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Evil Does Not Exist - Filmposter
Original Title:
Aku wa Sonzai Shinai

Japan 2023

Genre:
Drama

Director:
Ryusuke Hamaguchi

Cast:
Hitoshi Omika
Ryo Nishikawa
Ryuji Kosaka
Ayaka Shibutani
Hazuki Kikuchi
Hiroyuki Miura


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Evil Does Not Exist

Evil Does Not Exist - Film Screenshot 1

Story: Takumi (Hitoshi Omika) lebt im kleinen Ort Mizubiki und erledigt dort allerlei kleine Jobs. Er ist ein Mann, der sich mit der Natur verbunden fühlt und die Region sehr gut kennt. Eine seiner Aufgaben ist es auch, reines Quellwasser für das lokale Restaurant zu holen. Dabei vergisst er gerne mal die Zeit und kommt zu spät, um seine Tochter Hana (Ryo Nishikawa) von der Schule abzuholen. Hana tritt dann alleine den Weg nach Hause an und ihr Vater holt sie immer wieder ein und erklärt ihr auf dem Weg durch den Wald die Flora und Fauna. Eines Tages wird die Idylle der kleinen Ortschaft aber von einem Start-Up-Unternehmen gestört, das in dem Ort "Glamping" anbieten will, eine Form des Campings, bei dem auf Luxus nicht verzichtet werden muss. Takahashi (Ryuji Kosaka) und Mayuzumi (Ayaka Shibutani) sind Vertreter einer Talentagentur und sollen für die Firma Kontakt mit den lokalen Bewohnern aufnehmen. In einer Präsentation und anschließenden Fragerunde will man die Bewohner des Ortes für sich gewinnen. Allerdings haben die Bewohner einige nicht von der Hand zu weisende Probleme mit dem geplanten Campingplatz. Vor allem die voraussichtliche Verschmutzung des Grundwassers macht ihnen Kopfzerbrechen. Takahashi und Mayuzumi müssen sich mit ihrem Chef besprechen. Takahashi findet aber Gefallen an dem ruhigen Leben in der Ortschaft und überlegt, sich dort ein neues Leben aufzubauen.

Filmroll Evil Does Not Exist - Film Screenshot 2 Evil Does Not Exist - Film Screenshot 3 Filmroll
Evil Does Not Exist - Film Screenshot 4

Kritik: Bereits nach den ersten Minuten, in denen die Kamera in den Himmel gerichtet durch einen Wald fährt, wird klar, dass es sich hier um eine sehr gemächlich erzählte Geschichte handelt. Danach schauen wir weitere Minuten dabei zu, wie Holz gehackt wird und Quellwasser abgefüllt wird. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass man dieses Drama über weite Strecken getrost in doppelter Geschwindigkeit abspielen könnte und inhaltlich absolut nichts verpassen würde. "Evil Does Not Exist" ist aber auch ein Film, der sich um die Atmosphäre kümmert und von dieser lebt. Das muss man respektieren, es darf aber ebenso festgehalten werden, dass Menschen ohne Geduld hier sicherlich vor dem Bildschirm einschlafen werden. Auch mir fiel es zugegeben etwas schwer, bis zum Ende durchzuhalten. Damit sollte die größte Kritik an dem Drama bereits vorweggenommen sein, es gibt aber auch ein paar positive Seiten, die der Film immer wieder zur Schau stellt. Da wäre zum einen die schöne Kinematografie und eine Musikuntermalung, die zum Aufbau der sonderbaren Stimmung einen großen Beitrag leistet. Daneben gibt es noch ein Ende, das viele mit Fragezeichen zurücklassen wird, aber bei genauerer Betrachtung aufzeigt, dass scheinbar unwichtige Szenen bereits auf diese Auflösung hingearbeitet haben.

Evil Does Not Exist - Film Screenshot 5

Zwar mag schnell eine gewisse Ermüdung eintreten, aber wenn man sich an das Tempo gewöhnt hat, belohnen einen nicht nur die wunderbaren Naturaufnahmen, die etwas gestochen Scharfes und Realistisches an sich haben, sondern auch einige der regietechnischen Kunstgriffe. So wandert Takumi durch den Wald, während die Kamera parallel zu ihm mitfährt, bis er plötzlich seine Tochter, die er wohl eingeholt hat, auf dem Rücken trägt. Den genauen Zeitpunkt, wann er sie eingeholt hat, bekommen wir aber nicht mit, da der Blick auf ihn immer wieder durch Bäume versperrt wird, womit hier die Zeit gestaucht wird - anders als im Rest des Dramas. Denn sonst nimmt man sich sogar die Zeit, die Kamera ohne einen Schnitt an die hintere Stoßstange von Takumis Auto zu heften. Das anschließende Gewackel muss man dann aushalten können. Überhaupt darf man keine Probleme mit wackelnder Handkamera haben, denn an einigen Stellen folgt die Kamera den Protagonisten, auch wenn dabei dankenswerterweise nie wirklich der Eindruck einer Dokumentation entsteht. Dennoch steht das Gezitter im Kontrast zu der wunderbaren Bildkomposition.

