Story: Kang Gun-woo (Kim Myeong-min) ist ein bekannter Dirigent, der allerdings den Beinamen "Orchester-Killer"
trägt. Seine Ansprüche an sein Orchester sind so hoch, dass er es mit keinem länger als 6 Monate aushält. Er ist einer der
besten seines Faches, und das lässt er jeden um sich herum spüren. Seine arrogante und selbstgerechte Art machen es
schwer, sich mit ihm anzufreunden, doch Doo Roo-mi (Lee Ji-ah), die so schnell wie möglich ein Orchester zusammentrommeln
muss, nachdem die Orchesterleitung mit dem ganzen Geld verschwunden ist und das alte Orchester sich aufgelöst hat, heuert
ausgerechnet Kang Gun-woo
an. Dieser ist außer sich, als er sich mit einem Orchester konfrontiert sieht, das sich um die Geigerin Roo-mi, die in
naher Zukunft ihr Gehör verlieren könnte, und dem Trompeter Kang Gun-woo (Jang Geun-seok), einem jungen Mann, der nicht
nur den Namen mit dem Dirigenten teilt, sondern sich auch schnell als ein musikalisches Genie entpuppt, versammelt.
Hausfrauen, ein seniler alter Mann, Schulmädchen und Männer, die ansonsten in billigen Kneipen spielen, stellen nun
das Ensemble dar, um das sich Maestro Kang kümmern soll. Kang macht dem neuen Orchester das Leben zur Hölle, aber
die Liebe der einzelnen Mitglieder zur Musik und ihr Glaube an diese lassen selbst den festgefahrenen Kang Gun-woo
noch etwas über das Leben lernen...
Kritik: Es ist schön, wenn abseits der koreanischen Mainstream-Rom-Com-Welle endlich auch mal eine Serie ihren
Weg ins Fernsehen findet, die durch einen gewissen Grad an Originalität und vor allem einem Motiv aufwartet, dessen
sich eigentlich nie in koreanischen Serien bedient wird. Klassischer Musik! Viele koreanische Serien sind voll
von kitschigen Liebesballaden, dabei gibt es doch so viele klassische Stücke, die eine ganze Bandbreite von Gefühlen
ausdrücken können! "Beethoven Virus" konzentriert sich deshalb auf seine Stärke, nämlich die Musik, was die Serie
dann eben auch so gut funktionieren lässt. Von einem kleinen Liebesdreieck, das in der Story-Zusammenfassung
verheimlicht wurde, abgesehen, konzentriert sich die Serie außerdem auf erfrischend menschliche Themen und Probleme,
abseits der Liebe. Träume, die harte Realität, Freundschaft und die allgemeinen Lehren des Lebens beschäftigen hier
die abwechslungsreichen und durchweg charismatischen Charaktere. Probleme, die zumindest zum Großteil auf
unnötigen Kitschfaktor verzichten und damit den Zuschauer sofort für sich gewinnen können.
Dreh- und Angelpunkt der Serie ist Kang Gun-woo, ein arroganter Dirigent, der an sich und an allen anderen die höchsten
Ansprüche stellt. Weil diese niemals erfüllt werden können, behandelt er seine Untergebenen wie Abschaum. Er konfrontiert
sie auf beleidigende Art mit ihren Schwächen, zeigt ihnen wie nutzlos sie sind und hat sich damit schon bald den Hass
des Zuschauers verdient. Kang ist jedoch eine recht komplexe Persönlichkeit, wie wir mit der Zeit feststellen. Er beugt
sich nicht den Wünschen anderer, sodass es auch immer mal wieder vorkommen kann, dass er plötzlich für seine
Orchestermitglieder einsteht. Wenn diese von jemandem gefeuert oder kritisiert werden, dann von ihm!
Überdies mag Kang keine Veränderungen, da er für so etwas zu alt ist, wie er sagt. Tatsächlich erscheint er oft wie
jemand, der schon viel erlebt hat. Auch mit der Liebe hat er einige schlechte Erfahrung gesammelt, sodass er trotz
Doo Roo-mis unmissverständlichen Annäherungsversuchen und seinem heimlichen Interesse auf eine solche Beziehung verzichtet.
Kann das Leben eine Person wirklich so verschlossen und verbittert machen? Seiner Lebenserfahrung zum Trotz muss Kang
aber schließlich feststellen, dass er auch von den jungen Orchestermitgliedern noch einiges lernen kann. Zugeben würde
er das aber natülich niemals.
