Story: Eine junge Mutter, So-yeong (Lee Ji-eun), legt ihr Baby bei der Baby-Box eines Waisenhauses ab. Die Polizistin Soo-jin (Bae Doona) beobachtet dies mit ihrer Kollegin (Lee Joo-young). Sie geht Hinweisen nach, dass Sang-hyeon (Song Kang-ho) und Dong-soo (Gang Dong-won), zwei Mitarbeiter des Waisenhauses, einige der Babys illegal an Personen verkaufen, die unbedingt Eltern werden wollen. Tatsächlich löschen Sang-hyeon und Dong-woo die Videoaufnahmen, wie das Baby abgegeben wurde, und suchen bald nach einem Käufer. Allerdings kommt die junge Mutter zurück, um ihr Baby wieder abzuholen. Als sie von Sang-hyeon erfährt, dass die beiden Männer das Baby verkaufen wollen und sie einen Anteil an dem Geld haben könnte, willigt sie ein, mitzumachen. Die drei begeben sich auf die Suche nach Käufern, doch bei ihrem Bild passender Eltern sind sie recht wählerisch. Detective Soo-jin muss sich in Geduld üben, da sie die Verbrecher auf frischer Tat ertappen muss, um sie ins Gefängnis stecken zu können. Sie verfolgt die drei auf Schritt und Tritt und lernt sie dabei etwas besser kennen. Sie sind nicht die Monster, für die die Polizistin sie zunächst gehalten hat. Doch dann stellt sich heraus, dass es einen Mord gab, in den einer der Personen involviert sein könnte. Währenddessen kommen sich die drei auf ihrer Suche nach einem Käufer immer näher und kümmern sich abwechselnd um das Baby.
Kritik: Regisseur Hirokazu Koreeda hat bereits bei den Filmfestspielen von Cannes 2018 die Goldene Palme für sein Familiendrama "Shoplifters" gewonnen. Genau genommen hat er stets Filme über etwas verdrehte Familien gedreht. Menschen, die wild zusammengewürfelt zu sein scheinen und dennoch durch starke Familienbande zusammengehalten werden. Koreedas Filme strahlen trotz all der Probleme, denen sich die Familienmitglieder ausgesetzt sehen, eine gewisse Wärme aus, die durchaus mal ins Sentimentale abgleiten kann. Besonders "Our Little Sister" fällt bei seinen positiveren Werken ein. Auch wenn sich der Regisseur immer wieder dem Thema Familie zuwendet, und was dieses Wort genau bedeutet, macht er auch ab und an ein paar kleine Abstecher wie in dem etwas düsteren oder zumindest tristeren Drama "Air Doll", für dessen Hauptrolle er bereits Bae Doo-na verpflichtet hatte. Die beiden zuletzt genannten Filme erwähne ich nicht ohne Grund, denn "Broker" fühlt sich tonal wie eine Verschmelzung der beiden Werke an.
Broker spielte erneut bei den Filmfestspielen von Cannes und so kann man nicht umhin zu vermuten, dass Koreeda erneut einen Film auf die Leinwand bringen wollte, der sich für einen Preis qualifiziert. Vielleicht war das auch der Grund, warum er das erste Mal einen koreanischen Film drehte, schließlich hat das Land nach "Parasite" (ebenfalls mit Song Kang-ho) immer noch etwas Dynamik, um vielleicht den nächsten Preis zu garantieren. "Broker" hat jedoch mit einem recht gemächlichen Tempo zu kämpfen und einer gewissen Unnahbarkeit der Charaktere, die mit der Zeit zwar schichtweise etwas abgetragen wird, aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Koreedas Stil eher dem japanischen Kino entspricht. Davon abgesehen ist das Drama aber ganz klar "koreanisch". Dieses Gefühl bekommt man vor allem daher, dass "Broker" zum Großteil auch ein Road-Movie ist. An einem bestimmten Punkt haben die Charaktere zun Beispiel plötzlich alle sichtlich Spaß und der Ton wird etwas unbeschwerter, sodass man sich fast an eine Urlaubsfahrt erinnert fühlt.
Dieser Moment dauert aber nicht lange an. Die meiste Zeit arbeitet sich das Drama an den Charakteren ab. Faszinierend und meiner Ansicht nach ein Pluspunkt des Films ist, dass der Regisseur Schuldzuweisungen vermeidet. Ich habe sogar eine Kritik gelesen, die ankreidete, dass die Taten der Protagonisten diese unsympathisch machen, aber die Personen selbst viel zu charismatisch dargestellt werden. Sicherlich mag das dem einen oder anderen sauer aufstoßen, aber das macht Koreedas Dramen eben auch komplexer. Verschiedene Mängel und Fehler der Charaktere treten zutage, aber im Kern ist niemand wirklich ein böser Mensch. Während des Roadtrips wachsen die Charaktere langsam zusammen. So-yeong das erste Mal lächeln zu sehen, als herumgeblödelt wird, bricht schließlich das Eis und lässt zu, dass wir überhaupt bereit sind, mehr über die Hintergründe ihrer Entscheidung zu erfahren. Als dann parallel die Ermittlungen zu einem Mord laufen, ohne dass der Film sich jemals wie ein Krimi anfühlen würde, sind wir immer in der Schwebe, was wir denn nun von den Charakteren zu halten haben.
Die anfängliche Distanz, die eigentlich bis in die zweite Hälfte des Films reicht, macht es aber schwierig, in das Drama investiert zu sein, und einige Szenen fallen auch recht langatmig aus. Das ist etwas unglücklich, weil ein paar der Dialoge eine gewisse Tiefe beweisen, die somit nicht ausgereizt werden kann. Später funktioniert das Ganze schon besser und dank der durchwegs guten darstellerischen Leistungen gleiten jene Momente auch nie ins überaus Sentimentale ab. Bei der Mischung aus Drama und Hoffnung, nicht zuletzt in Form des kleinen Babys, für das niemand der Involvierten eine schlechte Zukunft möchte, spielt auch der Humor eine nicht zu verachtende Rolle. Denn die Polizistin möchte die Verbrecher die ganze Zeit auf frischer Tat ertappen, während beim Verkauf des Babys immer wieder etwas schiefgeht oder die potentiellen Eltern sich als unpassend erweisen, sodass es überhaupt erst zu dem langen Roadtrip kommen muss, bei dem die Protagonisten verschiedene Interessenten abklappern.
Die Polizistin hört derweil die "Menschenhändler" ab und realisiert mit der Zeit selbst, dass diese keine Monster sind. Dabei spielen auch kleine Episoden eine Rolle, wie z.B. als Song Kang-hos Charakter sich mit seiner Tochter trifft, die bei ihrer Mutter lebt. Von solchen Momenten hätte man sich noch mehr gewünscht, da die Charaktere dadurch etwas mehr an Farbe gewinnen. Etwas, das in "Broker" nicht so gut gelingt, wie intendiert war. Zum Ende hin hat man überdies das Gefühl, dass sich die Dinge etwas überschlagen. Dabei hätte es genug Szenen gegeben, die hätten gekürzt werden können. Es bleibt nämlich dabei, dass "Broker" über weite Strecken langatmig ist. Dafür gibt es immer wieder ein paar Szenen und Dialoge, die den richtigen Ton treffen und bewegen können. Schlussendlich ist Koreeda damit ein weiterer "Familienfilm" gelungen, der auf gewisse Weise das Leben und die damit verbundenen Hürden zelebriert, wobei Tragik und Hoffnung Hand in Hand gehen. Sein bestes Werk ist "Broker" aber nicht.