Story: Go Eun-chan (Yoon Eun-hye) schlägt sich mit verschiedenen Gelegenheitsjobs durch das Leben und wird
von anderen oft als Junge angesehen. Das liegt mit Sicherheit auch an ihrer sehr direkten, durchsetzungsfähigen
und alles in allem sehr jungenhaften Art. Wirklich ein Problem hatte sie damit bisher allerdings nicht.
Eines Tages wird allerdings Eun-chans Tae-Kwon-Do Dojo geschlossen und sie weiß nicht mehr wie sie ihre Schwester und
Mutter versorgen soll. Da kommt ihr Choi Han-kyul (Gong Yoo) gerade recht, denn dieser sucht nach einem Mann, mit dem
er vorgeben kann eine homosexuelle Beziehung zu haben, damit er den Blind Dates entfliehen kann, zu denen ihn seine
Großmutter zwingt. Han-kyul, der Eun-chan natürlich ebenfalls für einen Mann hält, bezahlt sie um mit ihm auf ein
paar Dates zu gehen. Doch die Großmutter Han-kyuls gibt nicht auf ihren verwöhnten Sohn erziehen zu wollen und zwingt ihn
ein altes heruntergekommenes Café wieder auf Vordermann zu bringen, sonst würde er nicht die finanziellen Mittel bekommen
um wieder nach Amerika zu können.
Eun-chan darf nach einigem Bitten auch in dem Café arbeiten, obwohl dort eigentlich nur männliche Angestellte erlaubt
sind. Niemand weiß aber um das Geheimnis, dass Eun-chan eine Frau ist, außer Han-sung (Lee Sun-gyun), ein Musikproduzent,
mit dem sie sich angefreundet hat. Han-sung ist überdies mit Han-kyul verwandt und war in die Künstlerin
Yoo-ju (Chae Jung-ahn) verliebt bis diese ihn vor ein paar Jahren verlassen hat. Jetzt ist Yoo-ju zurück und möchte
es wieder mit ihrem Ex-Freund versuchen, nur hat Han-sung im Moment Augen für Eun-chan, während Han-kyul schon immer
in Yoo-ju verliebt war. Doch es kommt am Ende alles anders, da die Gefühle zwischen Han-kyul und Eun-chan immer
stärker werden, so dass sich Han-kyul Gedanken über seine sexuelle Orientierung machen muss...
Kritik: Welchen Grund gibt es für das männliche Publikum, sich koreanische Romantik-Dramas anzusehen? Für das
weibliche Publikum mögen solche Serien wegen den Liebesgeschichten sehr ansprechend sein, die dann aber leider immer
die Tendenz haben, ins Melodramatische und Kitschige abzugleiten, was bei den meisten Männern auf Abneigung stößt. Ich
zähle mich auch in diese Kategorie. Faszinierend sind solche Serien also immer dann, wenn sie sich nur auf das nötigste
Drama konzentrieren und uns ansonsten ausgefallene Charaktere und frische Ideen bieten. Wenn das gegeben ist, ist man
gerne bereit sich vor allem am Nachmittag mal einer Stunde sinnloser, aber spaßiger Unterhaltung zu widmen.
"Coffee Prince" liefert glücklicherweise genau das, was man an solchen Serien faszinierend finden kann. Interessante
Individuen, eine gute Chemie zwischen den Hauptdarstellern und ein paar ausgefallene Ideen, die der klassischen Liebesgeschichte
das nötige Etwas geben. Diese Mischung hat "Coffee Prince" dann schließlich auch einen ungemein großen Erfolg beschert,
den die Serie sich zugegebenermaßen auch verdient hat.
Die Story dreht sich um Eun-chan, die durch ein paar Zufälle an den Playboy Han-kyul gerät. Dieser hält sie aber wie
viele andere auch für einen Mann. Um an etwas Geld zu kommen spielt Eun-chan mit und erhält diese kleine Lüge (nun,
so klein ist sie ja eigentlich doch nicht) aufrecht, bis dieser Schwindel immer größere Wellen schlägt, die irgendwann
aus dem Machtgebiet Eun-chans entschwinden. Dass dies dann schließlich zu einem mehr dramatischen Teil in der Serie
führt, ist uns schon von Anfang an bewusst. Allerdings bringt uns das erst einmal zu Yoon Eun-hye ("Goong" aka "Princess
Hours"), die eine große Verantwortung auferlegt bekommen hat, denn sie soll als Mann überzeugen. Kommen wir deshalb gleich
zum Wesentlichen: Sie gibt sich die allergrößte Mühe und schafft in den meisten Szenen wirklich Erstaunliches. Mit
Sicherheit eine der besten Darstellungen einer Frau, welche versucht einen Mann zu spielen, die ich bisher gesehen habe.
Aber - und dieses Wort musste jetzt kommen - sie schafft es einfach nicht vollkommen zu überzeugen. Wie sollte sie auch?
Die Gesichter koreanischer Männer sind viel kantiger als die von Frauen, außerdem sieht man in der Serie immer wieder
durch ihre T-Shirts ihre weiblichen Vorzüge und das eindeutigste Zeichen um einen Mann von einer Frau zu unterscheiden
ist der Adamsapfel, der bei Eun-chan eben nicht so herausstechend ist, wie es bei einem Mann der Fall sein müsste.
