Story: Jenny (Candy Yu) und Coco (Athena Chu) leiten einen Hostessenservice und müssen sich mit vielen
Problemen auseinandersetzen. Im Moment läuft das Geschäft nicht wirklich gut, die Konkurrenz vom Festland ist
billiger, sauberer und motivierter, und das obwohl die Mädchen, die für Jenny und Coco arbeiten es besser als auf
der Straße haben. Der Job ist allerdings der selbe.
Coco findet dann auch noch heraus, dass ihr jetziger Mann sie mit dem Transvestiten Jo (Don Li) hintergeht
und überdies Syphilis bekommen hat. Panisch muss sie nun den Bluttest vom Arzt abwarten,
ob sie auch infiziert ist, was wiederum bedeuten könnte, dass ihre Tochter ebenfalls infiziert ist.
Währenddessen weiß eine der Prostituierten, Nana (Mandy Chiang), nicht wie sie ihren Beruf weiter vor ihrem Freund
verheimlichen soll. Ihre Schwester Aida (Monie Tung) ist überdies heroinabhängig und wird deshalb von Jenny
rausgeworfen, so dass sie auf der Straße arbeiten muss. Außerdem ist da noch der Gigolo Tony (Patrick Tang), der
versucht seinen Stress loszuwerden, indem er andere Prostituierte dafür bezahlt von ihm angeschrien zu werden.
Er rettet sich aber in die Arme von Jo, der versucht auf der Straße das Geld zusammenzubekommen um endlich seine
Geschlechtsoperation bezahlen zu können.
Mitten in dieser Welt steht die Sozialarbeiterin Elsie (Yan Ng), die versucht für die Prostituierten mehr Rechte und
Anerkennung einzufordern. Doch selbst bei diesen stößt sie auf taube Ohren.
Kritik: Regisseur Herman Yau schafft hier eine interessante und ehrliche, wenn auch unspektakuläre
Sozialstudie über die Prostitution. Leider scheint er nicht immer zu wissen, was er eigentlich im Endeffekt mit seinem
Film aussagen will. Die meiste Zeit lässt er einfach das Leben der Protagonistinnen sprechen. Das funktioniert
dann auch erstaunlich gut, dennoch bleibt beim Zuschauer immer eine gewisse Distanz zu den Charakteren, so dass man
nie ein emotionales Band zu diesen aufbauen kann. Die zuweilen triste und unoriginelle Regie trägt ebenfalls dazu
bei, dass wir manchmal das Gefühl haben einfach eine Dokumentation zu sehen zu bekommen, gerade weil wir das
Schicksal der Mädchen auch schon aus so vielen TV-Dokus kennen. Man kann allerdings nicht leugnen, dass Yaus
Intentionen gut gemeint sind, und er eben auch sehr glaubwürdig ein Bild des Lebens der Prostituierten zeichnet.
Wirklich neu sind die Probleme aber eben nicht, die wir hier gezeigt bekommen. Coco muss befürchten, dass sie sich mit
einer Geschlechtskrankheit angesteckt hat, was auch das Leben ihrer Tochter in Lebensgefahr bringen würde. Athena Chu
kann in ihrer Rolle übrigens beweisen, dass sie schon ein alter Hase in der Filmbranche ist und gibt somit auch einen
überzeugenden Mentor für die Mädchen ab. Das gilt ebenso für Candy Yu, die hier besonders stark die erfahrene
Hostessenclub-Leiterin mit jahrelanger Erfahrung und einer gewissen Abgebrühtheit mimt.
Gerade bei Mandy Chiang und Monie Tung, die hier Geschwister spielen, fällt allerdings klar auf, dass der
Film weder die Zeit noch das Interesse zu haben scheint gut ausgearbeitete Charaktere zu bieten. Regisseur Yau macht
sich diesen Umstand aber zu Nutze, indem er die Grobgeschliffenheit der Charaktere sehr ehrlich und natürlich
wirken lässt. Hier gibt es keine großen Schnörkel und das ist auch gut so, da sie in der gezeigten Welt wohl
irgendwie fehl am Platz gewirkt hätten.
