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Chime - Filmposter
Original Title:
Chime

Japan 2024

Genre:
Horror

Director:
Kiyoshi Kurosawa

Cast:
Mutsuo Yoshioka
Tomoko Tabata
Ikkei Watanabe
Seiichi Kohinata
Hana Amano
Junpei Yasui
Koji Seki


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Chime

Chime - Film Screenshot 1

Story: Takuji Matsuoka (Mutsuo Yoshioka) unterrichtet an einer Kochschule. Seine Schüler sollen durch das Kochen auch lernen, etwas zu entspannen, und dem Stress des Alltags entkommen. Einer seiner Schüler hat sich sogar nur angemeldet, um sich von einem immer wiederkehrenden Ton abzulenken. Er erzählt dann eines Tages, dass die Hälfte seines Gehirns durch eine Maschine ersetzt wurde, die auf den Ton reagiert. Um dies seinem Lehrer zu beweisen, sticht er sich ein Messer in den Kopf. Der Kochlehrer und die Schüler stehen unter Schock und die Polizei hat den Fall bald als Selbstmord infolge psychischer Probleme eingestuft. Für Matsuoka geht es dann auch wieder aufwärts, als er bei einem Vorstellungsgespräch eine gute Figur abliefert. Er will wieder als Chefkoch arbeiten. Kurz darauf wird an der Kochschule jedoch jemand heimlich getötet und das Opfer vergraben. Die Polizei taucht daher wieder in der Kochschule auf und untersucht den Vermisstenfall. Matsuoka scheint von Gewalt verfolgt zu werden und immer mehr eigenartige Dinge geschehen um ihn herum. Hat es was mit dem Schüler zu tun, der sich selbst das Leben genommen hat?

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Chime - Film Screenshot 4

Kritik: Kann man einen Ausflug ins Horrorgenre, der gerade einmal 45 Minuten lang dauert, wirklich als Film bezeichnen? Schwierig zu sagen, aber es ist in jedem Fall eine Dreiviertel Stunde, die die Zeit des Zuschauers respektiert. Genau lang genug, um eine dichte, unheimliche Atmosphäre aufzubauen und neugierig auf eine Fortsetzung zu machen. Dass wir diese wohl kaum bekommen, ist da sehr schade, aber Regisseur Kiyoshi Kurosawa kann mit der Stimmung in seinem neuesten Werk auf jeden Fall an "Pulse" anknüpfen, ein kleines Horror-Meisterwerk, das bei mir erst beim zweiten Mal Klick gemacht hat, aber dafür eine ganz besondere Erfahrung war. Auch auf "Chime" muss man sich einlassen können. Der Horror wird durch die Atmosphäre kreiert, die einen immer spüren lässt, dass man in eine Art Anderwelt übergegangen ist. Übernatürliches bleibt unsichtbar bzw. so, dass man es nur aus dem Augenwinkel wahrnehmen kann. Echter Horror lässt die Fantasie die Lücken ausfüllen und exakt an dieser Stelle beweist der Regisseur auch diesmal wieder sein Talent.

Chime - Film Screenshot 5

Besonderes Augenmerk liegt natürlich auf der Sounduntermalung, aber echte Glocken, die einen in den Wahnsinn treiben, hört man nicht. Das wäre für Kiyoshi Kurosawa auch viel zu direkt. Stattdessen hört man mehr als Teil der Hintergrundmusik manchmal eine Art Jingle, wie als würde gleich eine Bahnhofsansage ertönen. Daneben gibt es aber auch andere ziemlich gruselige musikalische Fetzen, die immer wieder die packende Atmosphäre unterstreichen. Auch die Soundeffekte leisten ihr Übriges, dass man sich immer wieder fragen muss, ob das wirklich noch unsere Realität ist, die man dort auf dem Bildschirm sieht. Die Geschichte selbst fällt minimalistisch und kryptisch aus. Aus dem Protagonisten wird man nicht schlau und aus seiner Familie noch weniger. Es sind dort kleine Handlungen und Begebenheiten, die bei einem die Frage aufkommen lassen, ob das eigentlich normale Menschen sind oder Bewohner anderer Welten, die das Menschsein nur simulieren. In jedem Fall ist das alles sehr befremdlich - eben genau das, worauf der Horror abzielt.

Chime - Film Screenshot 6

Gewalt, die kein wirkliches Motiv hat, tritt dabei stets in den Vordergrund. Oder vielleicht gibt es ein Motiv, wir bekommen es jedenfalls nie zu sehen oder gar zu verstehen. Irgendwann glaubt man sogar, dass Matsuoka die Gewalt wie ein übernatürliches Wesen auf Schritt und Tritt folgt. Das ist aber schwierig zu sagen, weil sich außer dem Detective und ein paar Mitarbeiterinnen in der Kochschule alle etwas eigenartig verhalten. In Matsuokas Familie stimmt auch so einiges nicht. Die Ehefrau bringt in zwei Szenen riesige Säcke mit leeren Dosen in den Hof und leert sie dort in (vermutlich) Recyclingbehälter. Eine der vielen Momente die irgendwie befremdlich sind. Was in einem Drama aber nach Art-House aussehen könnte, kreiert hier einen subtilen Horror. Wie der Regisseur einmal selbst sagte, besteht sein Horror darin, dass er in eine augenscheinlich normale Welt etwas Fremdes injiziert und die Charaktere in dieser neuen, eigenartigen Welt damit umgehen lässt.

Chime - Film Screenshot 7

Es ist nicht leicht, diese Art von subtilem Horror zu beschreiben, aber sie ist packend, sofern man mit der Atmosphäre zurechtkommt. Die Charaktere können einen jedenfalls nicht an die Hand nehmen, um einen durch die Story zu führen. Und eine echte Story gibt es auch gar nicht. Die Welt von "Chime" ist voller Geheimnisse, die - und das ist einem speziell bei Kurosawas Filmen von Anfang an bewusst - nie gelüftet werden. Der Horror kriecht aber immer einen Millimeter unter der Oberfläche. Es ist nie der Einsatz eines Messers, der diesen Horror ausmacht - dennoch kann es manchmal blutig werden -, sondern beispielsweise der Fokus auf einen Vorhang, auf den ein gruseliges Licht fällt, und die eigene Fantasie, was sich dahinter verbergen könnte. Das Zusammenspiel von Regie, Musik und Soundeffekten entführt in eine Anderwelt, aus der man am liebsten sofort fliehen möchte, die aber gleichzeitig eine unerklärliche Faszination ausübt.

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Chime - Film Screenshot 10

Die Bilder von "Chime" sind gestochen scharf und haben speziell zu Beginn etwas Steriles an sich. Am Ende - vielleicht der Hinweis auf den letzten Übertritt in eine andere Welt - wechselt der Stil zu einer Handkamera mit grobkörnigen Bildern. Ein Horrorfilm wie dieser kann nur in den Händen eines talentierten Regisseurs funktionieren, da er von seinen Bildern und der Geschichte, die durch diese zwischen den Zeilen erzählt wird, lebt. Kritik ist aber vor allem daran zu üben, dass "Chime" einfach zu kurz ist. Wie ein Experiment oder der Auftakt zu einer Serie. Sicherlich kann man auch Probleme damit haben, dass man sich mit niemandem identifizieren kann und es einfach zu viele Fragen gibt, die nicht beantwortet werden. Letzten Endes wäre es aber einfach schön gewesen, wenn am Ende einfach zumindest eine halbe Stunde mehr von dem, was man hier als subtilen Horror bekommt, herausgekommen wäre. "Chime" ist nämlich zweifellos faszinierend.

(Autor: Manfred Selzer)
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