Unweigerlich muss "Coffee Prince" deswegen an einigen Stellen unglaubwürdig werden. Yoon Eun-hye macht das aber die
meiste Zeit durch ihr gutes Schauspiel wieder wett. Sie ist direkt, kumpelhaft und selbstständig. Ein Lebemann, der
es immer wieder schafft sich durch's Leben zu schlagen und dabei auch noch guter Laune ist. Mit ihrer schmächtigen
Figur, der kurzen Frisur und der lockeren Kleidung sieht sie oft tatsächlich wie ein Knabe aus, den man gleichzeitig
beschützen als auch ärgern will. Für Han-kyul kommt das wie gerufen, denn genau so jemanden sucht er. Einen kleinen
Bruder, mit dem er seine Späße treiben kann. Leider ist Eun-chan aber eben doch genauso veranlagt wie das Frauen
nun einmal so sind, denn sie zeigt ihre Emotionen oftmals auch in Form von Tränen, was aber anscheinend niemanden
wirklich daran zweifeln zu lassen scheint, ob sie wirklich ein Mann ist.
Gong Yoo ("Spy Girl", "My Tutor Friend") spielt die männliche Hauptrolle und bleibt dabei immer ein typischer Frauenschwarm.
Er weiß wie er seinen Charme spielen lassen muss und wirkt deshalb oft arrogant. Gleichzeitig ist er aber auch noch
ein Kind und will nur seinen Spaß haben, was ihn sympathisch macht.
Natürlich läuft alles auf die Liebesgeschichte zwischen Han-kyul und Eun-chan hinaus, auch wenn es zwischenzeitlich
von beiden Interesse an anderen Personen gibt. Han-sung ist mit Han-kyul verwandt und überdies mit Eun-chan befreundet.
Er ist der einzige aus dem Kreis um Han-kyul, der um Eun-chans wahre Identität weiß. Außerdem ist er darum bemüht
das Herz von Eun-chan zu gewinnen, nachdem ihm seines von Yoo-ju gebrochen wurde. Letztere ist aber wieder zu Han-sung
zurückgekommen und möchte die Beziehung wieder aufnehmen. Da Han-kyul ohnehin schon immer in Yoo-ju verliebt war,
und daraus auch nie ein Geheimnis gemacht hat, führt das natürlich zu einem Liebesvieleck, das jedoch dankenswerterweise
nicht unnötig ausgereizt wird. Schon bald ist klar, dass Han-sung und Eun-chan füreinander bestimmt sind. Was uns zu
einer weiteren erfrischenden Eigenschaft von "Coffee Prince" führt. Es fehlt nämlich jegliche Art von Antagonist.
Niemand ist hier hassenswert und zerstört das Schicksal zweier Liebender, wie es sonst so üblich für K-Dramas ist.
Anfangs glaubt man noch, dass Yoo-ju diese Rolle zugesprochen bekommen würde, aber die Serie beweist Mut zur
Andersartigkeit und verzichtet auf diese Art des Dramas. Sehr löblich.
Ein Problem gibt es dann aber doch. Han-kyul denkt natürlich immer noch, dass Eun-chan ein Mann ist. Deshalb muss
er sich fragen, ob er nicht vielleicht schwul ist. Als die Wahrheit dann herauskommt - und wir alle wussten, dass diese
irgendwann herauskommen muss - hat Han-kyul zwar alles Recht wütend auf Eun-chan zu sein, aber seine Freude tatsächlich
eine Frau und keinen Mann lieben zu dürfen, hätte diese Wut viel schneller im Keim ersticken müssen. Hier versucht die
Serie dramatischer zu sein als es nötig ist.
Aufgewertet wird die Serie durch eine ernste und irgendwie erwachsener wirkendere Liebesgeschichte zwischen Han-sung
und Yoo-ju, die mir eigentlich ziemlich gut gefallen hat, welche allerdings immer wieder von der Hauptstory in den
Hintergrund verbannt wird. Ähnliches gilt für die Nebencharaktere, z.B. der plumpe, aber weichherzige Min Yeop und
seine Liebe zu Eun-chans Schwester, oder Sun-kis Liebesgeschichte mit einer verheirateten Frau. Selbst Eun-chans Mutter
hat eine kleine Liebes-Nebengeschichte mit einem Verkäufer. All die interessanten Charaktere aufzuzählen würde den
Rahmen dieser Kritik sprengen, aber es sei noch einmal betont, dass die Charaktere das eigentlich Faszinierende und
unterhaltsame an der Serie ausmachen, auch wenn die Nebencharaktere wegen ihrer Vielzahl oft zu kurz kommen.
"Coffee Prince" sprüht vor Humor, auch wenn dieser eher in die dezentere Kategorie einzuordnen ist. Glücklicherweise
hält sich auch das Melodrama sehr zurück, so dass die Serie im Ende einfach eine unterhaltsame und vor Charme
überquellende Serie ist. Mit Sicherheit kein großes Kino und auch nichts was einen zufriedenstellen kann, wenn man
mal etwas Bedeutsames sehen will, aber alles in allem einfach eine gute Wahl um ein wenig Spaß vor dem Bildschirm zu
haben. "Coffee Prince" hat ab der Mitte ein paar Hänger, verliert aber glücklicherweise nie die Charaktere aus den
Augen, weshalb man schnell wieder in die Serie finden kann.
In vielen Belangen ist "Coffee Prince" ziemlich erfrischend. Es gibt keine Antagonisten, kein unnötiges
Taschentuch-Drama und der Humor ist auch ansprechend. Man kann also tatsächlich sagen, dass sich die Serie von
gewöhnlichen K-Dramas abhebt und versucht frischen Wind in die Serienlandschaft zu bringen. Mit Erfolg, und dafür
gibt es einen Daumen nach oben!