Eine der interessantesten Storys ist die von Tony, der als männliche "Prostituierte" arbeitet, und durch diese
Degradierung zum Sexobjekt einen kleinen Knacks wegbekommen hat. Deshalb sucht er selbst Prostituierte auf um diese
zu degradieren und sein Selbstwertgefühl vor Frauen wieder aufwerten zu können.
Don Li als Transvestit hätte leicht Gefahr laufen können zu klischeehaft zu wirken, aber im Rahmen des Films wirkt
sogar ein Charakter wie der seinige real und glaubwürdig.
Es ist nur zu schade, dass einem die Charaktere eben nicht wirklich nahegehen können, da sich der Film etwas zu
auseinandergerissen anfühlt. Wir laufen den verschiedenen Charakteren zwar immer wieder über den Weg und dabei wird auch
nur in geringem Maße versucht einen Fokus auf bestimmte Personen zu setzen, doch das bedeutet auch, dass wir uns nie
wirklich in das Leben der einzelnen Individuen hineinfühlen können. Etliche der emotionalen Szenen wirken deshalb
nicht annähernd so nahegehend wie sie hätten sein können.
Die Ziellosigkeit des Films ist zwar störend, hätte aber durchaus zur Stärke werden können. Leider werden aber durch
die Sozialarbeiterin Elsie immer wieder minutenlange Reden über das Leben und die Rechte der Prostituierten gehalten,
was dem Film eine aufgezwungene, wenn auch nicht ganz durchschaubare Botschaft gibt. Elsie stößt bei den
Prostituierten auf Unverständnis, da sie selbst nichts von dem zu verstehen scheint was es heißt eine
Prostituierte zu sein. Viele von ihnen sehen es einfach als einen Job an, einige von ihnen bestreiten nicht dabei
ein stückweit ihre Ehre zu verlieren, andere wiederum haben sogar Spaß dabei. Es gibt zu viele solcher eingestreuten
Reden darüber, was es heißt in dieser Branche zu arbeiten, so dass der Film einen zu sehr aufklärenden Stil bekommt, oder
einfach nur eine bestimmte Botschaft zu übermitteln versuchen scheint. Welche Botschaft genau bleibt aber im
Dunkeln und es
wäre das Beste gewesen einfach nur ehrlich und mit allen dazugehörigen Aspekten das Leben der Protagonisten zu
beleuchten, ohne hier und da eine subtile Wertung einzubringen, sondern dies eben dem Zuschauer zu überlassen.
Oberflächlich gesehen bleibt "Whispers and Moans" tatsächlich erstaunlich neutral, aber wenn man unter die Oberfläche
schaut, sieht das Ganze leider eben etwas anders aus.
"Whispers and Moans" hätte gut daran getan einfach nur die Situationen für sich sprechen zu lassen, anstatt noch die
einzelnen Charaktere zu Wort kommen zu lassen. Leider fehlt dem Film aber auch so irgendwie eine gewisse
Gewichtigkeit. Das Schicksal der Personen interessiert uns nur geringfügig und die stellenweise triste
Regie trennt uns emotional
noch mehr von den Charakteren als dies ohnehin schon der Fall ist.
Fans von nackter Haut werden hier ebenfalls
nicht auf ihre Kosten kommen. Es wird zwar sehr viel über Sex und Prostitution geredet, gezeigt wird auf dem
Bildschirm aber nichts.
Herman Yaus Film ist ehrlich und auf eine Art grob gezeichnet, die ihm eine besondere Authentizität verleiht.
"Whispers and Moans" mag zwar interessant und mit guten Intentionen gemacht sein, ist aber nicht wirklich
mitnehmend oder gar aufwühlend. Yaus Werk erweist sich also als eine manchmal etwas zu trockene Dokumentation über
das Menschsein, und die Probleme der Frauen, die ihr Geld mit Sex verdienen.