Story: Die Mutter (Sandra Ng) des kleinen So Wa Wai erfährt im Krankenhaus, dass ihr Baby an Hämolytischer Ikterus leidet und die Folge Cerebralparese ist. Er wird wohl niemals laufen können und vielleicht nicht einmal seine Essstäbchen alleine halten können. Frau So versucht aber alles, um ihrem Kind eine gute Behandlung zukommen zu lassen. Schon ab jungen Jahren wird zudem klar, dass Wa Wai ein Hörgerät braucht. Die Mutter gibt aber nicht auf und schafft es, dass ihr Kind doch noch das Laufen lernt. Einige Jahre später ist Wa Wai (Fung Ho-yeung) dreizehn Jahre alt und kann sich fast ungehindert bewegen. Als er von einigen Jugendlichen schikaniert wird, rennt er davon und seine Mutter sieht zum ersten Mal, wie schnell ihr Sohn ist. Da sie ein Plakat entdeckt, auf dem nach Läufern mit Behinderung gesucht wird, will sie ihren Sohn bei dem Verein anmelden. Zunächst sagt man ihr, dass er noch zu jung sei, aber als dieser am Sportfeld vorbeigeht und neben den Läufern dort rennt, wird Trainer Fong (Louis Cheung) auf ihn aufmerksam. Er nimmt ihn in sein Team auf, da er bei den nächsten Paralympics im Staffellauf noch einen Läufer braucht. Wa Wai hat großes Talent, aber ihm mangelt es an Gleichgewicht und er zeigt schließlich noch weitere Schwächen. Frau So ermutigt ihren Sohn aber, weiterzumachen und unterstützt ihn, wo sie nur kann, auch wenn das bedeutet, mehrere Jobs zu haben. Wa Wai kann sich somit vollständig auf sein Training konzentrieren und gewinnt tatsächlich seine erste Goldmedaille. Doch wie lange wird So Wa Wai (Leung Chung-hang) in späteren Jahren noch auf diesem Niveau rennen können?
Kritik: "Zero to Hero" macht kein Geheimnis daraus, dass er sich verschiedener Genre-Klischees bedient, um sein Publikum so gut wie möglich für sich gewinnen zu können. Das beginnt bei einer tragischen Prämisse und geht weiter bei dem für Sportfilme typischen "Gib nie auf, dann wirst du am Ende die Nummer 1 sein". Auch an Produktionen aus Asien wie das südkoreanische Drama "Inseparable Bros" fühlt man sich erinnert, aber diesmal geht es nicht um zwei Brüder, sondern um die Beziehung zwischen Mutter und Sohn. Diese will zu jeder Zeit ans Herz gehen, letztlich handelt es sich bei dem Sportdrama um einen Gute-Laune-Film, der zeigt, was alles möglich ist, wenn man nur hart genug dafür kämpft und Spaß daran hat. Da der Film Hong Kongs Beitrag bei den Oscars 2022 ist, sollte es auch nicht verwundern, dass er handwerklich sauber gearbeitet ist. Allerdings muss angeführt werden, dass der Film zuweilen wirklich stark an den Emotionen rühren will und damit einen etwas billige Anstrich bekommt, der im Kontrast zu der ansonsten guten Qualität der Geschichte steht.
Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Paralympics Star So Wa Wai und wir sehen ihn bei seinem letzten Rennen, bevor wir wieder zurück an den Anfang seiner Karriere geschickt werden, um dort das Auf und Ab seiner Laufbahn mitzuverfolgen. Dabei gibt es anfänglich nur sehr wenige Hürden. Wa Wais Erfolg wird einzig von seinem nächsten großen Rekord in den Schatten gestellt und so vergeht die Hälfte des Films, ohne dass es eine echte Krise geben würde. Das mag vielleicht etwas ungewöhnlich sein, da der Aufstieg des Underdogs in Filmen dieser Art meist etwas ausführlicher zelebriert wird, aber es ist auch ein Mittel zum Zweck, die Basis der Mutter-Sohn-Beziehung zu zementieren. Die Mutter opfert alles in ihrem Leben für ihren Sohn und treibt diesen an, seinen Erfolg weiter auszubauen. Man könnte ihr fast unterstellen, dass sie sich durch ihren Sohn profilieren will, aber Wa Wai selbst liebt es zu rennen und so mag es durchaus sein, dass sie ihrem Sohn nur seinen Traum erfüllen will.
