Story: Chiaki Shinichi (Hiroshi Tamaki) ist ein talentierter Student an einer Musikhochschule, spielt hervorragend Klavier und Geige, möchte
allerdings Dirigent werden. Dafür will er zurück nach Prag, wo er als kleines Kind gelebt hat und von dem berühmten Dirigenten Viera als Schüler
aufgenommen wurde. Allerdings kann Chiaki wegen zweier traumatischer Ereignisse Japan weder über den Luft- noch den Wasserweg verlassen. Der
eingebildete Student aus reicher Familie sitzt in Japan fest und wird dann auch noch von seinem Klavierlehrer Eto (Kosuke Toyohara) aus seinem
Unterricht ausgeschlossen. Durch Zufall lernt Chiaki danach das Mädchen Noda Megumi (Juri Ueno) kennen, die sich von allen lieber Nodame nennen lässt.
Nodame ist äußerst
merkwürdig, aber ein Genie auf dem Klavier. Nicht nur dass sie die gleiche Schule wie Chiaki besucht, sie ist auch noch seine Nachbarin. Während sich
das merkwürdige Mädchen in Chiaki verliebt, kann dieser sie nicht wirklich leiden, ist aber fasziniert von ihrem Talent und wundert sich, warum
ihr Klavierspiel dennoch so unsauber ist. Nodame möchte ihr Potential nicht ausschöpfen, sondern einfach Spaß an der Musik haben, schließlich wird
sie aber von Eto entdeckt, der seine Mühen hat, sie zu formen. Chiaki dagegen versucht unter dem berühmten Dirigenten Stresemann (Takenaka Naoto),
der gerade Japan besucht, in Ausbildung zu gehen. Doch dieser ist ein merkwürdiger Kauz, der seine Zeit lieber mit schönen Frauen verbringt und
Chiaki schließlich selbst ein Orchester dirigieren lässt. Chiaki zur Seite steht der talentierte Geiger Mine (Eita), der die Verbindung zum Orchester
darstellt und zusammen mit den anderen maßgeblich daran beteiligt ist, dass Chiaki sich als Mensch zum Besseren wandelt und mit dem Erfolg seines
Orchesters auch die Musik erst richtig verstehen lernt.
Kritik: "Nodame Cantabile" ist die Realverfilmung eines erfolgreichen Mangas, das ebenfalls als Anime seinen Weg auf den Bildschirm fand.
Der TV-Serie sieht man dabei zu jedem Zeitpunkt an, wo ihr Ursprung liegt, denn man darf sich als Zuschauer keinesfalls daran stören, dass die
Charaktere immer wieder Gesichter machen, als wenn sie tatsächlich einen Anime nachzeichnen wollten. Tatsächlich macht das sogar einen Großteil
des gelungenen Humors der Serie aus. Doch auch davon abgesehen erweist sich "Nodame Cantabile" in vielerlei Hinsicht als äußerst gelungene Serie,
die gekonnt Comedy mit Drama verbindet. Das Besondere ist aber natürlich das Musiksetting, das Klassikfans sofort für sich gewinnen wird. Die
Auswahl an klassischen Stücken ist sehr gut gelungen und da Musik bekanntlich bewegen kann, macht sich das Comedydrama diese auch immer wieder
angemessen zu Nutze, um für die Charaktere und ihre Hintergrundgeschichten zu begeistern. Alles in allem stellt "Nodame Cantabile" damit eine
sehr unterhaltsame Serie dar.
Will man etwas über die Serie erzählen, muss man unweigerlich bei den Charakteren anfangen. Diese sind zahlreich und alle sehr bunt. Ein paar von
ihnen kommen etwas kürzer, als es wohl in der Vorlage der Fall war, aber der Fokus ist sehr gut gewählt, einzig gegen Ende stoßen noch mehr Charaktere
zum Orchester, ohne dass wir wirklich viel von ihnen zu sehen bekommen, womit die Serie Gefahr läuft, etwas überladen zu wirken. Hauptaugenmerk liegt
aber auf Chiaki, während gegen Ende immer mehr Nodame in den Vordergrund rückt. Nodame ist eindeutig wie aus einem Manga entsprungen und Darstellerin
Ueno Juri schafft es hervorragend mit ihrer Gesichtsmimik ihrer Rolle den nötigen Charme zu verleihen. Sie ist einfach überaus liebenswert, auch wenn
sie ein Messy ist und sich wie ein Kind benimmt, vielleicht aber auch gerade wegen letzterem. Immer wieder bekommt sie von Chiaki einen rabiaten
Faustschlag ab oder wird durch die Gegend geworfen, was allerdings keineswegs brutal wirkt, sondern dank des Anime-Stils überaus lustig. Nodame hat
etwas Reines und Unschuldiges an sich, das man sofort lieben lernt.
