Story: Die zwölfjährige Kanda Kazumi (Shida Mirai) ist ein ganz normales Mädchen, das durchschnittlich in der
Schule ist und ein paar gute Freunde hat. Sie will in ihrem letzten Jahr in der Grundschule ein paar schöne Erinnerungen
machen, doch alles kommt anders. Ihre neue Lehrerin, Akutsu Maya (Amami Yuki), ist ein wahrer Teufel. Akutsu lässt ihre
Schüler jeden Tag einen Test schreiben, und die beiden schlechtesten in der Klasse müssen Putzarbeiten verrichten.
Kanda wird schließlich mit dem Klassenclown Yusuke (Matsukawa Naruki) zum Putzdienst eingeteilt. Weil Kanda die
Ungerechtigkeiten von Akutsu und ihre Strenge nicht in Ordnung findet, bestraft die neue Lehrerin sie nur umso
härter. Akutsu duldet in ihrer Klasse keine Widerworte und greift mit eiserner Hand durch. Akutsu konfrontiert ihre
Schüler außerdem offen mit den Grausamkeiten der Erwachsenen, und erzählt den Kindern sogar, dass nur ein paar von
ihnen jemals ein glückliches Leben führen werden. Der Rest würde auf ewig Durchschnitt bleiben.
Schon bald ist ein Keil in die Klasse getrieben. Freunde werden zu Verrätern, weil sie für Akutsu andere Schüler
ausspionieren. Sie bekommen von der Lehrerin Vorteile versprochen und zerstören damit den Zusammenhalt der Klasse.
Genau diesen Zusammenhalt will Kanda aber wieder herstellen. Sie hat es allerdings sehr schwer, da sie immer wieder
von ihren Mitschülern schikaniert wird. Erst jetzt wird Kanda bewusst wer ihre wirklichen Freunde sind. Zusammen mit
diesen macht sie sich daran den Kampf gegen die teuflische Lehrerin aufzunehmen...
Kritik: "The Queen's Classroom" ist eine unwahrscheinlich gut durchdachte Drama-Serie, die auf sehr unterhaltsame
Weise auf die Missstände an japanischen Schulen und in der japanischen Gesellschaft allgemein aufmerksam macht. Nicht
nur, dass die Serie sehr kontrovers ist, sie ist auch äußerst bewegend und sehr überzeugend in ihrer Message. Nicht umsonst
lief die Serie in Japan an einem Samstag, damit sich sowohl Eltern als auch Kinder "The Queen's Classroom" ansehen
konnten. Die große Stärke der Serie ist die Effektivität mit der sie ihre Message an den Zuschauer überbringen kann.
Wer glaubt, dass es sich hierbei um eine Kinderserie handelt, nur weil die meisten Hauptdarsteller nicht älter als
zwölf Jahre sind, der hat sich total geirrt. Nicht nur, dass wir niemals bezweifeln, dass wir es hier mit Heranwachsenden,
anstatt mit Kindern zu tun haben, der Drehbuchschreiber legt außerdem ein ungeheueres Feingefühl an den Tag, wenn es
darum geht die Charaktere auszuarbeiten, und gleichzeitig auf so viele Probleme wie möglich in der Gesellschaft aufmerksam
zu machen. Dabei ist "The Queen's Classroom" auf großartigste Weise unterhaltsam und weiß einen mit seinem Charme aufs
Äußerste zu verzaubern. Kurz gesagt handelt es sich hier ohne Übertreibung um die beste asiatische Serie, die mir
bisher unter die Augen gekommen ist.
Herz der Serie mögen zwar Kanda und ihre Freunde sein, aber ohne die tolle Darstellung Amami Yukis der teuflischen
Lehrerin, wäre die Show nur halb so gut gewesen. Akutsu-sensei ist durch und durch böse. Zumindest glaubt man das am Anfang.
Sie ist immer in schwarz angezogen, sehr penibel, korrekt und kann eigentlich alles. Vom Tanzen bis zum Kämpfen.
Außerdem taucht sie immer wieder in der Nähe der Schüler auf. Selbst außerhalb der Schule. Dabei haftet ihr immer ein
dunkler Schatten an, der sich über die Szenerie legt, sobald sie die Bühne betritt. Es gibt nichts, das sie nicht weiß,
und so muss man sie fast schon für einen Übermensch halten. In diesem Fall wohl für einen Teufel. Wie ein Tyrann
unterdrückt sie ihre Schüler und erstickt jedes Aufbegehren gegen sie schon im Keim. Während des Unterrichts gestattet
sie es den Schülern noch nicht einmal auf die Toilette zu gehen, und sogar in den Sommerferien müssen die Kinder zur
Schule gehen. Anfänglich hagelt es natürlich Beschwerden von den Eltern. Aber nur ein einziges Mal, denn als Akutsu
diesen erklären kann, dass sie nur versucht den Kindern eine gute Zukunft zu ermöglichen, hat sie die Eltern natürlich
sofort um den Finger gewickelt und für sich gewonnen.
