Story: Im 13. Jahrhundert sucht der Mönch Dogen (Kantaro Nakamura) nach der wahren buddhistischen Lehre, die er in seinem Tempel nicht
findet. Er beschließt, nach China zu reisen, wo er zuerst ebenfalls erfolglos ist. Auf seinen Reisen trifft er aber schließlich den Mönch
Kugyo (Ryushin Tei), der ihn mit seinem Lehrer Ju-ching (Zheng Tianyong) bekannt macht. Bei ihm lernt Dogen die Wege des Zen-Buddhismus, bis er
schließlich nach einigen Jahren Erleuchtung erlangt und mit seinen Erfahrungen nach Japan zurückkehrt. Dort hat er es anfangs schwer, seine neue
und einzig wahre Lehre des Buddhismus zu etablieren, doch seine Geduld und Weisheit lassen ihn mit der Zeit eine stetig wachsende Anzahl an
Schülern um sich scharen. Unterstützung erfährt Dogen ebenfalls von Kugyo und dem konvertierten Mönch Ejo (Jun Murakami), sodass Dogen ohne Weiteres
auch einige Rückschläge einstecken kann. Die örtlichen Mönchsorden sind nicht glücklich mit Dogens neuer Lehre und vertreiben ihn immer wieder,
aber mit Hilfe des Adligen Yoshishige Hatano (Masanobu Katsumura) kann sich der Mönch schließlich ein Zentrum des buddhistischen Friedens in
Echizen aufbauen, von wo aus er seine Lehren auch verletzten Seelen wie dem Freudenmädchen Orin (Yuki Uchida) oder dem Regenten
Hojo Tokiyori (Tatsuya Fujiwara) bringt.
Kritik: Ein Film über den Zen-Buddhismus sollte durchaus ein ambitioniertes Projekt sein. Die Erwartungen meinerseits waren dementsprechend
recht hoch. Doch was macht "Zen"? Er versucht den tatsächlichen Kern des Zen-Buddhismus zu zeigen und beschämt einen damit, dass man eben diese
hohen Erwartungen hat. Denn in den Lehren des Buddhismus geht es darum, dass man isst, wenn man hungrig ist und schläft, wenn man müde ist. Oder wie ein Meister
einst einem Bettler gesagt haben soll: "Ich würde dir ja gerne etwas geben, aber wir im Zen-Buddhismus haben gar nichts!" Mit solchen Worten sollen
Schülern selbstverständlich die hohen Erwartungen genommen werden. Das zielgerichtete Denken soll beiseite gelegt werden. Erleuchtung ist nicht
das Ziel, das Streben nach Erleuchtung oder eher die Selbstaufgabe stehen im Mittelpunkt. "Zen" arbeitet genau auf dieser Ebene. Der Film ist
ein einfaches und ruhiges Werk, das sich jeglicher Ambitionen zu entledigen scheint und damit umso ehrlicher und ambitionierter ist. Es mag schwierig
sein, das zu verstehen, aber es ist auch unmöglich den Zen-Buddhismus in Worte zu fassen. Das kann auch gar nicht das Ziel sein, sondern nur das
Streben und Regisseur Banmei Takahashi drehte seinen Film genau in dem Sinne.
Trotz der Einfachheit und Schlichtheit, die im Vordergrund steht, ist "Zen" teilweise doch recht komplex. Das fängt natürlich schon damit an,
dass der Film eine Biografie von Meister Dogen ist, basierend auf einem Roman von Tetsuo Otani, der sich allerdings ein paar kleinere Freiheiten
bei der historischen Genauigkeit nimmt. Dogen brachte den Zen-Buddhismus nach Japan. Wir begleiten ihn auf seinem Lebensweg und reisen
durch die verschiedenen Phasen seines Lebens. Dabei nimmt sich der Film aber auch die Zeit, verschiedene andere Charaktere mit einzubringen, die
das Gesamtwerk alle um einen bestimmten Aspekt bereichern. Sei es die körperliche Sünde, die Orin in den Tempel bringt, welche dann wiederum
Lust, aber auch Liebe mit sich bringt oder ein wahnsinnig gewordener Regent, der sich bei Dogen Heilung verspricht. Glücklicherweise ist der Film
aber nicht unnötig überladen und konzentriert sich auf das Wesentliche. Damit bleibt ihm auch Zeit, den Alltag der Priester zu zeigen und öfters
bei ihren Meditationen zu verweilen. "Zen" hat auch den Vorteil, dass das Publikum, welches sich für den Film interessiert, damit rechnet, ein
langsames Tempo in Kauf nehmen zu müssen. Doch "Zen" wirkt keineswegs einschläfernd, sondern ruft Ruhe und Frieden im Zuschauer hervor.