Genauso wenig wie die Mutter jemals aufgibt, geht auch Wa Wai seinen Weg immer weiter. Die Bilder, gerne auch mal in Zeitlupe, zeigen ihn, wie er triumphierend über die Ziellinie rast, oder es gibt sonnendurchflutete Szenen, in denen er sein Leben genießt. Der körperlich benachteiligte Läufer ist lebensfroh, aber keineswegs geistig minderbemittelt, wie man das anfangs bei seinem Auftreten glauben könnte. Denn ab der zweiten Hälfte kommt es immer wieder zur Konfrontation mit der Mutter, da Wünsche und Absichten für den anderen oft in Missverständnissen münden und manchmal wird auch die eine oder andere Wahrheit aufgedeckt, die lange nicht ausgesprochen wurde. Das führt zu einigen interessanten Dialogen mit ein paar Momenten, die tatsächlich Gewicht in den Film und das ansonsten recht stereotypisch dargestellte Drama bringen. Dabei wächst auch Wa Wai als Persönlichkeit und wir realisieren, wie sowohl er als auch seine Mutter seine Behinderung auf ganz andere Weise durch die Umwelt wahrnehmen.
Interessant wird es auch, als es zur großen Krise, dem Geld, kommt. Denn die Teilnehmer an den Paralympischen Spielen bekommen bei nicht selten exakt gleicher Leistung nur einen Bruchteil des Preisgeldes, das nicht eingeschränkte Sportler bekommen. Und so muss sich die Mutter auch um Sponsoren kümmern, was eigentlich kein egoistischer Wunsch von ihr ist, schließlich denkt sie dabei an die Versorgung ihres Sohnes, wenn sie nicht mehr da ist. Wa Wai will aber nur laufen und muss sich stattdessen mit Regisseuren herumschlagen, denen er für eine Werbung nicht "behindert" genug spricht. Ab da übt die Mutter dann auch mehr Druck auf ihren Sohn aus, was ihr selbst auch wiederum nicht gefällt. Sandra Ng ("Jiang Hu - The Triad Zone"), die den Film auch produziert hat, porträtiert dabei die gutherzige Mutter, die jedoch nicht aufzuhalten ist, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat. Man merkt, dass die Mutter ihr gesamtes Leben kämpfen musste, um ihren Sohn großzuziehen, und mit den Jahren wird sie auch immer unbeugsamer.
Immer wenn "Zero to Hero" aber etwas mehr Substanz bekommt - Liebe wird ganz kurz thematisiert sowie auch die Vernachlässigung des zweiten Sohns -, geht der Fokus wieder zurück zur Hauptgeschichte. Das ist schade, denn so hat man speziell auch dank einiger überraschend tiefgehender Gedanken Wa Wais immer das Gefühl, dass Regisseur Jimmy Wan an der Oberfläche arbeitet. Dazu tragen auch einige Metaphern bei, die leider zu sehr ausformuliert werden. Das Ende mit seinen Rückblenden und der Soundtrack von Day Tai, der zwar nicht schlecht sein mag, aber mit seinen Streichern einmal mehr das zu Tränen rührende Drama eines Ausnahmetalents und seines harten Kampfs an die Spitze in den Vodergrund rückt, machen "Zero to Hero" letzten Endes zu einem Drama, welches einem gute Laune machen kann und gut produziert ist, an sich aber zu viele Klischees bedient. Die Umsetzung dieser ansonsten faszinierenden und unterhaltsamen Geschichte hätte mehr Feinschliff benötigt.