Story: Der Selbstmord von Taguchi (Kenji Mizuhashi) ist für seine Kollegen, unter diesen sind auch Michi (Kumiko Aso) und Junko (Kurume Arisaka),
äußerst verstörend. Offenbar litt er unter Depressionen, aber niemand hat dies bemerkt. Ein merkwürdiges Rätsel gibt Michi außerdem die CD auf,
an der Taguchi vor seinem Tod gearbeitet hat. Dort ist in einem Video ein Mann zu sehen, der Taguchi sein könnte. Zur gleichen Zeit geht der Student
Ryosuke (Haruhiko Kato) zum ersten Mal ins Internet. Dort sieht er plötzlich Aufnahmen von fremden Wohnungen und die Frage, ob er einen Geist treffen möchte,
erscheint auf dem Bildschirm. Ryosuke kann Computer ohnehin nicht leiden und will die Sache schnell vergessen, doch sein Computer wählt sich immer wieder
selbst ins Internet ein. Daraufhin sucht er an seiner Universität die Expertin Harue (Koyuki) auf, die bald äußerst Beunruhigendes aufdeckt. Mittlerweile
gibt es noch mehr rätselhafte Selbstmorde, die alle mit den Videos im Internet und einer von rotem Isolierband umrandeten Tür zu tun haben. Oder ist es
letztendlich die Einsamkeit, die so viele Selbstmordopfer fordert?
Kritik: "Pulse" ist ein schwer zu fassender Horrorfilm, der vor allem mit dem Umstand zu kämpfen hat, dass er von vielen Kritikern über Maßen
hoch gelobt wird. Der für das Genre ungewöhnliche sozialkritische Ton und die unheimliche Atmosphäre des Films rechtfertigen dies, doch trotz allem bleibt
"Pulse" auch ein sehr langsamer, schwerfälliger bis hin zu langweiliger Horrorfilm. Hat man sich aber auf die Stimmung des Films eingelassen, ist er
lohnenswerter als viele seiner Konkurrenten. Der Horror arbeitet nämlich auf subtiler Ebene und spielt mit den Ängsten des Menschen vor Einsamkeit. Und
genau diese durchzieht den Film von Anfang bis Ende. Wer hier also einen typischen Japan-Horrorfilm erwartet, mag enttäuscht werden. Kommt man aber
mit der speziellen Art von "Pulse" zurecht, wird man den Film nicht so schnell vergessen.
Regisseur Kiyoshi Kurosawa ist bereits durch Filme wie "Cure" oder "Retribution" für sein ruhiges
Tempo bekannt. Hier geht er aber fast einen Schritt weiter und lässt uns an der Einsamkeit der Protagonisten förmlich teilhaben, indem wir ihnen oft dabei
zusehen, wie sie von der Welt isoliert in den Tag hineinleben. Dabei geht Kurosawa mit einem solch unwahrscheinlich ruhigen Tempo voran, dass man manchmal gegen
Müdigkeit ankämpfen muss. Das bleibt dann bis zuletzt auch das größte Manko des Films. Wer mit dem gemächlicheren Tempo vieler japanischer Horrorfilme
ohnehin nie etwas anfangen konnte, sollte speziell um "Kairo" (so der weit verbreitete Alternativtitel) einen Bogen machen. Immerhin gibt es aber ein paar
Horrorszenen, die wieder wachrütteln können.
Jene Horrorszenen sind im Übrigen sehr gut gelungen, da hier viel mit Licht und Schatten gespielt wird. Eigentlich sieht man die Geister nie wirklich, sie
sind schwarze Schatten, ein Gesicht bekommt man fast nie zu sehen. Aber gerade weil man eigentlich kaum etwas sieht, spielt einem die eigene
Fantasie so manchen Streich. Das Unbekannte und Ungesehene kann schließlich den größten Horror hervorrufen, wie hier eindeutig bewiesen wird. Die
Toten bleiben zudem häufig auch einfach als schwarze Flecken an der Wand zurück. Ein letztes Abbild vor der völligen Auflösung. Alleine diesen Aschefleck
zu sehen, lässt es einem eiskalt den Rücken runterlaufen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist dagegen die Musik, die manchmal etwas zu dominant einen
sphärischen Gesang im Vordergrund hat.
Die Geschichte des Films wird parallel aus der Sicht zweier Protagonisten erzählt und läuft am Ende zusammen. Vieles bleibt hier aber in der Schwebe und ist
sehr abstrakt. Haben die Geister einen Zugang zu unserer Welt über das Internet gefunden? Warum lösen sich dann die Menschen in nichts auf? Wohin kommen diese
Toten, wenn die Geister doch in unsere Welt gelangen, weil ihre überfüllt ist? Es gibt viele Fragen, die unbeantwortet bleiben, aber dies erweist sich
erstaunlicherweise als weniger frustrierend als in ähnlichen Werken. Vieles darf und sollte auch selbst vom Zuschauer interpretiert werden, zumal "Pulse" einige
Metaphern bereithält, seien es offensichtliche, wie die Punkte auf dem Bildschirm, die sich gegenseitig auslöschen, wenn sie sich zu nahe kommen, aber sich
anziehen, wenn sie sich zu weit voneinander entfernen, oder weniger klare, wie die Türen, die mit rotem Klebeband verschlossen werden.
Augenscheinlich sorgt die Begegnung mit einem Geist dafür, dass ein immanenter Todeswunsch verstärkt und das Leben langsam aus einem herausgesaugt wird. Gerade hier erkennt man die Kritik an der sozialen Vereinsamung in der japanischen Großstadt (oder überall anders auf der Welt), die hier noch über das Einwählen mit einem Modem ins Internet (das Geräusch erweckt Nostalgie pur...) verbildlicht wird, und heute durch die sozialen Netzwerke aktueller denn je geworden ist. Die Menschen wählen ihre eigene Einsamkeit und gehen daran zugrunde. Diese Aussage des Films funktioniert umso besser, als dass die Ereignisse zum Ende hin wesentlich größere Wellen schlagen als zuvor angenommen. Wer also mit dem ruhigen Tempo leben kann, wird hier einen außergewöhnlichen Horrorfilm über die Einsamkeit vorfinden.