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Big Brother - Filmposter
Original Title:
Dai si hing

Hong Kong 2018

Genre:
Comedy, Action

Director:
Kam Ka-Wai

Cast:
Donnie Yen
Jack Luo Mingjie
Gladys Li Ching-kwan
Gordon Lau Chiu-kin
Bruce Tong Kwan-chi
Chris Tong Kwan-yiu
Joe Chen
Yu Kang
Brahim Achabbakhe
Tom Caserto
Alfred Cheung
Ye Fan
Mike Leeder


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Big Brother

Big Brother - Film Screenshot 1

Story: Mr. Chen (Donnie Yen) kommt als Lehrer an die Tak Chi Schule, die er früher selbst besucht hat. Die Schule hat Probleme Fördergelder zu bekommen, da sich kaum ein Abgänger für ein Studium qualifiziert. Chen bekommt die hoffnungslosesten Fälle in Form der Klasse 6B. Wie alle Lehrer vor ihm wird auch Chen mit diversen Streichen empfangen, aber die außerordentlichen Kampfkunstwurzeln des Lehrers und sein wacher Verstand lassen die Schüler in ihren diversen Versuchen, den Unterricht zu sabotieren, versagen. Chen hört überdies seinen Schülern zu und kann so langsam ihr Vertrauen gewinnen. Da ist Jack (Luo Mingjie), der sich immer wieder mit Mitschülern anlegt und bei seiner Oma aufwächst, die kein Geld hat, weshalb er in einem Restaurant arbeitet und mit Gangster in Kontakt kommt. Neben ihm gibt es noch die in Autos verliebte Gladys (Gladys Li Ching-kwan), die von ihren Eltern nicht geliebt wird, weil der Sohn in der Familie eine wichtigere Rolle einnimmt; sowie den aus Pakistan stammenden Sänger Gordon (Gordon Lau Chiu-kin), der wegen seines Aussehens öfter von der Polizei angesprochen wird. Sowohl um diese als auch die Zwillingsbrüder Bruce und Chris (Bruce Tong Kwan-chi, Chris Tong Kwan-yiu), die unter ihrem alkoholabhängigen Vater leiden, kümmert sich der neue Lehrer mit ganzer Seele. Er will, dass seine Schüler den Abschluss machen und wieder lernen, an sich selbst zu glauben.

Filmroll Big Brother - Film Screenshot 2 Big Brother - Film Screenshot 3 Filmroll
Big Brother - Film Screenshot 4

Kritik: Eigentlich weiß man schon anhand des Posters, was für einen Film man hier erwarten darf. Und man wird nicht enttäuscht. Allerdings erweist sich "Big Brother" als auch nicht mehr. Irgendwo unter der Oberfläche ist eine Botschaft versteckt, die das Schulsystem des Landes bzw. Hong Kongs an den Pranger stellt, aber das soziale Gewissen des Films wird zu oft von der Gute-Laune-Atmosphäre der Komödie torpediert. Dass es auch dramalastige Momente gibt, steht außer Frage, aber eigentlich ist man doch für den Unterhaltungswert hier und das weiß "Big Brother" auch. Schade, dass man also nicht den Mut bewiesen hat, mehr aus dem Film zu machen. Das Potential war durchaus vorhanden. So bleibt es an Donnie Yen als Lehrer jede Krise aus dem Weg zu räumen und seinen Schülern eine Stütze und ein moralischer Kompass zu sein. Notfalls involviert das auch Auseinandersetzungen mit den Fäusten. Aber ohne ein paar Kämpfe hätte man hier wohl auch sein Geld zurückverlangt.

Big Brother - Film Screenshot 5

Originalität wird man wohl kaum erwarten, beschließt man einen Film zu sehen, der so offensichtlich eine Kopie vieler ähnlicher Werke über Lehrer ist, die mit ihren unorthodoxen Methoden eine Klasse voller schwieriger Schüler wieder auf die rechte Bahn rücken wollen ("Dangerous Minds" etc.). "Big Brother" kann dazu aber noch recht kitschig sein. Da wären Schüler, die sich in Computer- und Handyspiele flüchten, weil sie zuhause Probleme haben und dadurch schließlich den Anschluss in der Schule verpassen, Kinder, die von ihren Eltern in eine Rolle gedrängt werden, die sie nicht erfüllen können/wollen und natürlich auch ein elternloser Junge, der bei seiner Oma wohnt und das größte Problem darstellt. Und wie nicht anders zu erwarten, löst Mr. Chen all jene Probleme mit schon an Unglaubwürdigkeit grenzender Passion. Ein wenig problematisch ist dabei, dass die Probleme eigentlich direkt nacheinander abgehakt werden und man so kaum noch Zweifel daran hat, dass auch der nächste schwierige Schüler Chens "Glaub an dich"-Botschaft verinnerlichen und zum besseren Menschen wird.