Selbstverständlich braucht es einen guten Darsteller, um Dogens Leben glaubwürdig auf die Leinwand bringen zu können. Mit Kantaro Nakamura ist dieser
gefunden worden. Dogen zeichnet von Anfang an eine gewisse Weisheit aus, aber im Laufe seines Lebens entwickelt er sich dennoch glaubwürdig
weiter, bleibt dabei jedoch keinesfalls ein emotionsloser Mönch, sondern darf in einigen Szenen auf dezente Weise auch Emotionen zeigen, da er mit
seinen Schülern alles teilt, worunter eben auch Trauer fällt. Doch nicht nur er gibt eine hervorragende Darstellung ab, auch die etlichen Nebendarsteller
glänzen in ihren Rollen. Selbst Tatsuya Fujiwara ("Death Note") in seiner etwas überdrehten Nebenrolle, gibt eigentlich eine gute Vorstellung ab.
Das sorgt dafür, dass wir nicht nur durch die Biografie Dogens hetzen, sondern diese bestimmte Schwerpunkte bekommt, dank welchen wir uns mit den
verschiedenen Charakteren in seinem Umfeld vertraut machen können und emotionale Anteilnahme an deren Schicksalen haben können. Ein besonderes Lob
gilt auch der fließenden Art und Weise, mit der Film mehrere Jahre überspringt. Oftmals sehen wir nur an den etwas gealterten Gesichtszügen der
Darsteller, das mittlerweile einige Jahre ins Land gezogen sind. Gerade die Maske verdient dafür ebenfalls ein Lob.
"Zen" mag zwar Bescheidenheit in den Vordergrund stellen, das bedeutet aber nicht, dass Regisseur Banmei Takahashi seine Geschichte mit bescheidenen
Mitteln erzählen muss. Gerade zu Anfang beeindrucken wunderschöne Landschaftsaufnahmen und auch später können die Tempel und diversen Sets begeistern.
Einige Computeranimationen fügen sich nahtlos in den Film, andere wiederum wären dann doch lieber draußen geblieben. Ebenfalls sehr gelungen ist
jedoch der Soundtrack von Haseo Nakanishi und Ryudo Uzaki, der den Geist des Films ansprechend unterstreicht, auch wenn er dann manchmal vielleicht
doch ein bisschen zu kommerziell klingt.
Der Film hat es sich natürlich auch zum Ziel gemacht, die Lehren des Zen-Buddhismus für diejenigen, die nur wenig Ahnung davon haben, ansprechend
zusammenzufassen. Das gelingt "Zen" fast durchgehend, nur an ein paar wenigen Stellen werden die Lehren in etwaigen Dialogen doch etwas zu erzwungen
transportiert. Die meiste Zeit hat der Zuschauer jedoch immer wieder das Gefühl, auf unaufdringliche Weise etwas über den Zen-Buddhismus gerlernt
zu haben.
Finde dich selbst, indem du dich selbst vergisst. Eigentlich geht es im Zen-Buddhismus darum, Frieden zu finden und zu verbreiten. Wer sagt, dass wir
im Leben nach dem Tod ins Paradies kommen? Schaffen wir uns lieber das Paradies im Hier und Jetzt. Ja, das ist möglich, allerdings nur, wenn wir
Geist und Körper abfallen lassen und damit erkennen, dass diese Form der Glückseligkeit eigentlich die ganze Zeit schon um uns ist. Das alles ist
nicht leicht in Worte zu fassen, aber glücklicherweise stehen dem Medium Film mehr Möglichkeiten zur Verfügung als nur das gesprochene oder geschriebene
Wort. Und genau diese Werkzeuge macht sich "Zen" effektiv zunutze. Wir bekommen einen flüchtigen Blick auf den Kern des Zen-Buddhismus und können
dadurch so viel mehr erahnen. "Zen" kann deshalb berühren und ein Gefühl des Friedens im Zuschauer herbeiführen. Die Darsteller und die technische
Umsetzung leisten ihr Übriges, damit dieser Film lange in Erinnerung bleibt. In jedem Fall erzeugt "Zen" die Sehnsucht, unserem stressigen Alltag
zu entkommen. Der eine oder andere wird vielleicht sogar erkennen, dass das, was er macht, absolut nicht von Bedeutung ist, und es tatsächlich
keine schlechte Alternative wäre, Mönch in einem Tempel zu werden. Die wenigsten werden jedoch ihre Wünsche in die Tat umsetzen können oder wollen und
so bleibt dieser Film ein sehr interessanter und auch bewegender Blick auf eine alternative Lebensweise und Glaubenseinstellung, die unserer in
vielerlei Hinsicht überlegen zu sein scheint.