Interessanterweise glaubt Kanda mit der Zeit immer mehr, dass Akutsu vielleicht gar keine so schlechte Lehrerin ist.
Irgendwie scheint es, dass die Schüler tatsächlich mehr lernen und disziplinierter werden. Aber diese Sicht alleine
wäre sehr kontrovers und würde der Serie keine Sympathien einbringen. Es ist vielmehr so, dass die Ungerechtigkeiten
Akutsus, nach einigen Problemen der Schüler untereinander, die Klasse tatsächlich viel enger zusammenschweißen kann.
Die Schüler haben
schließlich die Kraft gefunden gegen dieses gemeinsame Feindbild, in Form von Akutsu, anzukämpfen. Akutsu erscheint
zwar nach wie vor in jeglicher Hinsicht unantastbar, aber die Klasse findet heraus, dass sie zusammen selbst das
größte Problem überwinden können. Auf sehr glaubwürdige und unterschwellige Art reift somit nicht nur in uns, sondern
auch in Kanda der Gedanke, dass das vielleicht alles der Plan von Akutsu ist, und diese am Ende sogar noch eine
idealistische, liebevolle Lehrerin ist, der nichts näher am Herzen liegt als ihre Schüler. Das führt zu einer kleinen
Traumsequenz, in der wir Akutsu als eine charismatische, freundliche Lehrerin erleben, was natürlich total im Kontrast
zur Realität zu stehen scheint. Aber wer weiß, vielleicht ist es gar nicht so weit hergeholt. Auf jeden Fall unterstreicht
es noch einmal die tolle schauspielerische Leistung von Amami Yuki.
Der Drehbuchschreiber hat wirklich großartige Arbeit geleistet. Es gibt nicht eine schlechte Folge, und immer passiert
etwas Bedeutsames. Der Druck unter denen die Schüler zu leiden haben ist enorm, und sie drohen daran zu zerbrechen.
Akutsu-sensei erzählt ihnen davon wie die Welt funktioniert, und dass sie nicht immer von ihren Eltern behütet werden
können. Sie müssen lernen mit Fehlschlägen umzugehen, was in Japan tatsächlich etwas ist, womit die Jugend wegen ihrer
Erziehung schlecht zurecht kommt. Fehlschläge wird es immer wieder geben und die Kinder sollen sich jetzt schon daran
gewöhnen, dass sie später nur ein simples Leben führen werden. Irgendwie scheint hierin umgekehrte Kinderpsychologie
zu liegen. Kanda und ihre Mitschülerinnen hassen ihre Lehrerin und wollen somit für das was sie sagt Gegenbeweise finden,
bzw. es anders machen. Aber hat Akutsu-sensei das wirklich so geplant?
Was auch immer man über die Lehrerin denken mag, sie ist jedenfalls sehr idealistisch. Ganz im Gegensatz zu den anderen
Lehrern. Eine von ihnen, Tendou-sensei, hat sogar völlig ihre Aufgabe vergessen und möchte den Schülern eigentlich nur
gefallen. Weshalb sie ihren Schülern aber eigentlich nicht hilft und einige Fehlschläge erleiden muss.
"The Queen's Classroom" behandelt nebenbei also mehrere Aspekte. Sie zeigt uns Tendou, die überlegt, ob sie nicht
tatsächlich aufgeben soll eine Lehrerin zu sein und einfach ihren Freund heiraten sollte, und strickt diesen Gedanken
bei Kandas Mutter weiter, die sich völlig in ihrer Rolle als Hausfrau erfüllt sieht. Der Vater ist ein typischer
Angestellter (Salariman), der auch öfters mal unzufrieden mit der Frau und ihrer ungemein ungeschickten Art ist. Es
kriselt also auch in der Ehe, was natürlich für die kleine Kanda ein großes Problem ist. Schlussendlich zeigt sich
hier aber auch, dass Kandas Mutter tatsächlich den Mut aufbringen könnte ihr Leben zu ändern und arbeiten zu gehen.
An der Schule schieben der Rektor und Vize-Rektor derweilen die Verantwortung auf jemanden in der Rangordnung niedriger
stehenden, während in der sechsten Klasse Freundschaften auseinander brechen und neue geschlossen werden. Kanda und der
Klassenclown Yusuke, dem eigentlich alles egal ist, der sich aber schon bald als ein wirklicher Freund und guter
Mensch herausstellt, beginnen eine kleine Revolution, die in einem Unterrichtsstreik gipfelt. Doch neben den kleinen
Dramen gibt es auch größere, so will z.B. eine der Schülerinnen das Klassenzimmer anzünden, weil der Druck den sie
von Akutsu zu erleiden hat einfach zu groß geworden ist.