Big Brother - Film Screenshot 6

Das Problem ist dabei vor allem, dass Mr. Chen alles kann. Es gibt nichts, was ihn vor ernsthafte Probleme stellt. Die aufopferungsvolle Art, mit der er sich um seine Schüler kümmert, lässt natürlich auch ein (traumatisches?) Erlebnis in seiner Vergangenheit vermuten, das wir früher oder später präsentiert bekommen. Und wenn es so weit ist und wir Chen dabei begleiten, wie er nach dem Sinn des Lebens sucht, dann wird auch klar, dass nicht alles in diesem Film nahtlos zusammenpasst. Es gibt ein paar ernste und sogar tragische Momente, wie ein Selbstmordversuch, aber letztlich will der Film seine gute Laune beibehalten, was sich auch in Songs von Lukas Graham und James Blunt widerspiegelt (in einer Hong Kong Produktion außerdem besonders herausstechend). Man wird mit Plattitüden wie "Wissen ist Macht" und "Folge deinem eigenen Weg" leben müssen, denn "Big Brother" ist ein Film, der eben jene hoffnungsvollen Botschaften mit auf den Weg geben und zeigen will, dass man die nicht so Privilegierten in unserer Gesellschaft nicht einfach abschreiben darf, sondern fördern muss.

Big Brother - Film Screenshot 7

Neben den zum Teil klischeehaften Lebensumständen und familiären Problemen der Schüler, ist auch das wachsende Vertrauen in den Lehrer nicht besonders originell dargestellt. Allerdings besitzen die fünf Schüler, die im Fokus stehen, ihre Eigenheiten und das macht die Charaktere zwar nicht ernsthaft dreidimensional, aber immerhin plastisch genug, dass man sich ihnen nahe fühlt. Donnie Yen ("Chasing the Dragon") hat Spaß in seiner Rolle und auch wenn Mr. Chen in seiner Motivation, alles für seine Schüler zu tun, manchmal etwas überdreht wirkt, ist es doch genau das, was man in einer solch lebensbejahenden Komödie sucht. Nichtsdestotrotz werden die meisten in einem Donnie Yen-Film ungeduldig darauf warten, wann es zum ersten Kampf kommt. Und es dauert tatsächlich gute 50 Minuten! Dann legt sich Chen aber mit einem ganzen Umkleideraum von MMA-Kämpfern an. Die Umgebung wird dabei stark in die Kämpfe mit einbezogen und Yen selbst zeigt hier auch einen starken Fokus auf MMA-Griffen und -Techniken.

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Big Brother - Film Screenshot 10

Die Kämpfe sind rar gesäht, aber das passt und der Showdown ist auch nochmal sehr zufriedenstellend. Die Auseinandersetzungen sind hart, werden aber durch komische Momente wie jenem, in dem sich gerade aus der Dusche kommende Kämpfer mit Chen anlegen, aufgelockert. Das Tempo ist aber auch abseits der Action hoch. Selbstverständlich gibt es einige Steine, die dem Lehrer dann doch noch in den Weg gelegt werden, aber niemand zweifelt hier an einem Happy End. Das ist schade, weil wie gesagt so die Kritik am leistungsorientierten Schulsystem, in dem zu viele Schüler durch private Umstände durchs Raster fallen können, am Schluss völlig in Vergessenheit gerät. Stattdessen ist alles irgendwie miteinander verbunden, sogar der Bösewicht hat eine Vergangenheit mit der Schule, und läuft auf eine Vesöhnung hinaus. Wer also nach einem Film sucht, der einem am Schluss mit guter Laune zurücklässt, ist hier genau richtig. Man sollte sich allerdings bewusst sein, dass man dies mit einer guten Portion Kitsch und Plattheit serviert bekommt.

(Autor: Manfred Selzer)
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