Chiaki dagegen ist ein eingebildeter Schönling, der von allen geliebt wird, aber überaus egoistisch seine eigenen Ziele verfolgt. Das ändert sich
jedoch, als er von Stresemann Führung bekommt, der ihm auf seine ganz eigene Art und Weise zeigt, was es bedeutet, ein Orchester zu leiten. Man muss
die Wünsche und Träume der Spieler verstehen, um jedes Individuum in ein großes Ganzes eingliedern zu können. Chiaki wächst an dieser Aufgabe und
versteht, was er lernen soll, da er ihm Kern kein schlechter Mensch ist und darüber hinaus überaus intelligent. Nodame kann ihn schließlich ebenfalls
für sich gewinnen, auch wenn Chiaki das bis zum Schluss niemals eingestehen würde. Ebenfalls maßgeblich verantwortlich dafür, dass Chiaki als
Mensch wächst, ist der Geiger Mine, der zuerst eine besondere Einstellung zur Musik hat und eigentlich ins Rock-Genre möchte. Nicht nur sein
charismatisches Auftreten und der Umstand, dass er das Herz des Orchesters darstellt, da er den Vermittler zwischen diesem und Chiaki darstellt, lassen
ihm Chiaki manchmal die Schau stehlen.
Viele der Nebencharaktere sind sehr farbenfroh, so z.B. auch Stresemann. Alleine der Umstand, dass ein Japaner einen Deutschen spielt, der überdies
auch noch angezogen ist wie ein Zuhälter, ist schon komisch. Aber die Art wie Takenaka Naoto spricht ist das eigentliche Komische an seinem Charakter.
Selbst wenn man nicht des Japanischen mächtig ist, hört es sich merkwürdig an. Davon abgesehen ist der angesehene Dirigent ein perverser Lüstling,
der seine Zeit lieber bei Eskortdamen verbringt als bei seinem Orchester. Schlussendlich wird aber klar, dass seine ungewöhnlichen Lehrmethoden
durchaus Früchte tragen und er sich hinter seiner extrovertiert-mangahaften Art tatsächlich um seine Schüler kümmert und sorgt. Ebenfalls in
Erinnerung bleiben, kann der Klavierlehrer Eto, der nicht nur sehr streng ist, sondern offensichtlich eher eine Karriere bei den Yakuza in Augenschein
hätte nehmen sollen. Jene irgendwie liebenswerten Charaktere machen den wahren Reiz der Serie aus.
Für Klassikfans oder die, die es werden wollen, bietet die Serie außerdem auch einige Stücke, die man vielleicht nicht schon zur Genüge kennt.
Highlights der Serie sind natürlich die diversen Orchesteraufführungen, die mit ordentlich Power daherkommen und einem eine Gänsehaut geben können.
Daneben gibt es aber auch einige Klavierstücke, bei denen Nodame ihr Talent für Interpretation unter Beweis stellt. Da alle jene Stücke sehr
gut in den Kontext der Serie eingebaut sind, konnte mir sogar Schubert gefallen, obwohl mir seine Stücke normalerweise zu komplex sind. Außerdem
macht es Spaß, die Charaktere bei ihrem Wachstum zu beobachten. Dabei läuft es nicht anders ab, als bei einer Manga-Serie, in der der Schwertkampf
im Vordergrund steht. Es wird über die Technik philosophiert und warum jemand so oder so spielt. Wir können teilhaben an der Expertise der
Charaktere und in einigen dramatischen Momenten stellt die Musik auch ein Abbild des Innenlebens der Individuen dar.
Neben dem großartigen Humor, der von den schillernden Persönlichkeiten der Serie getragen wird, gibt es auch ein paar subtil eingebaute dramatische
Momente, in denen es darum geht, dass man irgendwann einen anderen Weg beschreitet als seine Freunde, weshalb es gilt, Abschied zu nehmen. Das Orchester
ist irgendwann zu einer richtigen Familie zusammengewachsen und so ist das natürlich besonders traurig. Im Endeffekt beweist sich die Grundstimmung der
Serie aber als äußerst positiv und kann einen damit auf angenehme Art zu Tränen rühren. Damit unterscheidet sich "Nodame Cantabile" z.B. von ähnlichen
koreanischen Dramaserien und ist daher auch männlichen Zuschauern ohne Weiteres zu empfehlen. Wer sich also für Musik bzw. Klassik und schön
gezeichnete Charaktere, die einem mit der Zeit ans Herz wachsen, sowie eine gute Portion Humor interessiert, ist hier genau richtig.