Die Leistung der Jungdarsteller ist durch die Bank beeindruckend. Man vergisst mit der Zeit völlig, dass es sich hier
um kleine Kinder handelt, so natürlich und stellenweise erwachsen wirken sie. Natürlich könnte man anführen, dass ihr
Verhalten tatsächlich etwas zu erwachsen wirkt, aber das wäre dann eigentlich auch der einzige wahre Kritikpunkt, und
als dieser kann er dann wirklich nicht mal bestehen.
Kanda wird auf supersüße Art von Shida Mirai gespielt. Dennoch kann sie trotz ihrer manchmal gespielt süßen Art, als
die eigentliche Hauptprotagonistin bestehen, denn sie
kann gerade in den ernsten Momenten sehr gut überzeugen. Als ein persönlicher Liebling hat sich Fukuda Mayuko als
Hikaru entpuppt, die mit ihrer traurigen und dennoch selbstsicheren Art eine ganze Weile lang etwas Rätselhaftes an sich hat,
bis wir schließlich mehr über sie erfahren. Yusuku ist die Geheimwaffe im Bunde, da ihm Noten egal sind, und er sich
deshalb Akutsu-sensei gegenüber mehr leisten kann als alle anderen.
Unterstützt wird die Serie auch von einem großartigen Soundtrack von Ike Yoshihiro, der schon für "Nobuta wo Produce"
tolle Arbeit geleistet hat, eine Serie mit der "The Queen's Classroom" recht viel gemein hat. Kein Wunder, denn der
gleiche Regisseur zeichnet sich für beide Serien verantwortlich. Auch hier geht es um Freundschaft in all ihren
Formen.
Zwei Specials, jeweils in Spielfilmlänge, stellen ein Prequel dar, das das Leben von Akutsu beleuchtet. Uns wird gezeigt,
was für ein Mensch sie früher war und wie sie zu einer teuflischen Lehrerin geworden ist. Über die Specials kann man
sich streiten. Sie sind auf jeden Fall nötig gewesen, da sie einfach Antworten geben und die Serie sogar in einem
völlig neuen Licht erstrahlen lassen. Allerdings stehen sie fast schon auf eigenständingen Füßen, da sie wesentlicher
dramatischer und weniger unterhaltsam sind. Irgendwie mögen sie von der Atmosphäre und der Qualität nicht völlig zur
eigentlichen Serie passen, aber man ist trotzdem sehr dankbar für die Hintergrundgeschichte Akutsus. Das Leben Akutsus
ist ein einziges Drama. Nach etlichen Tränen lernen wir sie zu verstehen, zu respektieren, und ohne hier zu viel
verraten zu wollen, vielleicht sogar zu lieben..?
Akutsu versucht ihren Schülern die Augen zu öffnen. Sie versucht ihnen die Welt zu zeigen wie sie wirklich ist. Das
erscheint zuerst grausam, genauso wie das Verhalten der Lehrerin an sich, aber schlussendlich tritt das Wundervolle zu Tage.
Momente in denen die Schüler z.B. einer Diebin verzeihen, die kurz zuvor noch das Klassenzimmer anzünden wollte, sind nicht
nur äußerst rührend, sondern zeigen auch, dass die Kinder verstanden haben andere zu verstehen, sich einzufühlen und
zueinander zu stehen. Es scheint tatsächlich so, als wenn die Schüler ihrer Lehrerin viel zu verdanken haben, aber die
Serie verdient besonderen Applaus dafür, dass sie es sich am Ende nicht einfach macht und Akutsu als liebevolle
Lehrerin darstellt. Die Dinge sind in dieser Serie etwas komplexer und gerade deswegen so nahegehend. "The Queen's
Classroom" ist kein tränenlastiges Drama, sondern gerade wegen seiner Ideale, für die die Schüler kämpfen, so
rührend. Natürlich müssen am Ende auch einige Tränen fließen, aber es ist niemals zu viel des Guten. Vielleicht auch weil
es bei Kindern einfach weniger kitschig wirkt. Zum größten Teil gelingen solche Szenen aber auch, weil der Drehbuchschreiber,
wie beim Rest der Serie, großen Wert auf Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit gelegt hat.
Am Ende ist "The Queen's Classroom" dann auch gar nicht so traurig wie man es befürchten hätte können, sondern sogar sehr
unterhaltsam und einfach ungemein rührend. Das traurigste an dieser fantastischen Serie: Dass sie nach 11 Folgen und
zwei Specials schon zu Ende ist...