Story: Der Steuereintreiber Ning Tsai-Shen (Leslie Cheung) kommt in eine kleine Stadt. Durch den starken Regen
sind allerdings seine Steueraufzeichnungen zerstört. Er kann weder Geld eintreiben, noch hat er welches um irgendwo
die Nacht verbringen zu können. Also beschließt er die Nacht in einem alten verlassenen Tempel Unterschlupf zu finden.
Dort
trifft er den taoistischen Schwertkämpfer Yen Che-Hsia (Wu Ma), den er wegen seiner merkwürdigen Art für einen
Verbrecher hält. Yen warnt Ning, dass er den Tempel so schnell wie möglich verlassen solle, da er von Geistern
heimgesucht wird. Doch Ning nimmt seinen Rat nicht ernst.
Die folgende Nacht wird Ning von einer wunderschönen Frauenstimme verzaubert. Er freundet sich mit der jungen
Nieh Hsiao-tsing (Joey Wong) an, weiß aber nicht, dass sie in Wirklichkeit ein Geist ist, der Männer verführt damit
sich ein Baumgeist (Lau Siu-ming) deren Lebensenergie aneignen kann. Nieh muss gegen ihren Willen machen, was ihr der
Baumgeist befiehlt, doch sie verliebt sich in Ning. Schließlich beschließt sie Ning zu helfen und dieser wiederum
möchte mit der Hilfe des Schwertkämpfers Nieh aus den Klauen des Baumgeists befreien.
Kritik: Es ist schon schwierig nach all diesen Jahren eine Kritik über einen Film zu verfassen, der wohl für
viele von uns einer der ersten war, der uns auf das asiatische Kino aufmerksam gemacht hat. Mit seinem
unglaublich abgedrehtem Genre-mix entführt uns "A Chinese Ghost Story" in eine Welt, die vielen von uns vorher nicht
bekannt war. Heutzutage ist der Film ein Klassiker und genießt eigentlich schon Kultstatus. Die tollen, aber
mittlerweile ziemlich amüsierend-veralteten Special-Effects geben dem Film seinen ganz besonderen Charme, genauso
wie seine tollen Bilder und abgedreht liebenswürdigen Charaktere.
Wie es der Titel vermuten lässt, ist die Story keinesfalls originell, bietet dafür aber einen schönen Rahmen, in dem
sich die äußerst gelungenen Charaktere bewegen dürfen. Da wäre zum einen der naive, aber gutmütige Steuereintreiber
Ning, der sich plötzlich mit einer Geisterwelt konfrontiert sieht, von der er eigentlich nur durch alte Geschichten
gehört hat. Der bedauernswerte Geist Nieh dagegen ist gezwungen für einen Dämon Männer zu beschaffen, damit dieser
an Macht gewinnt. Nieh lässt dabei nichts anbrennen und verführt die Männer reihenweise, meistens dann auch nur die,
die es verdient haben zu sterben. Nieh, dagestellt von Joey Wong, die einfach das passende bezaubernde Aussehen
hat, bekommt allerdings ihre Probleme mit Ning, denn dieser erweist sich als etwas schüchtern. Außerdem scheint er
einer von den "Guten" zu sein. Es entwickelt sich eine schöne Liebesgeschichte zwischen Mensch und Geist, der ohne
jeglichen typisch kitschigen Charakter auskommt.
Während Ning den "Helden" darstellt mit dem der Zuschauer langsam in diese faszinierende Welt eingeführt wird, wobei
Leslie Cheung ("Farewell My Concubine", "Days of Being Wild") eine sehr solide Darstellung abgibt, ist Wu Ma für den
Actionteil des Films verantwortlich. Seinem kauzigen, alten taoistischen Schwertmeister, der um keinen coolen
Spruch oder eine kleine spontane "Gesangseinlage" verlegen ist, zuzusehen macht einfach Spaß.
