ri) und ihre neue stille, ängstliche Freundin Jae-yi (Choi Se-yeon) haben aber
genauso wie der Rest der Schule ganz andere Probleme als Geister. Sie werden von Lehrern geschlagen, sexuell belästigt
und müssen mit einem riesen Haufen an Lernstoff zurechtkommen. Der Konkurrenzkampf in der Klasse ist enorm und die
hübsche, sowie intelligente So-young (Park Jin-hie) ist nicht nur die Klassenbeste, sondern steht auch persönlich
ganz oben auf der Liste des Lehrers "Mad Dog".
Als Ersatz für die gestorbene Lehrerin wird Hur Eun-young (Lee Mi-yeon) eingesetzt, die vor 9 Jahren selbst
Schülerin an der Schule war und zu jener Zeit auch die Freundin des Mädchens Jin-ju war, dessen Geist nun angeblich
den Kunstraum heimsuchen soll. Genau dort geht Ji-oh mit Hilfe ihrer Freundin Jae-yi ihrem Kunsthobby nach, doch
schon bald geschehen eingenartige Dinge. Hat das Ganze etwas mit der merkwürdig abwesend wirkenden Schülerin Jung-sook
(Yun Ji-hye) zu tun?
Kritik: "Whispering Corridors" ist ein Klassiker des Genres und erzählt eine fast schon typische Horrorgeschichte,
deren Ursprung tief in den Mythen der koreanischen Kultur zu finden ist. Tatsächlich kann der Film mit seiner düsteren
Atmosphäre auch eine bedrückende Stimmung schaffen, doch wer hier einen richtigen Horrorfilm erwartet wird ziemlich
enttäuscht werden. Eigentlich kann kaum eine Szene wirklich erschreckend sein, manchmal hat das Ganze einen gewissen
B-Movie-Look, was wegen des geringen Budgets kein Wunder ist, und das Tempo ist oft sehr schleppend. Dennoch ist
das erste Werk der "High School Girl's Ghost Story"-Reihe, die noch einige Nachfolger nach sich ziehen sollte,
keinesfalls schlecht. "Whispering Corridors" funktioniert nämlich auf einer sozialkritischen und psychologischen
Horrorebene sehr gut. Das macht den Film dann zwar eigentlich zu etwas anderem, als das als was man ihn uns verkaufen
wollte, aber wer sich damit abfindet mehr ein Drama als einen Gruselschocker zu sehen zu bekommen, wird einen
außergewöhnlichen Film vorfinden.
Regisseur Park Ki-Hyung zeigt hier das wahre Gesicht der Schulen in Korea. Lehrer, die ihre Schüler schlagen und
misshandeln, ungeheuerer Leistungsdruck und Konkurrenzkampf untereinander, Schüler, die sich gegenseitig schikanieren -
all diese Facetten eines modernen Albtraums finden wir hier aufs Schärfste gezeichnet vor. Kein Wunder also, dass
offizielle Stellen bemüht waren zu verhindern, dass der Film seinen Weg in die Kinos findet, doch zum Glück ohne Erfolg.
"Whispering Corridors" wurde zu einem Kassenerfolg, gerade weil die meisten Jugendlichen ihre eigene Realität
wiedererkannt haben.
Für viele Westler muss das Bild, das man uns hier vom Schulsystem zeigt fast schon schockierend sein. Regisseur
Park bringt hier den realen Horror in koreanischen Schulen in all ihrer Subtilität und ihren Formen auf den
Bildschirm. Genau das erweist sich dann auch als die große Stärke des Films. Der Drama-Anteil der Geschichte kann
wirklich bewegen und wachrütteln. Und wenn man sonst nichts aus dem Film für sich mitnehmen kann, dann doch wenigstens,
dass man sein Kind auf keinen Fall in Korea in die Schule schicken sollte...
Interessant ist, dass der gesamte Film nur in der Schule spielt. Natürlich hatte das bestimmt auch etwas mit dem
limitierten Budget zu tun, aber mit Sicherheit sollte es auch zeigen, dass für die Schüler eben genau dort das
Leben stattfindet, oder eben nicht stattfindet.
