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Aberdeen - Filmposter
Original Title:
Hoeng gong zai zi

Hong Kong 2014

Genre:
Drama, Comedy

Director:
Edmond Pang Ho-Cheung

Cast:
Louis Koo
Gigi Leung
Miriam Yeung
Eric Tsang
Ng Man-tat
Lee Man-kwai
Carrie Ng
Chapman To
Shawn Yue
Dada Chan


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Aberdeen

Story: Cheng Wai-tao (Louis Koo) ist erfolgreich und hat eine liebevolle Familie. Allerdings stört ihn, dass seine Tochter (Lee Man-kwai) nicht wirklich hübsch ist und es deshalb schwer im Leben haben wird. Er befürchtet sogar, dass sie gar nicht seine wirkliche Tochter ist. Seine Frau Cici (Gigi Leung) weiß mehr über die Gründe für ihr Aussehen, schafft es aber nicht, sie ihrem Mann zu verraten. Gleichzeitig hat sie es als ehemaliges Model schwer, in ihrem Alter als Schauspielerin Fuß zu fassen.
Währenddessen leidet Wai-taos Schwester Wai-ching (Miriam Yeung) immer noch darunter, dass ihre verstorbene Mutter sie nie geliebt hat. Ihr Ehemann, der Arzt Yau Kin-cheng (Eric Tsang), versucht ihr zu helfen, hat aber nebenher eine Affäre mit seiner Angestellten. Außerdem hat Wai-tao kein gutes Verhältnis mehr zu seinem Vater (Ng Man Tat), seitdem dieser mit der Leiterin eines Freudenhauses zusammen ist. Es scheint unmöglich für die Familie in Frieden an einem Tisch zu sitzen, doch langsam sucht die Familie nach Lösungen für ihre Probleme.

Kritik: Pang Ho-Cheung ist einer der wenigen Regisseure, die es vermögen, ihren Filmen etwas Einzigartiges zu verleihen. "Aberdeen" ist ein Familiendrama mit leichten Comedyelementen, aber was den Film so anziehend macht, ist eine verträumte, nachdenkliche Ader, die sich wie ein warmer, mit sich tragender Sommerwind anfühlt. Selten bekommt man Melancholie auf eine solch angenehme Art präsentiert, dass das Wort eigentlich schon wieder falsch ist. Möglicherweise mag es manchen Zuschauer stören, dass hier einiges ganz natürlich an seinen Platz fällt und wir eben kein tränengeschwängertes Drama präsentiert bekommen. Gerade das macht "Aberdeen" aber eben auch als Familiendrama so rührend. Einfache Antworten bekommen wir nicht, aber die, die wir bekommen, wirken wie die einzig möglichen, die man erwarten darf und das wiederum kann ein Form inneren Friedens kreieren.

Aberdeen - Film Screenshot 11

Vielleicht mag das alles etwas hochgestochen klingen, und Pangs Film ist sicherlich nicht perfekt, aber zuweilen wird auf erstaunlich tiefgründige Weise das Leben einer Familie betrachtet, deren einzelne Mitglieder alle ihre Probleme mit sich tragen. Dabei sind die Charaktere alle gut genug ausgearbeitet, dass sie jeder für sich genommen glaubwürdig sind, aber auch untereinander nachvollziehbare Beziehungen und Beziehungsprobleme haben. Einzig zwischen Bruder und Schwester klafft irgendwie eine Lücke, aber ein vermeintlicher Grund dafür zeigt sich im Laufe der Geschichte. Genau genommen ist es sogar überraschend, wie gut es Regisseur Pang trotz einer gestauchten Laufzeit von 97 Minuten gelungen ist, auf so viele Charaktere einzugehen und die einzelnen Geschichten so zu verweben, das sie wie ein Ganzes wirken.

Aberdeen - Film Screenshot 12

"Aberdeen" dreht sich um den Platz, den man in der Welt einnehmen möchte, die Suche nach dem Sinn des Lebens für einfache Menschen, die mit ihren ganz natürlichen Problemen zu kämpfen haben. Keiner der Charaktere ist dabei perfekt. Wir haben einen Vater, gespielt von Louis Koo ("The White Storm"), der sich Sorgen darum macht, dass es seine Tochter einmal schwer haben wird, da sie hässlich ist, und der deshalb sogar daran zweifelt, der Vater zu sein. Seine Frau, verkörpert von Gigi Leung ("Turn Left, Turn Right"), ist eine alternde Schauspielerin, der es an Talent mangelt und die anscheinend besser dran wäre, wenn sie ihren Körper bei Trinkgelagen an Regisseure verkaufen würde. Miriam Yeungs ("Love in a Puff") Charakter fragt sich, warum ihre Mutter sie nie geliebt hat und Eric Tsang ("2 Young") spielt einen Arzt, der fremdgeht. Alles interessante Persönlichkeiten.

Den Reiz des Dramas macht aus, hinter die Motive für das Verhalten der Individuen vorzudringen, und trotz seines langsamen Tempos schafft es Pang auch, dass die Dinge immer in Bewegung sind. Das liegt auch an seinem fast tranceartigen Rhythmus, den er hier auf fantastische Weise bis zum Schluss aufrechterhalten kann. Auch die großartigen Bilder, die durch besonders helle Lichtquellen immer etwas Träumerisches haben, wissen zu verzaubern. Im Besonderen weiß aber Peter Kams äußerst gelungener Soundtrack zu einer einzigartigen Atmosphäre beizutragen. Kam hat es auch schon in Pangs "Isabella" vermocht, eine tolle Symbiose mit den Bildern einzugehen. Darüber hinaus sind die Personen so gut geschrieben und gespielt, dass man sich gerne mit ihrem komplizierten Leben auseinandersetzt. Zumal dabei Fragen berührt werden, die jeden von uns interessieren (sollten).

Aberdeen - Film Screenshot 13

Dementsprechend kann "Aberdeen" auch überraschend tiefgründig sein. Es gibt einige Metaphern, die jedoch zumeist zu sehr auf dem Silbertablett serviert werden und damit gleichzeitig auch etwas profan wirken können. Dennoch gibt es ein paar schöne Traumsequenzen, die sich nahtlos in den Film einfügen, und noch ein paar Deutungsmöglichkeiten zulassen. Der Spielzeugstadt kommt dabei eine besondere Rolle zu, da sie bei verschiedenen Charakteren wiederkehrt. Neben dem Ernst des Dramas, gibt es aber auch ein paar schöne humoristische Szenen und so wird eine wichtige Lebensfrage auch mal anhand eines Fehlers in "Star Wars" geklärt. Am Ende hinterlässt der Film dann ein warmes Gefühl, auch wenn man "Aberdeen" ankreiden kann, dass man es sich mit den einzelnen Auflösungen etwas zu einfach gemacht hat. Pang Ho-Cheung hat trotz kleiner Kritik ganze Arbeit geleistet und ein schönes warm-verträumtes Drama geschaffen.

(Autor: Manfred Selzer)
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