Er ist dann auch für
einige der wenigen Kämpfe verantwortlich. Diese sind zwar sehr nett anzusehen, und begeistern vor allem durch
viel Wire-work und schnelle hektische Schnitte, die dem Ganzen eine gewisse Dynamik verleihen, sind aber nicht
besonders komplex oder beeindruckend choreografiert. Das müssen sie auch nicht sein, denn in erster Linie ist der
Film ein Fantasy-Streifen und da ist es wichtiger, dass Yen einige nette kleine Zaubereien beherrscht. So darf er dann
auch mit seinen Handflächen Feuerbälle durch die Gegend werfen und mit seinen heiligen Schriftzeichen vertreibt er so
manchen Geist. Einfach schön abgedreht!
Die Spezial Effekte, mit denen die Ghouls oder der Baumgeist auf die Leinwand gebracht wurden sind nicht wirklich
überzeugend, so wurden die Untoten im aufwendigen Stop-motion-Verfahren aufgenommen und die gigantische Zunge, die
alles verschlingt, mag für einige Zuschauer lächerlich wirken, aber daraus macht "A Chinese Ghost Story" keinen Hehl.
Mit einem Augenzwinkern erzählt er die Geschichte, das dem Film dann gerade durch die eher mäßigen Effekte einen
unwahrscheinlichen (B-Movie) Charme verleiht.
Besonders hervorzuheben ist auch die Cinematografie. In tollen Bildern und einem schön düsteren Blaustich wird einem
diese Geistergeschichte präsentiert. Natürlich darf da auch nicht der übertriebene Gebrauch von Nebel oder Wind, der
die Blätter durch die Gegend fegt, fehlen. Die Welt mag künstlich wirken, aber gerade deshalb tauchen wir so gerne in
sie hinein, denn sie entführt uns in ein Märchen.
Ching Siu-Tung, bekannt für Filme wie "Swordsman III: The East is Red" oder seine Kampfchoreographien in Filmen wie
"Hero", kann mit seiner Vision der typischen chinesischen Geistergeschichte voll überzeugen. Dass Tsui Hark als
Produzent ebenfalls seine Hände im Spiel hatte ist nicht zu übersehen, und so verzaubert der Film auch mit
tollen Settings und Kostümen.
Bezeichnend für "A Chinese Ghost Story" ist der ungewöhnlich gut gelungene Genre-mix. Eigentlich ein
Horror-Fantasy-Streifen, liefert er ebenfalls eine tolle Liebesgeschichte mit Drama, die natürlich auch
überzogen-melodramatische Szenen liefert, dabei aber komischerweise niemals unglaubwürdig wird, wie es eben bezeichnend
für gute Hong Kong Filme und auch nur dort in dieser Form anzutreffen ist.
Stellenweise wirklich genial ist der abstrus-abgedrehte Humor, der sich nahtlos in den Film einfügt. Da kann man
selbst den eigentlich gruseligen Szenen mit den Untoten noch etwas Lustiges abgewinnen, wenn Ning dank seiner
Tolpatschigkeit ohne es zu wissen, lebensbedrohlichen Situationen entflieht. Ein toller Running-Gag sind dann auch
die Kopfgeldjäger in der Stadt, die bei jedem gerufenen "Halt", auch wenn es tatsächlich nur war, um jemanden noch kurz
etwas mitzuteilen, sogleich aufspringen um einen vermeintlichen Verbrecher dingfest zu machen. Typisch chinesischer
Humor, der aber keineswegs aufdringlich ist.
"A Chinese Ghost Story" hat seine Schönheitsfehler, wie z.B. ein paar kleinere Hänger in der Mitte des Films, ist aber
eben nicht zu Unrecht ein Klassiker des Hong Kong Kinos. Eine tolle Grusel-Liebesgeschichte, ein liebenswürdiges
B-Movie-Flair, gelungener Humor,
und ein genialer Soundtrack runden das ganze noch zusätzlich ab. In diese Fantasy-Welt taucht man
gerne ein. Aus Nostalgie-Gründen bekommt der Film dann auch noch einen Bonuspunkt und mir bleibt nichts weiter zu sagen
als: Sehr empfehlenswert!