Evil Does Not Exist - Film Screenshot 6

Während man zunächst glaubt, dass Takumi unser einziger Bezugspunkt bleibt, ändert sich das in einer Schlüsselszene. Die eigentliche Handlung lässt sich nämlich in der Besprechung zum Glamping-Projekt im Gemeindehaus finden. Dort äußern die Bewohner des kleinen Ortes ihre Bedenken und es wird offensichtlich, dass gerade das Wasser und die unberührte Natur etwas ist, das sie kollektiv schützen wollen, auch weil zum größten Teil ihre eigene Existenz daran geknüpft ist. Es geht also um die Ankunft von Fremden, die das vorherrschende Idyll aufbrechen und drohen, alles zu ändern. Mit Takahashi findet sich aber auch jemand, der des Lebens in der Stadt überdrüssig geworden und eigentlich in einer Sackgasse gelandet ist. Das Leben in der Ortschaft würde ihm einen Neuanfang bieten, den er sich vielleicht auch nur unbewusst sehnlichst wünscht. Wir erfahren über ihn eigentlich mehr als über Takumi, als er bei einer langen Autofahrt mit seiner Kollegin über dies und jenes spricht. Über Takumi, ein sehr stiller Geselle, bleiben wir im Dunkeln, bis wir anfangen, seine Handlungen als Indizien für seinen Charakter zu einem Muster zu sortieren.

Evil Does Not Exist - Film Screenshot 7

Immer wieder vergisst der Protagonist seine Tochter von der Schule abzuholen. Der beste Vater ist er also wohl nicht, aber andererseits erklärt er ihr geduldig die Natur. Der Ankunft der Fremden tritt er auch sehr skeptisch gegenüber, aber er ist gleichzeitig auch etwas offener, als man erwarten würde. Ein paar weitere Bewohner der Ortschaft lernt man auch kennen. Auch wenn wir nur wenig über ihren individuellen Charakter erfahren, ergibt sich doch ein Bild der Ortschaft und ihrer Menschen. Das ist auch wichtig, will man das Ende und Takumis Handlung verstehen. Denn die Veränderung scheint auf eine Katastrophe hinzuarbeiten. Das macht auch Eiko Ishibashi Soundtrack deutlich, der immer wieder wie ein dunkles Omen voraussagt, dass etwas Schlimmes passieren wird. Wie schlimm, das bleibt aber bis zum Ende die Frage. Doch diese Vorahnung lässt uns die ab und an im Hintergrund hörbaren Schüsse der Jäger sowie die kleine Verletzung Mayuzumis an einem Strauch in einem ganz anderen Kontext wahrnehmen. Dennoch muss man sich Mühe geben, um beim Ende nicht einfach mit Fragezeichen über dem Kopf zurückzubleiben.

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Evil Does Not Exist - Film Screenshot 10

Ursprünglich wollte der Regisseur den Film nur als halbstündiges Werk ohne Dialog und mit Live-Soundtrack aufführen. Mit "Evil Does not Exist" ist zudem noch ein 106-minütiges Drama daraus geworden, das aber einfach zu lang ausfällt. Wer sich mit dem Tempo von Filmen wie "Village" anfreunden kann, wird hier sicherlich etwas für sich mitnehmen können. Ryusuke Hamaguchi hat mit "Drive My Car" bereits Oscar-Nominierungen als bester Regisseur und bestes adaptiertes Drehbuch erhalten, allerdings hat mir das Tempo von "Evil Does Not Exist" doch etwas die Lust genommen, sein dreistündiges Werk zu sehen. Hier muss man also ehrlich mit sich selbst sein. Kritiker loben den Film in den höchsten Tönen, was hinsichtlich seiner lyrischen Atmosphäre auch nur richtig ist, aber die meisten Zuschauer werden in "Evil Does Not Exist" zu viel Entschleunigung vorfinden. Auch das Ende wird nicht jeden ansprechen können. Aus diesem Grund werde ich etwas aus der Reihe tanzen und den Film trotz seiner teilweise verzaubernden Atmosphäre (auch im etwas düsteren Sinne) nicht uneingeschränkt empfehlen.

(Autor: Manfred Selzer)
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