Story: Je-su (Jang Dong-kun) ist ein junger Polizist, der sowohl Ausdauer als auch Köpfchen besitzt. Sein Partner
Yeong-dal (Jeong Jin-yeong) hat die nötige Erfahrung, ist jedoch Ziel einer internen Untersuchung, da er zu bereitwillig Gebrauch von seiner
Waffe gemacht hat. Nach einer Reihe von willkürlichen Morden ist die Stadt jedoch in heller Aufruhr. Vier Jugendliche suchen sich Opfer, die sie
ausrauben und umbringen. Außer Geld scheint es kein Motiv zu geben und so erhöht sich mit zunehmender Anzahl an Morden der Druck auf den Polizeichef.
Yeong-dal setzt nun auch jeden Gangster, den er kennt, daran, die vier Mörder ausfindig zu machen. Als dann eine Frau von den vier vergewaltigt und am
Leben gelassen wird, hat die Polizei auch bald ein paar Fandungszeichnungen. Doch immer noch scheint es schwierig, eine Spur zu finden. Irgendwann
machen aber die Mörder einen Fehler. Je-su und Yeong-dal locken sie in eine Falle und es kommt zum Showdown.
Kritik: Wer bereits einige koreanische Cop-Filme gesehen hat, weiß, wie unfähig die Polizei dort häufig auftritt. "Wild Card"
zeichnet ein etwas positiveres Bild, bei genauerer Betrachtung könnte aber die koreanische Polizei kaum in einem westlichen Land für Recht und
Ordnung sorgen. Dazu an anderer Stelle mehr. Zuerst muss festgehalten werden, dass dieser kurzweilige Cop-Film trotz einer sehr dünnen Story
erstaunlich gut unterhalten kann. Zum Großteil liegt das an liebenswerten Charakteren und farbenfrohen Individuen, die zu jeder Zeit Spaß machen
können. Eine gute Portion Humor und ansprechende Chemie zwischen den Charakteren lässt die 120 Minuten Jagd nach den Kriminellen wie im Flug verstreichen.
Probleme trägt "Wild Card" aber in nicht geringen Mengen mit sich. Da wären zum Einen die vier Jugendlichen, welche die Bösewichte im Film darstellen,
aber abgesehen von ihrem Böse-sein keine Charaktereigenschaften an den Tag legen. Einer von ihnen stellt eine kleine Ausnahme dar und daran erkennen
wir, wie viel mehr man hätte aus der Jagd nach den Mördern machen können, wenn diese dreidimensionaler gezeichnet worden wären. Schließlich führt das
zum nächsten Problem. Da die vier völlig planlos vorgehen, gibt es eigentlich auch keine spannenden Ermittlungen. Wären da nicht die Interaktionen
zwischen den interessanten Hauptcharakteren, hätte der Film sogar schlichtweg langweilig werden können. Wie wenig Story in dem Film steckt, lässt sich alleine
daran erkennen, dass diese fast vollständig oben wiedergegeben wurde.
Vorweggenommen ist dadurch jedoch nichts, denn wie gesagt ist die Geschichte völlig nebensächlich. Jang Dong-kun ("Fighter in the Wind", "Address Unknown")
und Jeong Jin-yeong ("The King and the Clown") tragen den Film mit ihrem Charisma. Dazu gesellen sich noch einige nette Nebencharaktere wie
der Polizeichef oder ein hilfsbereiter Gangsterboss, der einem mit seiner Art zu reden, schon bald extrem auf die Nerven geht. Wir bekommen auch einen
kleinen Einblick in das Privatleben der beiden Protagonisten, doch letztendlich werden hier viele Fäden am Schluss einfach fallen gelassen oder nur mit einem
kleinen Nebensatz kommentiert. Dazu zählt auch eine vielversprechende Liebesgeschichte, die sich für Jang Dong-kun anbahnt. Es scheinen also
einige Gelegenheiten unnötig verschenkt.
Der Grundton des Films ist immer sehr leichtherzig, obwohl gerade bei den Morden erschreckend kaltblütig vorgegangen wird. Schnelle Action und
Dialoge sind an der Tagesordnung. "Wild Card" besticht außerdem durch einen recht Hollywood-typischen Look, der wohl im Zuge des "Shiri"-Hype gerade
in Mode war. Ein gelungener Soundtrack unterstreicht den Umstand, dass Südkorea mit seinen Thrillern nun eine modernere Kinematographie anpeilt.
Etwas lächerlich wirkt dagegen das Vorgehen der Polizei. In Korea ist selbst zwischen Polizei und Gangstern eine gewisse Hierarchie vorzufinden, sodass
die Gangster wie Schulkinder vor dem Direktor sitzen und von diesem auch mit gesenktem Kopf geschlagen werden. Oft nimmt die Polizei auch Baseballschläger zur
Hand und gleichzeitig wird gegen den Gebrauch von Schusswaffen wegen exzessiver Gewalt vorgegangen. Als ob man mit einem Knüppel nicht ebenfalls
tödliche Verletzungen zufügen könnte...
Die vier Jugendlichen sind die ersten, die sich nicht mehr in das noch vorherrschende Hierchie-Korsett der Polizei zwängen lassen, doch als Bösewichte
bleiben sie zu platt. Pluspunkte bleiben die durchgängig liebenswerten Charaktere, netten Dialoge und einige gelungene Gags. Sind die 120 Minuten vorbei,
fragt man sich aber, was man denn jetzt genau aus dem Film mitnehmen kann. Die Antwort ist ernüchternd: nichts. Egal wie unterhaltsam "Wild Card"
auch sein mag, es ist ein nicht wirklich origineller Genre-Streifen, der schnell wieder in Vergessenheit gerät. Sein Unterhaltungsgrad hat ihm aber
den Export ins Ausland ermöglicht. Schlichtweg kurzweilige Unterhaltung.