Story: Es ist das Jahr 1911 und nach diversen Aufständen der Tongmenghui gegen die Qing-Regierung kommt Pan Dawei (Tse Kwan-ho) mit einigen
Waffen zur Unterstützung seiner Kameraden nach Guangzhou. Gao Jianfu (Liu Kai-chi) ist der Anführer der lokalen Tongmenghui und während eines Banketts des
Händlers Fang Hongzhi (Wang Jiancheng) will seine Gruppe den Qing-Minister Li Zhun (Eric Tsang) umbringen. Das Attentat geht schief, aber am nächsten Tag
kommt die Tochter des Händlers, Huiru (Elanne Kong), mit einem vermeintlichen Verbündeten bei Gao Jianfu vorbei. Huiru ist ebenfalls heimlich Mitglied
der Revolutionäre und der Mann, den sie vorstellt, ist Luo Zhonghan (Zhao Bingrui), der gerade im Auftrag Sun Yat-sens aus Malaysia kommt, um die Tongmenghui
zu unterstützen. Allerdings hat Gao Jianfu von Sun Yat-sen keine Nachricht erhalten und vertraut Luo daher nicht sofort. Luo schlägt vor, für die Tongmenghui
Geld zu beschaffen, um seine Treue zu beweisen. Dafür freundet er sich über die enge Freundin Fang Hongzhis, Jiang Meixi (Irene Wan), mit dem Händler an und
möchte von ihm, dass er Geld an ein Waisenhaus spendet, wobei das Geld tatsächlich in den Kampf der Revolutionäre gegen die Qing-Regierung fließt.
Kritik: Auch wenn "72 Heroes" kein schlechter Film per se sein mag, die aufdringliche pro-chinesische Einstellung des Films erzeugt eine
gewisse Aversion. Diese hat nichts mit dem Land der Mitte selbst zu tun, sondern hängt schlichtweg damit zusammen, dass jegliche unkritische Betrachtungsweise
historischer Ereignisse stets problematisch ist. Anfangs mag das im Film noch keine Rolle spielen, doch ab der zweiten Hälfte macht das die Ereignisse
schlichtweg unerträglich patriotisch. Daneben erweist es sich aber auch für Nicht-Kenner der chinesischen Geschichte als etwas schwierig, die Ereignisse
des Films in einen größeren Zusammenhang einzubetten. Besonders das Ende fällt dementsprechend wenig zufriedenstellend aus. Bei der Thematik von "72 Heroes"
sollte man allerdings wohl auch mit diesen Problemen rechnen. Enttäuschend ist das Endprodukt dennoch.
Den Auftakt der Geschichte macht eine Vorstellung der verschiedenen Parteien. Dabei kommt der Streifen noch relativ klassisch daher und es geht um das Erringen
von Vertrauen, politische Machtkämpfe (auch zwischen den verschiedenen Gangs) und sogar die eine oder andere Liebesgeschichte ist eingestreut. Was der
Film also nicht ist, und das sollte überraschen, ist ein epischer Actionfilm mit viel Staraufgebot und unweigerlichen Märtyrertoden in Zeitlupe. Ok,
letzteres gibt es natürlich, aber wir bekommen davon nichts zu sehen! Ja, "72 Heroes" ist ein Film über die Opfer, die eine Gruppe von Revolutionären
gebracht hat, um das grausame Qing-Regime zu stürzen, und dennoch bekommen wir keinen der Tode direkt auf dem Bildschirm zu sehen! Zum einen ist das sehr
löblich, weil es noch größere Ausmaße des Patriotismus vermeidet, zum anderen sorgt das aber dafür, dass man ein Finale vorgesetzt bekommt, das äußerst
antiklimaktisch ist.
Bereits ab der Mitte des Films zeichnet sich aber ab, dass unleugbar eine Verherrlichung der Ereignisse vorzufinden ist. Das betrifft vor allem die romantische
Verklärung, die das gemeinsame Treffen der Attentäter ausmacht, bei dem dann natürlich auch noch ein besonderer Gast auftaucht. Die Liebe für das Vaterland
veranlasst die Männer, von ihrem Leben Abschied zu nehmen und sich für die gerechte Sache in den Tod zu stürzen. Aus heutiger Sicht müssen die Bombenattentate
dieser "Helden" aber etwas kritischer betrachtet werden. Davon einmal abgesehen, dass der Film dies versäumt, erweist sich der Fokus auf die Ereignisse,
die zum Aufstand führen, anstelle den Aufstand selbst zum Hauptaspekt des Films zu machen, als problematisch. Denn so kann das Tempo schlichtweg nicht
überzeugen. Storytechnisch mag das innovativ sein, das hätte allerdings spannungsgeladene Momente nicht ausschließen müssen.
Für einen Film, der also augenscheinlich seine Charaktere in den Vordergrund stellt, erfahren wir von diesen erstaunlich wenig. Die Motivationen sind
nicht immer ganz klar, was sich besonders in einem Mord zeigt, der das Resultat eines Missverständnisses ist. An anderen Stellen wird versucht, ein kompliziertes
Schachspiel der Täuschungen zu entwickeln, mit dem Resultat, dass völlig unübersichtlich ist, was genau passiert. Immerhin, den groben
Überblick darf man aber die meiste Zeit über behalten. Was ist nun aber mit den einzelnen Individuen, die für ihr Vaterland kämpfen? Man bekommt viele frische
Gesichter zu sehen, daneben aber auch Liu Kai-Chi ("The Beast Stalker") und Elanne Kwong
("Fairy Tale Killer") in einigen der Nebenrollen. Die interessanteste Persönlichkeit wird von Tse Kwan-ho
("Chinese Paladin") verkörpert, aber wie bei allen anderen hätte man auch hier gerne mehr gesehen.
Der geschichtliche Hintergrund hätte besser umrissen werden müssen und die einzelnen Individuen besser ausgestaltet. Warum sonst stehen bestimmte Persönlichkeiten im Rampenlicht des Plots? Augenscheinlich auch für das obligatorische Drama, doch kann dieses überhaupt nicht nahegehen. Das Ende ist einfach frustrierend, denn gerade weil von Anfang an offensichtlich ist, wie alles ausgehen wird, hätte man hier mehr leisten müssen als ein antiklimaktisches Ende mit ein paar Tränen in zu langen Szenen. Nicht nur filmisch, und gerade hinsichtlich seines langsamem Tempos, kämpft "72 Heroes" mit Problemen, sondern auch mit seiner alles andere als objektiven Betrachtungsweise der Geschehnisse und seinem heroischen Unterton. Besser man liest ein Geschichtsbuch. Denn von Helden oder Märtyrern zu reden, ist einfach zu kurz gegriffen, um die Revolution zu jener Zeit angemessen zu erfassen.