Es ist faszinierend zu sehen, wie wir ganz langsam ein Verständnis für Kang Gun-woos Verhalten entwickeln können. Er will
und kann seine Natur bis zum Schluss nicht ändern, und dieses Vorgehen ist eine wunderbare Entscheidung der Drehbuchautoren
gewesen, aber wir lernen sein Verhalten neu zu interpretieren, sodass wir ihn am Schluss tatsächlich lieb gewinnen können.
Der junge Gun-woo ist die zweitwichtigste Person in der Serie. Er ist ehrlich, ein Träumer, wird wegen seines versteckten
musikalischen Genies schließlich Schüler von Maestro Kang, muss dann jedoch erkennen, dass es im Leben hauptsächlich
darauf ankommt mit Rückschlägen zurecht zu kommen. So geht es ihm auch bei Roo-mi, die er eigentlich liebt, welche
aber leider Augen für den älteren Gun-woo hat. Dieses obligatorische Liebesdreieck wird aber schlussendlich auf sehr
erwachsene Weise aufgelöst. Natürlich darf Romantik in einer solchen Serie nicht fehlen, aber sie hält sich
dankenswerterweise enorm zurück. Stattdessen stehen die alltäglichen Beziehungen der Charaktere im Vordergrund.
An gut ausgearbeiteten Persönlichkeiten mangelt es nicht. Da haben wir den durchgeknallten, extrovertierten
Trompetenspieler, zwei Geigenspielerinnen, deren Vorbild wohl Vanessa Mae ist, ein Oboenspieler, der an Alzheimer leidet
und Ha Yi-deun (ja, die Eltern waren anscheinend Haydn-Fans), die so etwas wie seine zweite Enkeltochter wird.
Außerdem gibt es da noch eine Hausfrau, die mit ihrem beeindruckenden Cello-Spiel irgendwann sogar Kang Gun-woo von
sich überzeugen kann und ihren Traum Teil eines Orchesters zu werden, in die Tat umsetzt. Nebenstoryfäden,
wie die von Ha Yi-deun und dem Drama mit ihrem kranken "Großvater", sowie Roo-mis zunehmende Gehörlosigkeit werden auf
erfrischend unkitschige Weise erzählt und können den Zuschauer somit zur einen oder anderen Träne hinreißen
lassen. Zum Großteil geht es in "Beethoven Virus" aber um Machtkämpfe, Individualismus und das, was es bedeutet sich
selbst treu zu bleiben.
Mit seinem Schwerpunkt, der eben auf dem Drama des Lebens, den diversen Rückschlägen, aber auch dem unabdingbaren Klammern
an die Hoffnung der Erfüllung seiner Träume liegt, wirkt "Beethoven Virus" wesentlich erwachsener als andere koreanische
Rom-Coms. Parallelen zu japanischen Serien, die mit Feingefühl auf Missstände in der Gesellschaft hinweisen, sind
eindeutig zu erkennen. Vor allem "Nodame Cantabile" will hier einfallen, das ebenfalls das Motiv klassische Musik
beinhaltet, doch "Beethoven Virus" ist trotz einiger humoristischer Einlagen doch recht ernst im Ton, was aber keinesfalls
negativ auffällt.
Die Darsteller der Serie konnten alle entweder schon Instrumente spielen oder lernten es extra für die Serie. Kim Myeong-min,
der den Maestro mimt, lernte extra das Dirigieren für seine Rolle und macht dies sehr überzeugend, sowie mit Enthusiasmus.
Es gab sogar zu Promotionszwecken ein kleines Konzert von den Darstellern! Außerdem darf Kim Myeong-min übrigens sogar
in der Serie etwas Deutsch sprechen, was ein besonderer Bonus für die deutschen Zuschauer ist.
Natürlich steht in der Serie die klassische Musik im Rampenlicht, was auch gleich die größte Stärke der Serie darstellt.
Die Palette ist dabei sehr breitgefächert und es gibt selbstverständlich auch ein paar kleine Konzerte in der Serie
zu sehen, die wirklich sehr gelungen sind. Vor allem das Konzert in Folge 5 stellt ein Highlight in "Beethoven Virus"
dar. Wer also ein Fan klassischer Musik ist, kommt hier voll auf seine Kosten. Der Rest wird Kang Gun-woos eigenwilligem
Charme erliegen, ihn zuerst hassen, dann respektieren und schließlich lieben lernen. Der Rest der Besetzung gibt
ebenfalls durchgehend gute Arbeit ab, leider wissen die Drehbuchschreiber aber ab der Hälfte der Serie nicht mehr
wirklich genau wo sie hinwollen, sodass sich "Beethoven Virus" manchmal etwas zieht. Das ist besonders schade, da die besondere
Natur der Serie und vor allem die Musik mir beinahe eine noch bessere Wertung hätten entlocken können. Dennoch bleibt
unter dem Strich eine eindeutige Empfehlung!