Düstere Gänge, ein bläulicher Farbton, der sich oftmals durch den Film zieht, eine stellenweise ungewöhnliche
Kameraführung und ein passender Soundtrack machen den Film zu einem augenscheinlich gelungenen Horrorfilm. Aber der
Horror an sich bleibt eben aus, auch wenn die Atmosphäre stimmt. Dafür haben wir dann die fast schon typische Rolle
des Protagonisten, der den tragischen Vorfällen für uns auf den Grund geht, in diesem Falle eben Eun-young. Schade
nur, dass sie ansonsten ziemlich zweidimensional bleibt und lediglich dafür da zu sein scheint die Story voranzubringen.
Außerdem ist merkwürdig, dass man sie nie in einem Klassenzimmer unterrichten sieht. Nun, es gibt zwar tatsächlich
solche Lehrer, die gerne mal vom Unterricht fern bleiben, aber bestimmt nicht in Korea.
Viel eher kann man sich da schon mit Kim Gyu-ri als selbstsichere Künstlerin mit angedeuteten übersinnlichen Fähigkeiten
oder der schüchternen Jae-yi, dargestellt von Choi Se-yeon, die später als Choi Kang-hie z.b. in "My Scary Girl"
begeistern sollte, identifizieren. Irgendwie kommt man aber nicht umhin zu bemerken, dass fast alle Darstellerinnen in
dem Film eine echte Augenweide sind. Da muss man sich doch fragen, ob es in dem strengen hierarchisch gegliederten
Schulsystem tatsächlich erlaubt ist sich so aufzustylen!? Nun, den (männlichen) Zuschauer stört es nicht.
Die Story des Films mag oft etwas verworren wirken und wer immer noch Probleme damit hat asiatische Gesichter oder Namen
auseinander zu halten (anfangs hat jeder diese Probleme), der wird den Film etwas frustrierend finden, da einem das
Meiste entgehen wird. Gerade gegen Ende, ganz im Kontrast zum sehr gemächlichen Rest des Films, überschlagen sich die
Ereignisse und wer da nicht den Überblick bewahrt wird am Schluss nur mit Fragezeichen über dem Kopf vor der Mattscheibe
sitzen gelassen. Zumindest erging es mir so. Jetzt, ein paar Jahre und etliche asiatische Filme später, die einen mit
Sicherheit für gewisse Erzählstrukturen sensibilisieren konnten, erweist sich der Film jedoch als unwahrscheinlich
schlüssig und intelligent. Es bleiben keine Fragen offen, der Regisseur führt einen bzgl. des Geists lange an der
Nase herum und am Ende gibt es einen schönen Twist. Ein weiterer Storyfaden, der im Laufe des Films aufgebaut wird
fügt sich ebenfalls nahtlos in das Gebilde ein und sorgt für ein schönes Ende.
Trotz des Fakts, dass "Whispering Corridors" eigentlich ein sozialkritisches Drama ist, das wachrütteln will, gibt es
ein paar Tote im Film und auch etwas Blut, wie es sich halt für einen Horrorfilm gehört. Doch wie schon gesagt kann
Regisseur Park Ki-Hyungs Werk nicht wirklich als Horrorfilm bestehen. Sein späterer Film "Acacia" hatte ähnliche
Probleme und konzentrierte sich mehr auf den psychologischen und dramatischen Aspekt des subtilen Horrors, den
Menschen selbst hervorrufen und so scheint diese Herangehensweise an die Thematik wohl einfach zum Stil Parks zu
gehören. Wer also keine Erwartungen hat einen Horrorfilm präsentiert zu bekommen, der wird mit diesem langsamen und
eigentlich schon tiefsinnigen kritischen Werk über Freundschaft, Vereinsamung, Depersonalisierung und Tyrannei an
koreanischen Schulen hoffentlich viel anfangen können.